Trotz Schlüsselbeinbruchs Armstrong will zum Giro
25.03.2009, 15:59 UhrDer Bruch ist schlimmer als befürchtet, doch Lance Armstrong will die 100-Jahr-Feier des Giro d'Italia unter allen Umständen mit seiner Premieren-Teilnahme beehren. Trotz des "größten Rückschlags" seiner Karriere machte sich der Amerikaner selbst Mut: "Ich denke, der Giro ist absolut machbar."
Dabei war der Schlüsselbeinbruch, den der Sportmediziner Douglas Elenz bei einer Operation im texanischen Austin wieder richtete, deutlich komplizierter als angenommen. Armstrongs Optimismus löste in Italien Jubel aus. "Der ehemalige König der Tour kann es gar nicht erwarten, den Giro zu fahren", freute sich die Zeitung "La Gazzetta dello Sport".
Doch die Vorzeichen für sein erfolgreiches Comeback haben sich verschlechtert. Der Astana-Kapitän erklärte selbst kurz vor der OP, dass der Knochen wie ein "Puzzle" in "verschiedene Teile" aufgesplittert sei und eine stabilisierende Platte eingesetzt werden müsse. Die Genesungszeit könnte daher länger als die zunächst veranschlagten vier Wochen dauern. Armstrong räumte ein, dass er den Sturz bei der Rundfahrt Castilla y Len noch längst nicht verdaut hat: "Es ist der größte Rückschlag, den ich in meiner Radsport- Karriere je erlebt habe, daher ist es eine neue Erfahrung für mich."
Nervös, angespannt und übervorsichtig
Unterdessen sind Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit laut geworden. Mehrere Teilnehmer der Kastilien-Len-Rundfahrt hatten den Eindruck, dass Armstrong nicht mehr der Alte ist. Der Amerikaner habe nervös, angespannt und übervorsichtig gewirkt, berichteten die Profis, die - wohl aus Angst vor einer Retourkutsche Armstrongs - nicht namentlich genannt werden wollten. Der Tour-Rekordsieger habe bei Bergabfahrten das Risiko gescheut und habe dazu geneigt, in der Sicherheitszone des Feldes zu fahren.
"Lance war sonst auf den Abfahrten immer sehr wendig und schnell gewesen", berichtete ein Astana-Teamkollege der Zeitung "El Peridico". "Aber jetzt fiel mir auf, dass er sich nicht mehr so eng an das Hinterrad des Vordermanns heftete, sondern einen Sicherheitsabstand wahrte. Wir mussten ihn auch ermahnen, im Innern des Feldes zu fahren und nicht am Rand. An den Rändern ist die Sturzgefahr größer, aber man muss wegen des Gegenwinds mehr Kraft aufwenden." Nach Angaben der Zeitung war der Amerikaner gestürzt, weil er zu stark gebremst hatte. "Die Angst vor einem Sturz brachte Armstrong zu Fall", schrieb das Blatt.
Quelle: ntv.de, Von Benjamin Haller und Hubert Kahl, dpa