6,7 Millionen Euro für Olympiasiege? Amateurboxer unter Verdacht
23.09.2011, 15:22 UhrDas Internationale Olympische Komitee prüft Korruptionsvorwürfe gegen die Amateur-Boxföderation AIBA. Der britische Fernsehsender BBC behauptet, dass der Weltverband von einem Investor aus Aserbaidschan mehrere Millionen Dollar erhalten habe. Gegenleistung: zwei Goldmedaillen für Aserbaidschan im olympischen Boxturnier im kommenden Jahr in London.

"Es gibt in der AIBA eine Null-Toleranz-Politik in dieser Sache": Wu Ching-Kuo.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Weltverband der Amateurboxer soll in eine spektakuläre Korruptionsaffäre verwickelt sein. Wie der britische Fernsehsender BBC berichtet, habe die AIBA Aserbaidschan zwei Goldmedaillen beim olympischen Box-Turnier 2012 in London zugesagt. Gegenleistung sei, dass Aserbaidschans Boxverband die von der AIBA installierte World Series of Boxing mit 6,7 Millionen Euro aus einer geheimen Quelle gefördert haben soll.
Die AIBA wehrte sich gegen die Vorwürfe. "Andeutungen, dass im Gegenzug für diese Summe Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen versprochen wurden, sind absurd und absolut falsch", sagte Präsident Wu Ching-Kuo, kündigte aber dennoch eine Untersuchung an: "Es gibt in der AIBA eine Null-Toleranz-Politik in dieser Sache." Auch das Internationale Olympische Komitee hat reagiert. Sprecher Mark Adams versicherte, Korruptionsvorwürfe sehr ernst zu nehmen und forderte den Fernsehsender auf, Beweise zu liefern. Falls nötig, werde das IOC dann weitere Schritte übernehmen.
Nicht zum ersten Mal unter Betrugsverdacht
Die AIBA steht nicht zum ersten Mal unter Betrugsverdacht. Bereits nach den Olympischen Spielen 2004 in Athen hatte es wegen angeblich manipulierter Kampfrichter-Urteile Konsequenzen gegeben. Das IOC hatte über zwei Jahre eine Million Dollar für die AIBA zurückbehalten. Das Geld floss erst, nachdem der fast 25 Jahre lang nahezu diktatorisch die Geschicke des Weltverbandes bestimmende Präsident Anwar Chowdry abgetreten war. Der greise Funktionär aus Pakistan stand im Mittelpunkt zahlreicher dubioser Affären.
Wenige Tage nach den Sommerspielen 2008 in Peking war der rumänische Funktionär Rudel Obreja wegen des "möglichen Versuchs der Manipulation" beim olympischen Boxturnier suspendiert worden. Laut AIBA gab es schon Monate vor den Spielen in Peking Verdachtsmomente, es seien deshalb entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen worden. Zudem wurde auch das IOC eingeschaltet, das einen unabhängigen Beobachter einschaltete. Am 22. August 2008 wurde Obreja dann suspendiert. Er erhob seinerseits Vorwürfe gegen Offizielle der AIBA mit dem Hinweis auf etliche umstrittene Kampf-Entscheidungen.
Quelle: ntv.de, sid/dpa