"Arsenal ist Arsenal wegen ihm" Arsène Wenger wird 60
22.10.2009, 10:29 Uhr
Trotz seines 13-jährigen Clubjubiläums betrachtet Arsène Wenger sein Werk beim FC Arsenal als unvollendet.
(Foto: REUTERS)
Als Real Madrid vor der Saison zum x-ten Mal anklopfte, geriet Arsène Wenger ernsthaft ins Grübeln. Der FC Arsenal ohne den beliebten Trainer - für die Fans des Premier-League-Clubs ein Grund zum Demonstrieren. Doch der Protest war nicht wirklich nötig, auch wenn der Elsässer von einer "interessanten Aufgabe" sprach. Tatsächlich aber hat Wenger noch nie einen Vertrag gebrochen und zudem betont: "Mein Werk bei Arsenal ist noch nicht vollendet."
Dabei hat Wenger, der nun 60 Jahre alt wird und Anfang des Monats sein 13-jähriges Clubjubiläum gefeiert hat, seit 2005 mit den "Gunners" keinen Titel mehr geholt. Aber der Franzose, der schon den AS Monaco zu Meisterschaft (1988) und Cup-Sieg (1991) geführt hatte, verkörpert den englischen Spitzenclub wie sonst nur Alex Ferguson, der bei Manchester United sogar schon 23 Jahre wirkt.
"FC Wenger"
Doch Wenger hat Arsenal fast noch stärker geprägt als "Fergie" United. Bei ManU glänzen die Spielerpersönlichkeiten, bei Arsenal die Mannschaft und Fußball-Kultur. Permanent erneuerte, junge Formationen mit funkelnden, internationalen Nachwuchstalenten, dazu brillante Technik, oft erfrischender Angriffsfußball - das ist der "FC Wenger" aus London. "Arsenal ist Arsenal wegen ihm", erklärte kürzlich Verteidiger Gael Clichy, einer von Wengers langgedienten Spielern.

In der Saison 2003/2004 gingen Wengers "Gummers" als "Unbesiegbare" in die britische Fußball-Geschichte ein.
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Dreimal holte Wenger auf der Insel den Meistertitel (1998, 2002, 2004), dazu vier FA-Cup-Siege (1998, 2002, 2003, 2005). Hinzu kommt ein halbes Dutzend Auszeichnungen als "Trainer des Jahres". Nur der Champions-League-Sieg blieb ihm verwehrt, obwohl es 2006 - mit Jens Lehmann im Tor - gegen den FC Barcelona im Finale (1:2) knapp war. 2003/04 blieben Wengers "Gunners" eine Saison lang ungeschlagen und gingen als "Unbesiegbare" in die Fußball-Geschichte des Mutterlandes ein. "Es war die einzige Zeit, wo ich von mir dachte, dass ich meine Arbeit gut mache", sagte der Perfektionist Wenger dazu.
Wenger geht es um Werte
Seine Ankunft in England läutete zudem zwei Neuerungen ein: Die Internationalisierung auf den Trainerbänken, wo heute ausländische Spitzenkräfte wie Carlo Ancelotti (FC Chelsea) oder Rafael Benitez (FC Liverpool) wie selbstverständlich Platz nehmen, und die auf dem Rasen. Der ersten Mannschaft, die Wenger 1996 aufstellte, gehörten neun englische Nationalspieler, ein Waliser und der Franzose Patrick Vieira an. Knapp zehn Jahre später, im Champions-League-Finale, war in der ersten "Gunners"-Elf kein einziger Engländer mehr zu finden. Dafür wurde Wenger oft kritisiert, blieb aber bei seiner Überzeugung, dass es beim Club-Fußball um "Werte und nicht um den Reisepass" geht.
Wenngleich das Grummeln wegen der Erfolglosigkeit zuletzt etwas lauter wurde, ist es weiter Arsenal, das in England oft für den "Wow-Faktor" sorgt. In dieser Saison wurden der FC Everton 6:1, Chelsea-Bezwinger Wigan Athletic 4:0 und die Blackburn Rovers 6:2 vom Platz gefegt. "Die Elf kann so weit kommen wie sie möchte", jubelte Wenger, den die Lust am attraktiven Fußball jenseits der 60 kaum verlassen wird. "Bei unserer Fußball-Kultur geht es darum, Tore zu erzielen. Das ganze Team greift an, und wir können aus jeder Position treffen."
Quelle: ntv.de, Henning Hoff, dpa