Sport

Manipulierte Fußballspiele Autor Hill rudert zurück

Die jüngsten Wett- und Manipulationsvorwürfe haben für Unruhe in Fußball-Deutschland gesorgt. Jetzt rudert der Auslöser der Debatte zurück. Der kanadische Buchautor Declan Hill relativierte die Behauptungen über einen möglichen neuen Wettskandal im deutschen Profi-Fußball.

"Ich habe nie gesagt, Bundesliga- oder WM-Spiele seien manipuliert worden", erklärte Hill: "Ich bin in diversen Medien falsch zitiert worden." Warum Hill die seit Samstag kursierenden Meldungen nicht früher korrigiert hat, scheint offensichtlich: Heute stellte er sein neues Buch über illegale Wett-Praktiken in Asien vor.

In "Sichere Spiele" beschreibt Hill unter anderem ein Gespräch mit einem asiatischen Wettpaten über das Bundesligaspiel Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 26. November 2005. Dieser habe von einem Anruf gesprochen, dass Hannover gegen Kaiserslautern mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnen werde.

"Ich habe nur 20.000 Dollar gesetzt. Nicht viel", wird der Wettpate, der im Buch Lee Chin genannt wird, zitiert. "Chin ließ in keiner Weise durchblicken, wie dieses Ergebnis zustande kommen würde, ob es ein Netzwerk aus Spielern war, und wenn ja, aus welcher Mannschaft, oder ob es ein Netzwerk aus Schiedsrichtern gab", schreibt Hill. Die Partie endete damals 5:1.

Dundee sollte geschmiert werden

Ebenfalls in Manipulationsverdacht steht nach Recherchen des "Spiegel" die Zweitligapartie Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen am 7. August 2005 (2:0). Der ehemalige KSC-Profi Sean Dundee bestätigte inzwischen, dass er damals für Spielmanipulationen angeworben werden sollte. Im Sommer 2005 sei Dundee von einem Mann angesprochen worden, der sich als Fan ausgab, berichtet das ARD-Magazin "Fakt".

"Der hat nur gesagt, ob ich mir vorstellen kann für Geld - 10-, 15-, 20.000 Euro - einen Elfmeter zu verschießen. Ich habe gesagt, so etwas mache ich nicht", wird Dundee in einer Pressemitteilung der ARD zitiert. Der 35 Jahre alte Profi bestätigte auch, dass zwei weitere KSC-Spieler angesprochen wurden.

Vier WM-Spiele in Verdacht

In seinem Buch schildert Hill auch, dass ein asiatischer Wettpate für das WM-Achtelfinale Brasilien gegen Ghana (3:0) sowie drei weitere Spiele bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland die Endstände vorausgesagt haben soll. "Für drei waren die Ergebnisse absolut richtig gewesen. Im vierten betrug der Unterschied nur ein Tor", schreibt Hill.

Bei den mutmaßlich manipulierten Partien soll es sich Hills Gesprächspartnern zufolge um die Spiele Ghana gegen Italien (0:2), England gegen Ecuador (1:0) und Ukraine gegen Italien (0:3) handeln.

"Das ist eine Lüge!"

In Bezug auf das WM-Achtelfinale Brasilien gegen Ghana wies einer der Hauptbeschuldigten die Vorwürfe zurück. "Das ist eine Lüge! Unwahr!", sagte der ehemalige Nationaltorhüter Ghanas, Abukari Damba, der "Bild". Im "Express" beteuerte er: "Die Vorwürfe sind absolut haltlos. Ich war immer ein honoriger Mann. Ich bin hier nur der Verlierer in einem miesen Spiel." Hill hatte in einem "Spiegel"-Interview erklärt, dass der damalige U 17-Trainer des afrikanischen Landes das Achtelfinale Brasilien gegen Ghana (3:0) bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland beeinflusst haben könnte.

Laut Hill soll Damba Kontakt zu asiatischen Wettpaten gehabt haben. Dies bestritt Damba. "Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Bangkok", sagte er und kündigte juristische Schritte an.

DFB alarmiert

Ungeachtet aller Beteuerungen und Dementis hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) telefonisch Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main aufgenommen. Der Weltverband FIFA wollte zunächst keine Stellungnahme abgeben. Man äußere sich nicht zu Presseberichten, hieß es.

FIFA-Präsident Joseph Blatter ist sich der grundsätzlichen Brisanz der Wett-Thematik aber sehr wohl bewusst. Immer wieder hatte der Schweizer öffentlich auf die Gefahren hingewiesen. Mit dem "Early Warning System" in Zürich hat die FIFA zudem seit einigen Jahren einen eigenen Kontrollmechanismus für die Spiele unter ihrer Regie installiert.

Quelle: ntv.de

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