Sport

226-Zentimeter-Riese, CP3, Mavs 19-jähriges Wunderkind lehrt gesamte USA das Fürchten

Victor Wembanyama überragt sie alle und will die NBA aufmischen.

Victor Wembanyama überragt sie alle und will die NBA aufmischen.

(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)

Mehrere Basketball-Erdbeben erschüttern die USA. Der 226-Zentimeter-Teenager Victor Wembanyama bedient Träume und Fantasien: Aber kann er diesen gerecht werden? Chris Paul schielt auf den ersten NBA-Titel, Boston stellt sich neu auf - und Dallas gelingt ein cleverer Draft-Move.

Im Jahr 2004 läuft die "Queen Mary 2" in den Hamburger Hafen ein, Griechenland wird unter Otto Rehhagel Fußball-Europameister und Michael Schumacher gewinnt als erster Formel-1-Pilot zum siebten Mal den Weltmeistertitel. Am 4. Januar, von der weltweiten Aufmerksamkeit noch unbemerkt, spielt sich in jenem Jahr ein weiterer großer Moment ab. Victor Wembanyama wird geboren. Der heute 19-Jährige verändert eine ganze Sportart.

Wie weit Wembanyama 2004 noch in die Höhe schießt, ist nicht bekannt. Ob er damals, in Nanterre bei seiner Geburt, schon an Basketball dachte? Daran, die NBA und die gesamten USA im Sturm zu übernehmen? Unwahrscheinlich. Doch heute, neunzehneinhalb Jahre später, zittert jeder Basketball-Fan von Los Angeles über Dallas und Chicago bis New York vor dem französischen Wunderkind. "Wemby", Donnerstagnacht als Erster im jährlichen Draft von den San Antonio Spurs gezogen, wird als mittlerweile wohl 226 Zentimeter großer Teenager-Riese (mit Schuhen) das Basketball-Land überrennen. Da sind sich fast alle Experten sicher. So gut ist der 104-Kilogramm-Schlacks jetzt schon. So einzigartig. Ein Versprechen. Eine Fantasie.

Als Liga-Boss Adam Silver beim Draft als Erstes den Namen Wembanyama aussprach, was für niemanden mehr auch nur der Hauch einer Überraschung war, übermannten die Emotionen selbst den sonst so abgeklärten und für sein Alter sehr erwachsen wirkenden Teenager. "Ich habe etwas erreicht, von dem ich mein ganzes Leben geträumt habe. Diesen Satz von Adam Silver zu hören, davon habe ich so lange geträumt. Ich muss weinen", sagte er mit tränenüberströmten Gesicht und einem feuchten Taschentuch in der Hand.

Wird Wembanyama Fantasien erfüllen?

Dass Wembanyama mit den Spurs einen Titel gewinnen wird, steht für alle Experten fest. So er denn von Verletzungen versehrt bleibt. Als einer der größten Spieler der Liga besitzt der Teenager eine erstaunliche Spannweite von 2,4 Metern. Wembanyama könnte zudem noch wachsen und wird mit zunehmendem Alter natürlich mehr Gewicht auf die Waage bringen. Diese einzigartige Kombination aus Größe und Reichweite macht ihn laut Beobachtern zu einem Generationen-Talent. Weil er zusätzlich einen großen Werkzeugkoffer an Basketball-Fähigkeiten mitbringt. Er dribbelt den Ball fast wie ein Aufbauspieler, wirft Dreier aus Lauf und springt dabei mit einem Fuß ab. Sein Hype zieht immer wieder Vergleiche mit den frühen Tagen von LeBron James nach sich, der schon in der Highschool größte Aufmerksamkeit erregte.

Neben seinen Fähigkeiten zeichnet sich Wembanyama durch seine Arbeitsmoral und Entschlossenheit aus. Seit er in jungen Jahren mit dem Basketballspielen begonnen hat, zeigt er sowohl auf dem Spielfeld als auch beim Training abseits des Platzes großes Engagement, was ihn zum Mega-Talent gemacht hat, seinetwegen spielt die gesamte Sport-Welt verrückt (auch Vize-Weltmeister Kylian Mbappé besuchte die Spiele des Teenagers, der früher selbst als Torwart gekickt hat).

