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Rechtzeitig zur Vierschanzentournee Adler legen "Bindungsängste" ab

Der Finne Ilkka Tuomikoski ist für Simon Ammans Wunderbindung verantwortlich.

Der Finne Ilkka Tuomikoski ist für Simon Ammans Wunderbindung verantwortlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Skispringen ist auch immer ein Teil Materialschlacht. Und so werden bei den DSV-Adlern die Leistungen des Saisonbeginns gerne auf individuelle Probleme mit der Skibindung zurückgeführt. Glaubt man Trainer Werner Schuster, dann sind die "Bindungsprobleme" nun aber behoben.

Die "Bindungsängste" sind verflogen, das Vertrauen ins Material ist zurückgekehrt. Nach einer intensiven und zum Teil auch turbulenten Probephase haben Deutschlands Skispringer zum Auftakt der Vierschanzentournee ihre Probleme mit der neuen Bindung vorerst gelöst. "Wir haben versucht, bei jedem Sportler das Set up zu verbessern. Jetzt stimmt das Paket", sagt Bundestrainer Werner Schuster.

Als Simon Ammann mit einer neuartigen Bindung in Vancouver überlegen zum doppelten Olympiasieg flog, brachte dies alle anderen Nationen in Zugzwang. Die DSV-Springer zogen im Sommer nach und stiegen auf eine vom Berliner Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) ausgetüftelte Bindung um. Doch damit begann insbesondere für die Routiniers Martin Schmitt und Michael Uhrmann eine Odyssee.

Altstars mit Problemen

"Auf dem Bindungssektor waren wir sehr aktiv und haben versucht, das aggressiv voranzutreiben. Das Entwicklungstempo einiger Springer hat mit meinen Visionen aber nicht Schritt gehalten", berichtet Schuster. Am Willen der Altstars lag dies jedoch nicht. "Man kann unseren Leuten nicht vorwerfen, dass sie sich nicht darauf einstellen wollten. Sie haben definitiv mitgezogen", versichert der Chefcoach.

Während junge Athleten wie Severin Freund, der für Schuster als Testpilot fungierte, schnell vorankamen, stellten sich bei den Routiniers kaum Fortschritte ein. "Wir haben nicht die konservative Variante wie viele anderen Nationen gewählt, sondern sind Risiko gegangen", betont Schmitt.

Wer "passiv bleibt, tritt auf der Stelle"

Weil er nicht zurecht kam, wechselte der 32-Jährige im Herbst auf ein slowenisches Fabrikat. Kurz vor Saisonbeginn stellte das FES eine modifizierte Bindung zur Verfügung. Schmitt wechselte wieder - und sprang trotzdem hinterher. Bei der Tournee vertraut der viermalige Weltmeister nun wieder auf die slowenische Bindung und verzeichnete als Sechster in der Qualifikation für das Auftaktspringen in Oberstdorf einen ersten Achtungserfolg.

Etwas anders lief es bei Uhrmann, der sich im Sommer auf Anhieb mit dem neuen Material anfreundete. "Er hat sehr schnell erkannt, dass er beim Thema Bindung auf den Zug aufspringen muss", so Schuster. Doch im Herbst waren Form und Vertrauen weg. Der Mannschafts-Olympiasieger von 2002 setzte daher auf die Vorschlaghammer-Methode. "Bei mir ist der Knopf erst aufgegangen, als ich das Material auf Null geschraubt habe. Ich konnte mit dem Bindungssystem nicht umgehen", hält Uhrmann fest.

Wie Tournee-Titelverteidiger Andreas Kofler aus Österreich springt er jetzt wieder mit einer Bindung des alten Typs ohne gebogene Stange. Solange der Familienvater aus Rastbüchl dies gut tut, wird es Schuster egal sein. Der Bundestrainer vertritt zwar die Meinung, "wenn man passiv bleibt, tritt man auf der Stelle". Doch er weiß auch: "Die Bindung ist ein Hilfsmittel - kein Heilmittel."

Quelle: ntv.de, Eric Dobias, dpa

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