Bayern und Bayer im Torrausch Ära Hitzfeld bald vorbei?
20.12.2007, 13:29 UhrDie zweite Ära Ottmar Hitzfeld bei Bayern München wird voraussichtlich im Sommer 2008 vorbei sein. "Natürlich weiß ich schon, wie es weitergeht. Aber ich werde den Bayern meine Entscheidung erst Ende Januar mitteilen. Mein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2008, die Rückrunde werde ich auf jeden Fall bei Bayern sein, und ich werde Vollgas geben, um noch den einen oder anderen Titel zu holen", sagte der Trainer des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach dem 6:0 (2:0) gegen Aris Saloniki vieldeutig.
Auch Bayer Leverkusen, der zweite am Mittwoch im UEFA-Cup beschäftigte Bundesligist, feierte beim 5:0 (2:0) beim FC Zürich ein Torfestival und außerdem den höchsten Europacup-Auswärtssieg aller Zeiten. "Wir haben uns bewährt und sind auf einem sehr guten Weg. Diese Gruppe war eine hohe Hausnummer. Das Fazit nach der Hinrunde fällt auf jeden Fall positiv aus", bilanzierte Bayer-Coach Michael Skibbe.
Alles wieder bestens?
Im Mittelpunkt des Interesses stand aber der Bundesliga-Herbstmeister aus München. Nach der glanzvollen Frustbewältigung im UEFA-Pokal geht der FC Bayern mit neuer Selbstgewissheit in die Winterpause. Als Gruppenerster zogen die Bayern damit in die K.o.-Runde ein, Tabellenführer sind sie in der Bundesliga, im DFB-Pokal steht man im Achtelfinale. "Wenn man 6:0 gewinnt, hat man schöne Ruhe im Haus. Das war wichtig für den ganzen Verein, nicht allein für Hitzfeld. Das war das Einzige, was uns zuletzt gefehlt hat: ein klarer Sieg", sagte Mark van Bommel. Alles also wieder bestens?
Nicht ganz: Denn der Trainer, dessen Herz die Fans nach dem zuletzt häufig vermissten Spektakel und der unvergessenen Schelte von Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge ("Fußball ist keine Mathematik") mit Sprechchören wärmten, hatte indirekt seinen Abschied im Sommer angekündigt.
Aussagen deuten auf Abschied
Wahrscheinlich nach dem Trainingslager in Marbella Mitte Januar werde man sich zusammensetzen, um die Zukunft abzustimmen, erklärte Manager Uli Hoeneß. Doch Hitzfelds Aussagen lassen darauf schließen, dass er innerlich bereits eine Entscheidung gegen eine Verlängerung bei den Bayern und für das Amt des Nationaltrainers in der Schweiz getroffen hat. "Die letzten Wochen waren hart. Es war auch viel Polemik dabei", gab Hitzfeld Einblick. Rummenigge habe sich entschuldigt, das Arbeitsklima sei "okay".
Dieser rauschende Abend verhüllte wie der Nebel die Arena zunächst einmal die Wunden der Vergangenheit, wenngleich er sie nicht ganz verdecken konnte. Die von Luca Toni mit seinen vier Toren zwischen der 25. und 66. Minute gereichte "Quattro Stagioni" sowie das Dessert durch Christian Lell (78.) und Philipp Lahm (81.) machte Appetit auf 2008 und lenkte den Blick von den personellen auf die sportlichen Herausforderungen.
Unabhängig vom wahrscheinlichen Abschied des Trainers rief Hoeneß neue Ziele aus. "Wenn es läuft wie heute, dann ist alles wieder da, was verloren schien. Das schlummerte nur. Die Klasse ist da, du musst sie nur wecken", sagte der Manager.
Strahlemänner Völler und Skibbe
Unterdessen hätte die Stimmung auf der Leverkusener Weihnachtsfeier im Zürcher Szenelokal "Kaufleuten" kaum besser sein können. Nach dem Kantersieg im Zürcher Letzigrund-Stadion und dem damit verbundenen Gruppensieg im UEFA-Cup strahlten Bayer-Sportchef Rudi Völler und Skibbe um die Wette.
Bis tief in die Nacht wurde der erfolgreiche Jahresabschluss mit der gesamten Bayer-Belegschaft, die extra in die Schweizer Metropole eingeflogen worden war, begossen. In der Zwischenrunde (13./14. und 21. Februar) trifft der Bundesliga-Vierte auf einen Gruppendritten und hat im Rückspiel Heimrecht, was Skibbe als großen Vorteil ansieht: "Das kommt unserer Spielweise sehr entgegen.
Zum großen Gewinner avancierte dabei der Russe Dimitri Bulykin. Mit zwei Treffern (23. und 57.) verlängerte der Stürmer seinen auslaufenden Vertrag zum 31. Dezember quasi selbst um ein halbes Jahr. "Er muss sich keine Sorgen machen. Er hat sich weiter empfohlen. Mit ihm haben wir eine weitere Alternative im Sturm", sagte Skibbe.
Quelle: ntv.de