Abschlussfeier der Paralympics 17-Jährige trägt deutsche Fahne
20.03.2010, 12:09 Uhr"Wahnsinnige" Freude bei Anna Schaffelhuber, großer Frust bei Glenn Ikonen: Während die erst 17-jährige Schaffelhuber zur deutschen Fahnenträgerin bei der Abschlussfeier ernannt wird, sorgt der Schwede Ikonen für den ersten Dopingfall - und beteuert seine Unschuld.
Die 17-jährige Schülerin Anna Schaffelhuber wird bei der Abschlussfeier der X. Winter-Paralympics am Sonntag in Whistler die deutsche Fahne tragen. Das entschied die Mannschafts-Führung. "Ich kann es gar nicht richtig glauben. Damit hab ich ja fast noch weniger gerechnet als mit dem Medaillengewinn heute. Ich freue mich wahnsinnig", sagte das jüngste Mitglied des deutschen Teams.
Die Monoski-Fahrerin hatte zuvor überraschend Bronze im Super-G gewonnen. In ihrer Spezialdisziplin Slalom hatte die Sportlerin aus Bayerbach als Vierte nur knapp eine Medaillen verpasst, im Riesenslalom war sie Siebte geworden.
Ikonen positiv getestet
Den ersten positiven Dopingfall bei den Winter-Paralympics hat offenbar eine vergessene Ausnahmegenehmigung verursacht. Der schwedische Curler Glenn Ikonen nahm das ihm nachgewiesene blutdruckhemmende Mittel seit Jahren ein. Nach Informationen des Sport-Informationsdienstes hätte er aus gesundheitlichen Gründen eine Ausnahmegenehmigung zur Einnahme des Mittels bekommen können. Ikonen vergaß jedoch, diese zu beantragen.
"Ich habe nicht versucht, irgendwen zu betrügen", beteuerte der 54-Jährige nach Bekanntwerden des positiven Tests. Sein Arzt habe ihm das Mittel verschrieben und er habe ihn eigens vor der Abreise noch einmal befragt, ob alle Mittel unbedenklich seien. "Ich habe meinem Arzt vertraut. Ich hätte nie etwas getan, das illegal ist", so Ikonen.
"Leider ist es so, dass nicht alle Hausärzte in Bezug auf die Dopingbestimmungen gut im Bilde sind", sagt der deutsche Chef de Mission Karl Quade. Deshalb setzt der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit Nachdruck auf Aufklärung. "Wir machen den Athleten klar, dass jeder Athlet verpflichtet ist, jedes Medikament anzumelden", sagte Quade: "Auch die nicht rezeptpflichtigen."
Strafmaß wird noch verhandelt
Zur Aufklärung gehört auch, die Athleten über Möglichkeiten und Pflichten von Ausnahmegenehmigungen, so genannten TUEs (Therapy Use Exeptions) hinzuweisen. Wenn diese nötig sind, können sie beim IPC beantragt werden. Sollte dies im Fall von Ikonen wirklich versäumt worden sein, ist es laut Stinus "in erster Linie Sache des Sportlers, der dafür verantwortlich ist. Aber der Verband würde natürlich eine Mitschuld tragen."
Derzeit wird über ein Strafmaß gegen Ikonen beraten, zunächst tritt automatisch eine Zweijahres-Sperre in Kraft. Ikonens Mannschaft hat aber keine Konsequenzen zu befürchten, da laut IPC-Regelung erst bei zwei positiv getesteten Spielern eine Bestrafung des Teams erfolgen kann. Im Entscheidungsspiel gegen Italien, in dem die Schweden durch ein 6:5 das Halbfinale erreichten, wurde Ikonen nicht eingesetzt.
Quelle: ntv.de, dpa/sid