Evans und Aspinall rausAuf einen bizarren Auftritt folgt bei der Darts-WM das Spektakel

Erst die Pompons, dann der komplette Zusammenbruch: Ricky Evans verliert ein bizarres Spiel in Runde drei der Darts-WM gegen Charlie Manby. Danach scheitert Mitfavorit Nathan Aspinall gegen Kevin Doets.
Es klappt einfach nicht mit dem erstmaligen Einzug ins Achtelfinale der Darts-WM: Ricky Evans, einer der größten Publikumslieblinge beim Pfeile-Spektakel im Londoner Alexandra Palace, scheitert in einem kuriosen Drittrunden-Match am 20-jährigen WM-Debütanten Charlie Manby. In den letzten Momenten der Partie ist Evans außer sich. Aber der Reihe nach.
Lange Zeit läuft der Nachmittag aus Evans' Sicht nach Plan. Die Fans hat der extrovertierte Engländer ohnehin meistens auf seiner Seite. Erst recht, wenn er sich etwas Besonderes für den Walk-On einfallen lässt. Diesmal bekommt er Pompons gereicht und versucht den Tänzerinnen auf der Bühne damit die Show zu stehlen. Die Maßnahme zündet. Evans gelingt ein erfolgreicher Start in die Partie. Zwar spielt der schnellste Spieler der Darts-Welt bestenfalls mittelmäßig, aber sein unerfahrener Gegner macht beim Wurf auf die Doppelfelder reihenweise Fehler. So führt Evans zwischenzeitlich mit 2:1 in den Sätzen und ist auch im vierten Durchgang auf Kurs.
Erst läuft alles nach Plan, dann wirft Evans das Spiel weg
Seine Freundin und sein Manager wirken in der ersten Reihe auf den VIP-Plätzen zuversichtlich. Sie haben in diesem Moment jeden Grund, zu hoffen, dass die schwarze Serie von Ricky Evans endlich endet. Der 35-jährige Engländer hat die Runde der letzten 32 in seiner Karriere noch nie überstanden: Bei den Weltmeisterschaften 2020 und 2021 gab es jeweils Haue von Michael van Gerwen, 2024 und 2025 schied Evans gegen Daryl Gurney und Rob Owen aus.
Und auch im dritten Jahr in Folge kann Evans die goldene Chance gegen einen schlagbaren Gegner nicht nutzen: Manby dreht zunächst den vierten Satz und wird nach dem Ausgleich erstmals emotional. Danach gibt es die letzte Werbepause. Und was im Anschluss passiert, wird Manby nicht in seinen kühnsten Träumen erhofft haben.
Evans trifft so gut wie gar kein Triple mehr, spielt plötzlich atemberaubend schlechte Satz-Averages von 73,80 und 64,79 Punkten. Der Weltranglisten-40. zeigt keine Gegenwehr, für den 20 Jahre jungen Manby ist das eine Einladung. Wenige Minuten später hat "Champagne", wie der Debütant genannt wird, den Sieg eingefahren. Evans ist fassungslos über das eigene Spiel, wirft in den letzten Aufnahmen seine Darts ohne jeglichen Siegeswillen und ohne jegliche Präzision auf das Board. Als er von der Bühne geht, deutet Evans auf seine Wurfhand. Er hatte in den vergangenen Monaten teilweise von Zuckungen und Krämpfen in seinen Fingern berichtet. Alles in allem ein bizarrer Auftritt.
Nathan Aspinall scheitert an Kevin Doets
Ganz anders verläuft das letzte Spiel der Nachmittagssession: Der in Schweden wohnhafte Niederländer Kevin Doets liefert sich mit WM-Mitfavorit Nathan Aspinall eine spektakuläre Partie - und gewinnt am Ende überraschend mit 4:3 in den Sätzen. Beide Akteure feuern Highlight um Highlight ab. Sagenhafte 8 der ingesamt 30 gespielten Legs werden per Highfinish abgeräumt. Am Ende schafft es Doets mit einem fantastischen Endspurt über die Ziellinie - und damit zum zweiten Mal in Folge ins WM-Achtelfinale.
Dabei hatte die Partie eher gemächlich begonnen: Aspinall geht souverän in Führung, verpasst aber knapp das 2:0 in den Sätzen. Doets greift zu, muss aber im dritten Satz den erneuten Rückstand verkraften. Weil Aspinall aber etliche Darts zur 3:1-Satzführung verpasst, bekommt die Partie eine nicht für möglich gehaltene Dramatik: Doets gleicht zum 2:2 aus - und macht das Spiel zum Spektakel. Daran hat zunächst auch der Weltranglisten-15. Aspinall seinen Anteil, als er ausgerechnet im Entscheidungsleg von Satz fünf das höchstmögliche Finish auscheckt: 170 Punkte, "Big Fish" genannt.
Doch der herausragende Moment des zweifachen WM-Halbfinalisten bleibt sein letztes Highlight im Spiel, während Doets noch viele folgen lässt. Die Durchgänge sechs und sieben gehen jeweils mit 3:0 an den niederländischen Außenseiter. Aspinall hat dem Feuerwerk von "Hawkeye" auf die Doppel nichts mehr entgegenzusetzen. "Ich mag es, mich zu betrinken. Ich mag Karaoke. Ich mag Fußball. All das habe ich an Weihnachten gemacht", hatte Aspinall vor dem Spiel bei Sport1 gesagt und dabei locker gewirkt wie immer. Am Ende des Spiels gab es für "The Asp" aber nichts mehr zu lachen.
Im Achtelfinale wartet auf Doets am Dienstag mit Luke Humphries ein noch größerer Gegner. Der Weltranglisten-Zweite hatte am Sonntagabend in einem ebenfalls spektakulären Spiel mit 4:2 gegen den Deutschen Gabriel Clemens gewonnen.