Fußball-Bundesliga Acht Tore in Bochum
04.11.2007, 18:49 UhrBeim 5:3 (4:0)-Torfestival gegen einen zunächst desolaten VfL Wolfsburg hat der VfL Bochum den erhofften Befreiungsschlag geschafft. Nach neun sieglosen Pflichtspielen hintereinander verließen die Westfalen in einem Spiel zweier offener Abwehrreihen die Abstiegsplätze der Fußball-Bundesliga und stoppten die Erfolgsserie der Wolfsburger mit zuletzt sieben Spielen ohne Niederlage. Vor 20.940 Zuschauern trafen für Bochum der überragende Stanislas Sestak (4./44. Minute), Marcel Maltritz (20./Foulelfmeter), Danny Fuchs (42.) und Joel Epalle (63.). Die Gegentreffer durch Marcel Schäfer (50.) und Grafite (56./73.) waren kaum mehr als Ergebniskosmetik der für 34 Millionen Euro verstärkten, aber in der ersten Halbzeit wie ein Absteiger spielenden Wolfsburger.
Im Bochumer Tor kam die etatmäßige Nummer drei Rene Renno zu seinem ersten Saisonspiel, weil sich die Jan Lastuvka im Abschlusstraining eine Ellbogenverletzung zugezogen hatte. Bei den Gästen spielte in der Innenverteidigung der Argentinier Facunda Quiroga für Jan Simunek (Oberschenkelprellung). Die neu formierte Wolfsburger Innenverteidigung mit Quiroga und Alexander Madlung sah bereits in der 4. Minute alt aus: Keiner fühlte sich sich für Sestak zuständig, der völlig frei vor VfL-Torwart Simon Jentzsch auftauchte und nach Flanke von Joel Eppalle aus kurzer Distanz zur Bochumer Führung einköpfte.
Die frühe Führung verlieh dem Spiel der ohne fünf Stammspieler angetretenen Gastgeber Sicherheit. Bis auf einen Schuss von Vlad Munteanu (16.) war von Wolfsburger Offensivbemühungen wenig zu sehen. Der konstante Druck der Westfalen führte zum 2:0. Jentsch brachte im Strafraum Marcin Maciel zu Fall, den fälligen Foulelfmeter verwandelte Maltritz. Die völlig enttäuschenden Wolfsburger waren in allen Belangen unterlegen: Vieles blieb Stückwerk oder resultierte wie bei einer Möglichkeit von Marcelinho (34.) aus Einzelaktionen. Auch den Treffern von Fuchs und erneut Sestak kurz vor der Pause gingen haarsträubende Wolfsburger Fehler voraus. Bochum hätte zur Halbzeit sogar höher als 4:0 führen können.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit, die der völlig indisponierte Quiroga nur noch von der Bank erlebte, machte die Mannschaft von Trainer Marcel Koller den Fehler, sich nach der klaren Führung komplett zurückzuziehen. Prompt kamen die nach einer Standpauke von Felix Magath agileren Wolfsburger zu zwei schnellen Treffern durch Schäfer und Grafite. Doch statt weiter gegen die nun nervösen Bochumer nachzusetzen, offenbarte sich beim entscheidenden 5:2 von Epalle das ganze Dilemma der kaum vorhandenen Wolfsburger Defensive. Nahezu ungestört konnten die Bochumer den Ball im gegnerischen Strafraum zupassen. Nach dem 3:5 durch Grafite hatten beide Teams genug vom Toreschießen.
Karlsruhe beeindruckt weiter
Mit bemerkenswertem Kampfgeist und Elan hat der Karlsruher SC seinen Eroberungszug in der Fußball-Bundesliga fortgesetzt. Die Badener gewannen das Duell der Aufsteiger gegen den MSV Duisburg mit 1:0 (1:0). Abwehrchef Mario Eggimann beendet mit seinem Kopfballtreffer (29. Minute) nach drei Nullnummern und 305 Minuten die Torflaute und verhalf seinem Team zum erneuten Sprung auf den vierten Tabellenplatz. Stürmer Edmond Kapllani scheiterte in der 87. Minute noch mit einem Foulelfmeter an MSV- Torwart Tom Starke. Duisburgs Björn Schlicke hatte den Strafstoß verschuldet und sah für sein Foul an Tamas Hajnal die Rote Karte.
Die seit sechs Liga-Spielen ungeschlagenen Karlsruher liegen nach dem 12. Spieltag immerhin fünf Zähler vor den deutlich höher eingeschätzten Teams von Schalke 04 und Bayer Leverkusen. Die in den vergangenen acht Spielen nun sieben Mal bezwungenen Duisburger stecken mit neun Punkten als 17. weiter tief im Tabellenkeller.
Abwehrmann Roque Junior feierte sein Debüt im Duisburg-Dress. Beim Bundesliga-Comeback nach zehn Monaten zeigte der brasilianische Weltmeister von 2002 und frühere Leverkusener eine ansprechende Leistung, wurde aber von der Karlsruher Offensive auch nicht übermäßig gefordert. Der KSC setzte trotz der Torflaute und dem Ausscheiden im DFB-Pokal weiter auf Edmond Kapllani als einzige Spitze, doch der Albaner präsentierte sich nicht nur bei seinem Elfmeter-Fehlschuss in unzureichender Verfassung.
Noch geruhsamer hatte es Karlsruhes neuer Schlussmann Jean-Francois Kornetzky, der bei seinem ersten Ligaeinsatz für den verletzten Markus Miller von der erschreckend harmlosen MSV-Offensive zunächst gar nicht gefordert wurde. Auch der für die letzte Viertelstunde eingewechselte Ailton beschwor keine Gefahr mehr herauf.
Der KSC setzte auf seine erfolgreich praktizierten Tugenden: Mit Kampf und Wille allein war den Duisburgern aber zunächst kein Schaden zuzufügen. Die 27.714 Zuschauer im Wildparkstadion sahen somit eine Partie auf äußerst mäßigem Niveau. Bezeichnenderweise wurde der Bann durch einen Standardsituation gebrochen. Einen Freistoß von Hajnal köpfte Kapitän Eggimann zu seinem dritten Saisontor ins MSV-Gehäuse. Den letzten KSC-Treffer hatte Christian Timm am 6. Oktober beim 2:0 auf Schalke erzielt. Nach dem Führungstor hätten die Hausherren für eine beruhigende Halbzeitführung sorgen können, doch Massimilian Porcello (33.) zog einen Schuss am Tor vorbei und Kapllani (39.) verstolperte in aussichtsreicher Position den Ball.
In der zweiten Halbzeit gaben die Duisburger ihre strikte Defensivhaltung notgedrungen auf. Die Karlsruher beschränkten sich ihrerseits darauf, dass Ergebnis zu verwalten. Manasseh Ishiaku, der nach auskurierter Zerrung vor der Einwechslung von Ailton und Markus Daun als einzige Duisburger Spitze agierte, boten sich zwei große Chancen (50./75.) zum Ausgleich. Auf der Gegenseite hätte Kapllani (71.) schon nach einem Konter über Timm alles klar machen können. Später scheiterte er auch noch per Strafstoß.
Quelle: ntv.de