Nach Polizistenmord Anwalt dementiert Geständnis
08.02.2007, 11:05 UhrDer Anwalt des nach den Fußball-Krawallen im sizilianischen Catania unter Mordverdacht stehenden 17-jährigen hat am Donnerstagabend das in Italien verbreitete Teilgeständnis des Tatverdächtigen dementiert. Giuseppe Lipera stellte im italienischen Fernsehen klar, dass sein Mandant lediglich eingeräumt habe, dass er bei den Ausschreitungen dabei gewesen sei, nicht aber den bei den Krawallen getöteten Polizisten Filippo Raciti angegriffen habe.
Zuvor hatte laut Medienberichten die Polizei in Catania mitgeteilt, dass der Fußball-Anhänger den Totschlag gestanden habe. Der Jugendliche war am Dienstag als Tatverdächtiger bei den schweren Krawallen am Rande des sizilianischen Derbys Catania Calcio gegen US Palermo festgenommen worden. Die Ermittler hätten ihn als jenes Mitglied der "Ultras" wiedererkannt, das Raciti mit einem Waschbecken getroffen hatte, das von den Toilettenanlagen der Nord-Kurve des Stadions "Angelo Massimino" herausgerissen worden war.
Die Polizei hatte Videoaufnahmen überprüft, um die Mörder des Polizisten Raciti zu identifizieren. Tränengas und zum Großteil vermummte Verdächtigte erschweren laut Polizeiangaben die Identifizierung. Die Zahl der wegen der Ausschreitungen in Sizilien festgenommenen Personen ist unterdessen auf 41 gestiegen. Zu ihnen zählen 15 Minderjährige.
Italien spielt wieder Fußball
Nur sechs Fußballstadien in Italien entsprechen den gesetzlichen Sicherheitsvorschriften. Dies teilte der Nationale Sicherheitsrat am Donnerstag nach seiner Sitzung in Rom mit. 25 Arenen genügten nicht den Bestimmungen. In welchen Stadien in der am Wochenende wieder startenden Meisterschaft vor Publikum gespielt werden dürfe, werde "innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden" offiziell mitgeteilt, sagte Italiens stellvertretender Polizeichef Antonio Manganelli. In Kürze gebe es weitere Untersuchungen und Sitzungen.
Die "La Gazzetta dello Sport" berichtete dagegen unter Berufung auf die Sicherheitsratssitzung am Donnerstag, dass elf von 21 Fußballspielen in der ersten und zweiten Liga am Wochenende ohne Publikum stattfinden würden. Definitiv regelkonform sind bislang die Stadien in Rom, Genua, Siena, Cagliari, Turin und Palermo.
Erweiterter Strafkatalog
Einem Dekret der Regierung zufolge wird die erlaubte Festhaltung gewalttätiger Anhänger von bisher maximal 36 auf 48 Stunden verlängert. Drakonische Haftstrafen zwischen fünf und 15 Jahren sind für Ultras vorgesehen, die Gewalttaten gegen Polizisten begehen und dabei Gegenstände, Knallkörper und anderes Material verwenden.
Bisher betrugen die Strafen in diesen Fällen maximal drei Jahre. Gewalttätigen Fans kann der Zugang zum Stadion für bis zu fünf Jahren untersagt werden. Bisher waren maximal drei Jahre Sperre vorgesehen. Dazu wird eine Geldstrafe von 10.000 Euro verhängt.
Stadionverbote für gewaltbereite Fans können auch dann ausgesprochen werden, wenn keine Verurteilung vorliegt. Strafen sind auch für Tifosi vorgesehen, die bei Sportevents mit Feuerwerkskörpern oder Tränengas die öffentliche Sicherheit gefährden. In diesen Fällen drohen bis zu vier Jahre Haft. Bisher betrug die Höchststrafe drei Jahre.
Quelle: ntv.de