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Hiddinks "kleiner Joker" Arschawin darf spielen

In den ersten beiden Spielen war er nach einer Rotsperre nur Zuschauer, im Endspiel um den Viertelfinaleinzug gegen Schweden könnte Andrej Arschawin für Russland der große Joker werden. "Ein kleiner Joker", sagt zwar Guus Hiddink, doch das Lächeln im Gesicht des niederländischen Trainer-Fuchses zeigt, dass man das "klein" nur auf die 1,72 Meter Körpergröße des schmächtigen Bürschchens aus St. Petersburg beziehen könnte.

Schließlich ist Arschawin der Top-Star in Russland. Gemeinsam mit Pawel Pogrebnijak, der wegen einer Meniskusverletzung die EM verpasste, schoss der 27-Jährige Zenit St. Petersburg zur Meisterschaft und zum UEFA-Cup-Sieg - unter anderem mit beeindruckenden Siegen bei Bayer Leverkusen und gegen Bayern München. In der EM-Qualifikation war er als einziger Spieler in allen zwölf Partien dabei, schoss drei Tore und bereitete vier Treffer vor.

Nebenrolle statt Rampenlicht

Doch eine Unbeherrschtheit im letzten Qualifikationsspiel in Andorra (1:0), als er sich zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ, verhinderte seinen großen Auftritt schon zu Beginn der EM. Nebenrolle statt Rampenlicht, eine ungewohnte Erfahrung für den Angreifer, der sich im Quartier der Russen in Leogang betont zurückhielt und Interviews aus dem Weg ging.

Hiddink hatte den wendigen und trickreichen Stürmer trotz der Sperre mit nach Österreich genommen, auch auf die Gefahr hin, dass Arschawin im Fall eines Ausscheidens in der Vorrunde nur ein einziges Spiel machen könnte. Doch ein Spieler von Arschawins Klasse könnte am Mittwoch in Innsbruck den entscheidenden Unterschied machen.

"Natürlich ist Andrej Arschawin ein super Spieler, der uns jederzeit helfen kann", sagt Teamkollege Iwan Sajenko vom 1. FC Nürnberg. Doch Hiddink taktiert ein bisschen und lässt zumindest öffentlich noch offen, ob der Dribbelkünstler am Mittwoch in der Startformation steht. "Habe ich versprochen, dass er spielt?", stellt Hiddink neugierigen Journalisten eine Gegenfrage: "Ich weiß nicht, ob er spielt. Wir werden sehen."

Hiddink führt fehlende Spielpraxis seines Stars an, der zuletzt am 28. Mai in Burghausen im vorletzten EM-Vorbereitungsspiel gegen Serbien (2:1) zum Einsatz gekommen war. "Er hat nicht viele Spiele in den letzten Wochen gemacht. Die richtige körperliche Verfassung holt man sich nicht nur im Training", erklärt Hiddink: "Er hat nicht den Rhythmus, um über die volle Distanz zu spielen."

Modemann und Ausnahmespieler

Arschawins Fähigkeiten sind allerdings unbestritten. "Absolute Weltklasse, ein Ausnahme-Turbo-Stürmer", sagt Leverkusens Sportchef Rudi Völler. Schnell, wendig, beidfüßig und unheimlich variabel - das sind die Stärken von Arschawin, der nicht nur auf dem Spielfeld kreativ ist. Ein Studium in Modedesign hat er erfolgreich abgeschlossen und bereits eine erste Kollektion auf den Markt gebracht.

Für viele europäische Spitzenklubs wäre Arschawin sicher ein Schmuckstück, doch bislang hat er allen Avancen des FC Arsenal, von Tottenham Hotspur oder Newcastle United widerstanden. Wohl auch, weil dank der Gas-Millionen des Hauptsponsors auch in St. Petersburg, wo sein Vertrag bis 2010 läuft, für ihn der Rubel rollt.

Zudem ist er in der Heimat der absolute Liebling. Er gehört der Regierungspartei 'Einiges Russland' an, ist Botschafter der SOS-Kinderdörfer und durfte vor ein paar Wochen sogar die Olympische Flamme beim Fackellauf durch St. Petersburg tragen. Haken geschlagen wie auf dem Fußball-Platz hat er dabei aber nicht.

Quelle: ntv.de

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