Doppelter Solar-Ertrag möglich? Balkonkraftwerk und PV-Anlage: Ist die Kombination erlaubt?
26.06.2025, 12:58 Uhr
Private Solaranlagen boomen. Immer öfter stellt sich Besitzern aber die Frage: Dürfen PV-Anlagen mit Balkonkraftwerken kombiniert werden?
(Foto: istockphoto.com)
Private Solarenergie erlebt in Deutschland einen beispiellosen Aufschwung. Nach Angaben der Bundesnetzagentur verzeichnen deutsche Hausdächer und Balkone einen kontinuierlichen Zuwachs an Photovoltaik. Viele Anlagenbetreiber beschäftigt dabei eine zentrale Frage: Ist eine Kombination aus Balkonkraftwerken und PV-Anlage überhaupt zulässig?
Die Frage nach der Kompatibilität eines parallelen Betriebs ist durchaus berechtigt, denn Photovoltaik-Anlagen und Balkonkraftwerke repräsentieren verschiedene Installationstypen mit unterschiedlichen technischen Spezifikationen. Während Balkonkraftwerke bei Anmeldung, Regelungen und Leistungsobergrenzen bevorzugt sind, bringen sie gleichzeitig auch bestimmte Einschränkungen mit sich.
Günstiges Balkonkraftwerk onPower von Solakon
Balkonkraftwerke gibt es meist als steckerfertige Komplett-Sets. So hat etwa der deutsche Anbieter Solakon eine preisgünstige Variante im Portfolio, die Solarmodule mit 2.000 Watt Peak (Wp) sowie einen Growatt-Wechselrichter mit 800 Watt Ausgangsleistung umfasst.
Das Balkonkraftwerk von Solakon im Detail:
- Zwei bifaziale Solarmodule mit insgesamt 2.000 Wp
- Growatt-Wechselrichter (800W) inklusive Solakon-App
- Ohne Halterungen
- Fünf-Meter-Anschlusskabel mit Schutzkontaktstecker
- Preis: 469,99 Euro
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
Balkonkraftwerk: Einspeisegrenze, Anmeldung und maximale Leistung
Für ein Balkonkraftwerk gelten Grenzen bei der maximalen Einspeiseleistung und der Leistung der angeschlossenen Solarmodule. Dabei sind steckerfertige Mini-Solaranlagen auf folgende Leistungsdaten beschränkt:
- Wechselrichter mit 800 Watt Einspeiseleistung
- Solarmodule mit insgesamt 2.000 Wp Leistung
Innerhalb dieser Grenzen können Balkonkraftwerke einfach per Schutzkontaktstecker ans Hausnetz angeschlossen werden. Eine Installation durch einen Elektriker ist nicht notwendig. Zudem gelten vereinfachte Anmelderegeln im Marktstammdatenregister – eine gesonderte Anmeldung beim Netzbetreiber ist seit Mai 2024 nicht mehr vorgeschrieben.
Balkonkraftwerkspeicher für gezielteren Energieverbrauch
Wer den tagsüber erzeugten Strom seines Balkonkraftwerkes gezielter nutzen möchte, kann über den Einsatz eines Batteriespeichers nachdenken. Diese sind mittlerweile recht erschwinglich – und können als All-in-One-Geräte sogar die Wechselrichter der Mini-Solaranlagen vollständig ersetzen.
Die Details des Stromspeichers:
- Kapazität: 2.560 Wattstunden (Wh)
- 800-Watt-Wechselrichter eingebaut
- Smarte Stromeinspeisung in Kombination mit Smart Meter (separat erhältlich)
- Zehn Jahre Garantie, 15 Jahre Lebensdauer (laut Hersteller)
PV-Anlage: Mehr Leistung und mehr Regeln
Bei größeren Photovoltaik-Anlagen mit mehreren Modulen auf dem Hausdach gelten wesentlich schärfere behördliche Vorschriften: Anmeldung, Netzanbindung und Inbetriebnahme dürfen ausschließlich von einer qualifizierten Elektrofachkraft vorgenommen werden. Ab einer festgelegten Leistungsgrenze von sieben Kilowattpeak sind darüber hinaus intelligente Messsysteme (Smart Meter) sowie ferngesteuerte Wechselrichter-Abschaltungen erforderlich, die zur Netzstabilität beitragen.
