Sport

Rettung für Verein, Liga und Fußball Alle Hoffnung auf Beckham

An die Gegebenheiten seiner neuen Wahlheimat muss sich David Beckham erst noch gewöhnen. Als er am Freitag bei seiner Vorstellung im Stadion der Los Angeles Galaxy über den Fußball sprechen wollte, rutschte ihm kurz das Wort "Football" heraus, bevor er sich unter dem Gelächter der 5000 anwesenden Fans schnell zum "Soccer" verbesserte. Andere Dinge haben sich für den 94-maligen englischen Nationalspieler nicht verändert. Seit "Becks" Mitte der Woche dem aus London kommmenden Flieger entstieg, werden der neue Superstar des US-Fußballs und seine Gattin Victoria auf Schritt und Tritt von Reportern und Kameras verfolgt.

Es war der Tag, auf den die einstige Fussball-Diaspora USA seit dem 11. Januar gewartet hatte. Damals unterschrieb Beckham einen Fünfjahresvertrag, dessen Gesamtumfang von rund 250 Millionen Dollar ihn über Nacht zum höchstbezahlten Sportler der USA beförderte. So fiel es dem Mittelfeldstrategen verständlicherweise nicht schwer, quasi aus der Portokasse 22 Millionen für eine schicke Villa mit Meeresblick im noblen Beverly Hills hinzublättern. Dorthin verzog sich Beckham auch erst einmal, nachdem er beim US-Debut von einer Pressekonferenz zur anderen gereicht wurde.

"Ob sie es glauben oder nicht, trotz des Rummels bin ich auf dem Boden geblieben und versuche, meinen Alltag so normal wie möglich zu leben. Sobald ich hier raus bin, geht es nach Hause in den Pool zu meinen Kindern", sagte er und verabschiedete sich am späten Nachmittag bei seinem letzten Werbeauftritt, wohl wissend, dass draußen Dutzende von Paparazzis mit Fotoapparaten und Filmkameras lauerten. Bis zum Montag hat das derzeit prominenteste Ehepaar Kaliforniens frei, bevor Beckham die Behandlung seines lädierten Knöchels fortsetzt. Gattin "Posh" präsentiert zu diesem Zeitpunkt ihr eigenes Special auf dem Fernsehsender NBC, um die PR-Kampagne für die Wiedervereinigung der Spice Girls voranzutreiben.

Ob die "wichtigste britische Invasion seit den Beatles" (ESPN) tatsächlich am kommenden Samstag beim Freundschaftsspiel gegen den FC Chelsea wieder auf dem Platz steht, soll sich erst am Mittwoch entscheiden. "Letzte Woche habe ich in Frankreich täglich rund 45 Kilometer auf dem Trainingsrad gesessen. Das hat geholfen. Trotzdem schwoll der Knöchel beim Jogging noch etwas an. Ich hoffe, dass ich in der zweiten Wochenhälfte beim Mannschaftstraining dabei bin", so Beckham.

Den Galaxy kommt die Ankunft ihres Hoffnungsträgers gerade recht. Mit nur drei Siegen aus zwölf Spielen belegen sie derzeit nur den vorletzten Platz der Western Conference. Trotzdem glaubt Coach Frank Yallop noch an die Playoff-Teilnahme. Beckham sei schließlich das letzte und wichtigste Teil eines Puzzles - allerdings nicht auf der bevorzugten rechten Außenbahn, sondern im zentralen Mittelfeld, wo er die ersten acht Monate seiner Zeit bei Real Madrid verbrachte.

Die Renaissance des Clubs aus dem Vorort Carson ist derweil nur ein Teil der Beckham-Mission. Der 32-Jährige soll im Stile eines Kreuzritters quasi "nebenbei" eine kriselnde Liga retten, in der nur zwei von 13 Klubs schwarze Zahlen schreiben. Mehr noch, der Fünfjahresplan der Major League Soccer (MLS) sieht vor, dass Mehreinnahmen aus dem Beckham-Boom in den Nachwuchs gesteckt werden, der dann die arrivierte Konkurrenz endgültig das Fürchten lernen soll. So richtig will jenseits des Atlantiks aber niemand an den Siegeszug des schlafenden Riesen Soccer glauben. Nach einer aktuellen Umfrage wollen nicht einmal zehn Prozent der US-Sportfans im Fernsehen zum "anderen" Football umschalten.

von Frank Hoffmann, sid

Quelle: ntv.de

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