Wird Wembanyama den Träumen gerecht werden? Kann er all die Fantasien erfüllen? Auch das weiß seit dem 4. Januar 2004 bisher niemand. Fest steht aber mittlerweile: Die NBA hat noch nie einen Spieler mit Wembanyamas Fähigkeiten gesehen, was James, den Star der Los Angeles Lakers, dazu veranlasste, ihn als "ein Alien" zu bezeichnen.

Chris Paul zu den Warriors

Wembanyama ist derzeit aber nicht der einzige Aufreger in den USA. Gleich mehrere NBA-Erdbeben erschüttern die Staaten. Zum einen ist das Chris Paul. "CP3", einer der besten Point Guards aller Zeiten, der aber noch nie eine Meisterschaft feiern konnte. Nach dem bitteren Aus in den Playoffs mit seinen Phoenix Suns (trotz Superstar Kevin Durant, gegen den späteren Champion Denver Nuggets mit Nikola Jokic) war damit zu rechnen, dass Paul, mittlerweile schon 38 Jahre alt, abgegeben würde. Nur nahm die NBA-Welt an, er würde zurück zu den Los Angeles Clippers wechseln, wo er in der Hochzeit seiner Karriere Fans weltweit verzauberte. Doch es wurden die Golden State Warriors.

Mit diesem Paul-Trade hatte niemand gerechnet. Der Meister von 2022 schickt im Gegenzug Jungstar Jordan Poole, dem noch vor wenigen Tagen von den Warriors-Bossen ein langjähriger Verbleib bei den Kaliforniern versprochen wurde, zu den Washington Wizards, wo Paul zuletzt ein paar Tage unter Vertrag stand. Dadurch hatten sich die Suns unter anderem Guard Bradley Beal gesichert. Die Warriors gehen mit dem Trade gegen ihre größte Schwäche vor: ihre Tendenz, in der Offensive zu versagen, wenn der zweifache MVP Stephen Curry auf der Bank sitzt. Nachdem der 24-jährige Pool bei der Meisterschaft der vorletzten Saison eine bahnbrechende Rolle gespielt hatte, geriet er im vergangenen Jahr ins Hintertreffen. Golden State setzt damit auf "win now", da Curry im März bereits seinen 35. Geburtstag feierte und nicht mehr auf die Entwicklung junger Talente warten kann.

Ein weiterer NBA-Schocker: Am späten Mittwochabend holten die Boston Celtics Kristaps Porzingis von den Washington Wizards in einem Dreier-Deal, der auch den ehemaligen Defensivspieler des Jahres Marcus Smart zu den Memphis Grizzlies schickte. Center Porzingis hatte nach seiner unglücklichen Zeit bei den Dallas Mavericks in Washington die persönlich beste Saison seiner NBA-Karriere gespielt und soll mit den Starspieler Jayson Tatum und Jaylen Brown den Celtics endlich den ersehnten ersten Titel seit 2008 bringen. Auch Boston setzt also auf "win now".

Dallas und die Thompson-Zwillinge

Porzingis' Ex-Ex-Klub aus Dallas sorgt am Draft-Abend für Furore. Ihren 10. Pick tauschen die Mavericks mit Oklahoma City Thunder gegen deren 12. und 24. ein. In Dereck Lively II und Olivier-Maxence Prosper erhalten Luka Doncic und Co. zwei Top-Talente, die auch aufgrund ihrer geringen Rookie-Verträge wichtig sind, denn so hat Dallas seine Chancen verbessert, Superstar Kyrie Irving einen neuen Vertrag zu geben und trotzdem die sogenannte Luxussteuer in der nächsten Saison zu umgehen.

Weitere Draft-Night-Aufreger: Als Kommissar Silver die Zwillingsbrüder Amen und Ausar Thompson aufrief, wurde Geschichte geschrieben. Die Houston Rockets wählten Amen an Nummer 4 aus und die Detroit Pistons Ausar direkt im Anschluss. Die Thompsons sind damit die ersten Brüder, die seit dem Zusammenschluss der Ligen ABA und NBA im Jahr 1976 in den Top 5 des gleichen Drafts gepickt wurden. Zusammen mit Lonzo und LaMelo Ball sind sie gar die einzigen Brüder überhaupt, die in der Neuzeit in einem Draft unter die Top 5 kamen.

Aber über allem und allen strahlte natürlich: Victor Wembanyama. Mit seinen 226 Zentimetern. Seit 2004. Auch wenn es damals so viele ganz sicher noch nicht waren.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen