Sport

Konsequenzen in Sachsen 60 Spiele fallen aus

Die zuständigen Regionalverbände haben in Sachsen für das kommende Wochenende mehr als 60 Fußballspiele abgesetzt und wollen damit ein Zeichen gegen Gewalt setzen. Die Partien der Sachsenliga und im Bereich des Leipziger Fußballverbandes einschließlich seiner Kreisverbände werden nicht ausgetragen. Dies gab Klaus Reichenbach, Präsident des sächsischen Fußball-Verbandes (SFV), auf einer Pressekonferenz in der Sportschule Egidius Braun in Leipzig bekannt.

Der SFV folgte damit nach den Krawallen vom Samstag weitgehend der Empfehlung von DFB-Präsident Theo Zwanziger. Gespielt wird nun doch in den Bezirksverbänden Dresden und Chemnitz. Reichenbach sagte zudem, dass dem Sechstligisten 1. FC Lok Leipzig der Ausschluss aus seiner Spielklasse drohe. "Wir müssen überlegen, ob wir es uns auf Dauer erlauben können, so einen Verein in so einer Spielklasse zuzulassen", sagte Reichenbach: "Das muss auch den Fans klar werden, wenn sie das nicht akzeptieren, müssen wir den Verein in dieser Liga eliminieren."

Der DFB-Sicherheitsbeauftrage Helmut Spahn kündigte neue Sicherheitsrichtlinien auch für die unteren Ligen an. Dabei würde es um bundesweite Stadionverbote und konsequente Anzeige durch die Vereine gegen die betroffenen Personen bei Verstoß gegen das Hausrecht gehen.

Anklagen werden vorbereitet


Eine "zügige Anklage" versprach auch die Staatsanwaltschaft gegen drei Tatverdächtige. Laut des Sprechers der Leipziger Behörde, Staatsanwalt Ricardo Schulz, könne dies schon in ein bis zwei Wochen der Fall sein. Gegen drei Rowdies wird derzeit wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Der Gesetzgeber sieht bei einer Verurteilung als Strafmaß eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor.

"Der Tatverdacht liegt vor, aber einen Haftgrund haben wir nicht gesehen", begründete Schulz die schnellen Freilassungen, die in der Öffentlichkeit für Empörung gesorgt hatten. Die drei Leipziger seien nicht vorbestraft und beruflich gebunden. Zwei weitere Personen, deren Personalien aufgenommen wurden, gehörten bereits nach Auffassung der Polizei nicht zum Täterkreis.

"Leeres Stadion besser als toter Polizist"

Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo kündigte ein härteres Vorgehen gegen Fußball-Hooligans an. Demnach sollen bei brisanten Spielen sachsenweit so genannte Sport-Staatsanwälte zum Einsatz kommen, die bei Bedarf an Ort und Stelle Haftbefehle beantragen können. Selbst Gesetzesänderungen schloss der CDU-Politiker nicht aus; Details nannte er nicht. "So kann und darf es nicht weitergehen", sagte der Minister in Dresden und gab zudem an, dass sich die Zahl der verletzten Polizisten von 36 auf 39 erhöht habe.

"Ein leeres Fußballstadion ist mir tausend Mal lieber als die Beerdigung eines Polizisten", betonte Buttolo. Beim Einsatz in Leipzig sei man besorgt um das Leib und Leben der Beamten gewesen. Der Leipziger Polizeichef Rolf Müller erinnerte an jenen Zivilbeamten, der von Hooligans gejagt wurde und dann einen Warnschuss abgab. Die Täter hätten ihn mit den Worten "Macht ihn platt. Du kommst nicht mehr heim" verfolgt.

Verein weist Vorwürfe zurück

Unterdessen wehrt sich der 1. FC Lok Leipzig gegen Vorwürfe, vor den Ausschreitungen am vergangenen Samstag Sicherheitsstandards nicht eingehalten zu haben. Nach einer Sitzung des Präsidiums und des Aufsichtsrates am späten Montagabend teilte der Bezirksligist mit, dass er die Lage vor dem Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue II (0:3) nicht unterschätzt habe.

"Wie seit drei Jahren wurde auch vor diesem Spiel eine Sicherheitskonferenz, wie sie jeder Oberligaverein machen muss, durchgeführt. Alle Sicherheitsmaßnahmen, auch strenge Einlasskontrollen, wurden einvernehmlich mit Vertretern der Stadt Leipzig sowie der Polizei abgestimmt", teilte der Verein in einer schriftlichen Erklärung mit.

Es sei unverständlich, dass der sächsische Innenminister Buttulo und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung dem Verein im Nachhinein ein Fehlverhalten anlasten wollten. "Nach dem Umfang des Kartenvorverkaufs wurde das Ordnerkontingent weiter aufgestockt. So waren insgesamt 45 gewerbliche, 20 vereinseigene und elf Ordner des Gastvereins im Einsatz, das sind rund 40 Prozent mehr als die Spielordnung des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV) es fordert", heißt es in der Pressemitteilung.

Hooligans als Ordner

Buttolo hielt dagegen und warf erneut dem 1. FC Lok Versäumnisse vor. Er halte es für dringend geboten, dass die von den Vereinen eingesetzten Sicherheitsdienste durch den DFB oder den SFV zertifiziert werden. "Es muss den Verbänden klar gemacht werden, dass diese Zertifizierung künftig eine Voraussetzung sein muss, wenn es um die Vergabe von Lizenzen geht." In Wiederholungsfällen müsse es Spiele ohne Publikum geben. Eher sei die finanzielle Not der Vereine in Kauf zu nehmen.

Auch bei der Polizei sitzt der Frust tief. Entgegen der Eigendarstellung war der Klub keineswegs frei von Fehlverhalten. Matthias Kubitz, Chef der Polizei-Gewerkschaft in Sachsen, verwies auf völlig unzureichende Sicherheitskontrollen des Vereins. Einige Ordner stünden den Beamten bei Auswärtsspielen als Hooligans gegenüber, erklärte Kubitz. Da werde der Bock zum Gärtner gemacht.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen