Peter Wright startet Aufholjagd 17-jähriges Darts-Wunderkind Luke Littler macht alle platt
02.01.2025, 08:03 Uhr
Paradiesvogel Peter Wright scheidet im Viertelfinale der Darts-WM gegen Stephen Bunting aus.
(Foto: PDC/Taylor Lanning)
Stephen Bunting verpasst Peter Wright im Viertelfinale der Darts-WM eine heftige Abreibung. Der Engländer zieht mit einem deutlichen 5:2-Sieg ins Halbfinale ein. Dort wartet Luke Littler. Der 17-jährige Teenager dominiert seinen Gegner Nathan Aspinall
Publikumsheld Stephen Bunting marschiert weiter ohne Probleme durch die Darts-WM. "The Bullet" (Die Kugel) setzt sich in der ersten Partie des Viertelfinal-Abends im Londoner Alexandra Palace beeindruckend souverän gegen Peter Wright durch, den anderen langjährigen Publikumsliebling.
Bunting schenkt dem zweifachen Weltmeister einen 5:2-Sieg ein, der sich für "Snakebite" (Schlangenbiss) brutal anzufühlen scheint. Spätestens im vierten Satz wirkt es so, als wäre Wright kurz davor, die weiße Fahne zu hissen. Zu dominant ist Bunting, zu schwach ist er selbst. Der Engländer, getragen von einem Großteil der 3200 Fans im "Ally Pally", nutzt so gut wie jede Chance zum Leg-Gewinn. Wright lässt dagegen immer wieder Darts auf die Doppelfelder aus oder kann in wichtigen Momenten nicht mit dem Scoring seines Gegners mithalten. Das ist die Geschichte des Spiels. Aber nur bis zum 4:0 für Bunting.
Dann bläst Wright plötzlich zur nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd. Der souveräne Satzgewinn zum 1:4 wirkt zunächst wie Ergebniskosmetik. Doch Wright verbindet diese mit einem Statement: "Ich bin noch hier", zeigt Wright an und deutet mit seinen Zeigefingern energisch in Richtung Bühnenboden. Die Ansage untermauert "Snakebite" im folgenden Satz. Ein beeindruckendes Finish über zweimal Doppel 19 lässt den Weltmeister von 2020 und 2022 tatsächlich an ein historisches Comeback glauben.
Bunting stoppt Aufholjagd
Aber die Hpyothek ist letztlich zu groß. Bunting kommt kurzzeitig zurück in den Modus, der ihn 4:0 in Führung brachte. "The Bullet" nutzt jede Chance. Die Peter-Wright-Gesänge der Fans verstummen und werden von "Let's Go Bunting mental" abgelöst. Der Engländer gewinnt das Duell der Publikumslieblinge letztlich 5:2 in den Sätzen.
Wright kann an diesem Neujahrsabend schlicht zu selten und vor allem zu spät an seinen beeindruckenden wie überraschenden 4:1-Erfolg über Luke Humphries drei Tage zuvor anknüpfen. Gegen den amtierenden Weltmeister hatte Wright trotz Husten eine bemerkenswerte Vorstellung abgeliefert und die Titelverteidigungs-Träume von Humphries zerstört. Obwohl es ihm laut eigener Aussage drei Tage später, am Tag des Bunting-Spiels, wieder besser geht, ist die Leistung des 54-jährigen Schotten letztlich deutlich schwächer als gegen den Weltranglisten-Ersten.
Littler dominiert Aspinall
Bunting kann dagegen weiter vom großen WM-Coup träumen. Der 39-Jährige aus der Nähe von Liverpool bekommt es im Halbfinale am Donnerstagabend mit dem 17-jährigen Darts-Wunderkind Luke Littler zu tun. Der Vorjahresfinalist gewinnt am späten Donnerstagabend ebenfalls mit 5:2 gegen seinen englischen Landsmann Nathan Aspinall.
Littler beginnt dominant, gewinnt die ersten beiden Sätze im Schnelldurchlauf. Dann schöpft Aspinall kurzzeitig Hoffnung. Der Weltranglisten-12. klaut Littler den dritten Satz und verkürzt. Im darauffolgenden Satz bietet sich Aspinall plötzlich sogar die Chance auf den Ausgleich, doch sein Dart auf Bullseye ist einen Millimeter zu ungenau. Littler geht stattdessen mit 3:1 in Führung und ist ab diesem Moment nicht mehr zu bremsen.

Klare Ansage Richtung WM-Titel: Luke Littler zieht souverän ins Halbfinale ein.
(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)
Zwischenzeitlich muss Aspinall sogar lachen, weil er den Superstar nicht unter Kontrolle bringen kann. Einen weiteren Satz gewinnt Aspinall noch, doch an den Sieg scheint der 33-Jährige längst nicht mehr zu glauben. Zurecht, denn Littler lässt sich nicht beirren und bringt das Halbfinale nach weniger als 50 Minuten Spielzeit schließlich in trockene Tücher.
Van Gerwen überzeugt mit Timing
In der Nachmittagssession hatten bereits Superstar Michael van Gerwen und Chris Dobey ihre Halbfinal-Plätze gebucht. Van Gerwen setzte sich in einer hochklassigen Partie mit 5:3-Sätzen gegen den englischen Außenseiter Callan Rydz durch, obwohl fast alle Statistiken gegen den Niederländer sprachen. Van Gerwen warf weniger 180er-Aufnahmen, traf etwas seltener die Doppelfelder und gewann weniger Legs als sein Gegner. Doch das Timing war auf der Seite des dreifachen Weltmeisters. Vier seiner fünf Sätze gewann van Gerwen im Entscheidungs-Leg. Die entscheidenden Doppel traf MvG häufiger als Rydz.
Dabei spielte auch die ungewohnte Ansetzung am Nachmittag keine Rolle. Van Gerwen, jahrelang einer von zwei Überspielern im Darts-Kosmos, hatte 53 Mal in der Abendsession der WM gespielt. Wegen Luke Littler und den beiden Fan-Favoriten Wright und Bunting wurde die Partie des Niederländers ausnahmsweise in den Nachmittag gelegt. Van Gerwen war es nach eigener Aussage egal. Am Ende zählt bekanntlich nur der Sieg, und der führt den 35-Jährigen ins Halbfinale gegen Chris Dobey.
Dobey gewinnt Nervenschlacht gegen Price
Der Engländer setzte sich in einer Nervenschlacht gegen Gerwyn Price ebenfalls mit 5:3 durch. Dobey, genannt "Hollywood", musste gegen einen zu Beginn gut aufgelegten "Iceman" zunächst leiden, gewann aber nach einem 0:2-Rückstand vier Sätze nacheinander. Beim Stand von 4:2 hätte Dobey den Sack bereits zu machen können. Der Engländer bekam es jedoch mit den Nerven zu tun. Fünf Matchdarts warf Dobey teils hanebüchen weit am Ziel vorbei. Price funkte dazwischen, gewann den Satz und verkürzte auf 3:4. Der Weltmeister von 2021 legte eine absurde Tanzeinlage hin, brüllte wie ein Löwe und wollte Dobey ins Nachdenken bringen.
Doch die Mätzchen führten Price nicht zum Erfolg. Zwar spielte Dobey im folgenden Satz alles andere als überragend, doch Price war selbst nicht zur Stelle. Die Darts fanden kaum noch ihren Weg ins anvisierte Ziel. Price hätte nur noch wegen Dobeys Fehler gewinnen können und nicht aus eigener Stärke. Aber "Hollywood" fand einen Weg zum Sieg, qualifizierte sich im dritten Versuch erstmals für das Halbfinale der Weltmeisterschaft und hofft jetzt auf den Coup gegen Michael van Gerwen.
Quelle: ntv.de