Hinzu kommen gestaffelte Einspeisevergütungen für den ins öffentliche Netz eingespeisten Überschussstrom. Je nach Anlagenleistung wird ein festgelegter Betrag pro eingespeister Kilowattstunde berechnet und dem Anlagenbetreiber ausgezahlt. Bei Balkonkraftwerken entfällt diese automatische Vergütung vollständig: Überschüssiger Strom wird unentgeltlich ins Netz eingespeist.
Dürfen PV-Anlagen und Balkonkraftwerke zusammen betrieben werden?
Die kurze Antwort lautet: Ja, steckerfertige Balkonkraftwerke und eine fachgerecht installierte PV-Anlage können problemlos parallel betrieben werden. Der technische Hintergrund ist dabei durchaus vielschichtig: Die 800-Watt-Begrenzung von Balkonkraftwerken bezieht sich auf die Wechselrichter-Ausgangsleistung und den entsprechenden Stromkreis, über den das Balkonkraftwerk eingebunden wird.
In der Regel ist eine größere PV-Anlage über einen separaten Stromkreis an den Hausverteiler angeschlossen, während Balkonkraftwerke mittels Schuko-Stecker das Hausnetz erreichen. Entscheidend dabei: PV-Anlage und Balkonkraftwerk gelten als voneinander unabhängige Systeme, die Stromeinspeisung des einen Systems hat keinen Einfluss auf die Leistungsbegrenzung des anderen.
Kleines Kraftwerk Duo XL: Balkonkraftwerk mit 1.000 Wp
Eine weitere, günstige Variante des typischen Balkonkraftwerkes ist dieses Komplett-Set von Kleines Kraftwerk. Besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Hoymiles-Wechselrichter, der in Tests besonders gut abgeschnitten hat.
Das Balkonkraftwerk von Kleines Kraftwerk im Detail:
- Zwei bifaziale Solarmodule mit 1.000 Wp
- Hoymiles HMS-800W-2T Wechselrichter (800 Watt) inklusive App-Überwachung
- Passende Halterungen für Gitterbalkone
- Fünf-Meter-Anschlusskabel mit Schutzkontaktstecker
- Preis: 499 Euro
PV-Anlage und Balkonkraftwerk gemeinsam: Ist das überhaupt sinnvoll?
Nur weil etwas erlaubt ist, ist es noch lange nicht sinnvoll. Und diese Sinnfrage stellt sich natürlich auch beim gemeinsamen Betrieb von PV-Anlage und Balkonkraftwerk. Die Antwort: Es kommt darauf an. Für denjenigen, der bereits eine große Solaranlage auf dem Dach besitzt, die hauptsächlich für den Eigenbedarf Strom produziert, zum Beispiel für ein Elektroauto oder die üblichen Haushaltsverbraucher, ist ein Balkonkraftwerk als Ergänzung nicht unbedingt zweckmäßig. Hier ist eher eine gut ausgebaute und per Smart Meter geregelte Speicherlösung sinnvoll, um den erzeugten Strom auch abends oder nachts effektiv zu nutzen.
Wird bei der PV-Anlage auf Direkteinspeisung und die damit verbundene Vergütung gesetzt, kann ein zusätzliches Balkonkraftwerk zur Deckung der Grundlast im Hausnetz durchaus Sinn ergeben. Ein kostengünstiges Balkonkraftwerk reduziert spürbar den Stromverbrauch durch Standby-Geräte, Waschmaschine oder Herd, während die größere PV-Anlage ihren Ertrag vollständig ins öffentliche Stromnetz einspeist und so zusätzliche Einnahmen für den Haushalt generiert.
Quelle: ntv.de