"Sportlichen Absturz verhindern" 1. FC Nürnberg entlässt Trainer Ismael
10.11.2014, 23:10 Uhr
Nach der sportlichen Talfahrt des "Club" muss Trainer Ismael gehen.
(Foto: imago/Zink)
Vier Stunden tagt der Vorstand des 1. FC Nürnberg und am Ende steht die Entscheidung, die allgemein erwartet wurde: Trainer Valerien Ismael ist seinen Job los. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernehmen die Fitness- und Torwarttrainer.
Nach gerade einmal 132 Tagen ist für Valérien Ismael beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg schon wieder Schluss: Wie erwartet reagierte der Club am Montagabend auf die sportliche Krise und entließ den 39 Jahre alten Franzosen nach einer mehrstündigen Sitzung des Aufsichtsrates. "Nach eingehender Beratung hat sich der Aufsichtsrat dem Antrag des Vorstandes und der sportlichen Leitung nicht verschlossen, Cheftrainer Valérien Ismael mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden", sagte der neue Aufsichtsrats-Boss Thomas Grethlein. Bereits im Vorfeld hatte er betont, dass die Leistung der Mannschaft "keine Argumente mehr" liefere: "Wir befinden uns in einer sehr kritischen Lage."
Das Training der Profis leiten Fitness- und Reha-Trainer Markus Zidek und Torwart-Trainer Daniel Klewer, bis ein neuer Chefcoach verpflichtet ist. "Es gibt noch kein Anforderungsprofil und es wurden noch keine Gespräche geführt", sagte Sportdirektor Martin Bader zur Nachfolgersuche.
Ismael ist damit auf seiner ersten Profistation als Trainer frühzeitig gescheitert. Mit nur vier Siegen aus 13 Spielen, dafür aber sieben Niederlagen, war die Bilanz ernüchternd. Die sofortige Rückkehr ins Oberhaus nach dem achten Abstieg erscheint für den FCN derzeit Utopie zu sein. Ein Trainerwechsel koste den Verein zwar wieder "einen Haufen Geld", sagte FCN-Finanzvorstand Ralf Woy (55) der Bild, "aber wichtig ist, dass der sportliche Absturz verhindert wird". Ismael ist der vierte Coach, der in der 2. Liga in dieser Saison entlassen wurde. Zuvor hatten sich bereits 1860 München, Erzgebirge Aue und St. Pauli von ihren Trainern getrennt.
Wolfgang Wolf will "auf gar keinen Fall"
Das blamable 1:2 beim SV Sandhausen hatte in Nürnberg für eine weitere Eskalation der ohnehin schon angespannten Situation gesorgt. Die "Bild" brachte nun bereits den Schweizer René Weiler, der aktuell ohne Verein ist und zuvor den FC Aarau trainierte, ins Gespräch. Zuletzt war Wolfgang Wolf, Leiter der Fußball-Abteilung beim "Club", als Kandidat gehandelt worden. Der 57-Jährige, der Nürnberg von 2003 bis 2005 trainiert hatte, sagte dem "Kicker" aber vor der Aufsichtsratssitzung: "Ich stehe auf keinen Fall zur Verfügung, auch nicht übergangsweise."
Seit 18.00 Uhr hatte der Aufsichtsrat um Grethlein getagt. Dabei ging es nicht nur um die Trainerfrage, das Gremium musste sich auch mit einem von Aufsichtsrats-Mitglied Günther Koch eingereichten Antrag auf eine Abwahl des Vorstands befassen - zum vierten Mal innerhalb der letzten Monate. Man habe "im Hinblick auf die zurückliegenden rund eineinhalb Jahre eine unbefriedigende Entwicklung im Verein konstatiert", sagte Grethlein. So sei ein weiteres Ergebnis der intensiven Aussprache auch der Beschluss, die vereinsinternen Strukturen kritisch zu überprüfen.
Sportvorstand Bader ("Ich bin kritikfähig"), dem die verfehlte Personalpolitik angelastet wird, darf vorerst weitermachen. Dem Gremium hatte er jedoch schon im Vorfeld der Sitzung signalisiert, "dass ich der Letzte bin, der sich der Verantwortung entzieht, wenn man eine personelle Veränderung vorhat". Schon bei der Mitgliederversammlung vor einigen Wochen hatte der 46-Jährige, der seit elf Jahren beim Club tätig ist, Rückendeckung erhalten.
Quelle: ntv.de, ino/sid