Verzockt, verbockt, verbittert BMW, Mercedes abgehängt
25.05.2009, 11:10 UhrNach den knüppelharten Nackenschlägen von Monte Carlo fahren die hoch ambitionierten Formel-1-Teams McLaren-Mercedes, BMW-Sauber und Toyota ihren Saisonzielen kilometerweit hinterher.
Nach den knüppelharten Nackenschlägen von Monte Carlo fahren die hoch ambitionierten Formel-1-Teams McLaren-Mercedes, BMW-Sauber und Toyota ihren Saisonzielen kilometerweit hinterher. "Alle Weltmeister haben auch einmal harte Zeiten, diese erleben wir jetzt", befand Titelverteidiger Lewis Hamilton, der im Silberpfeil abermals punktlos geblieben war.
Doch während den Champion und sein Team beim Grand- Prix-Klassiker vor allem Pech zurückwarf und eine Rest-Hoffnung auf Besserung glimmt, läuteten bei BMW und Toyota nach deren desaströsen Auftritten die Alarmglocken. Nachfragen zu einem bevorstehenden Rückzug wichen die beiden Autogiganten im Fürstentum aus.
Bitteres Wochenende für BMW
Der selbst ernannte WM-Kandidat BMW erlebte eines seiner bittersten Renn-Wochenenden in der Königsklasse. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) zuckelte als Elfter ins Ziel, sein polnischer Kollege Robert Kubica fiel in Runde 29 aus und verließ fluchtartig seinen Boliden. "Unser Auto war zu keinem Zeitpunkt wettbewerbsfähig", sagte Motorsportdirektor Mario Theissen. "Einfach zu langsam" sei sein Gefährt, schimpfte Heidfeld. Magere sechs Punkte nach sechs Rennen bedeuten Rang acht in der Teamwertung. Auf der Suche nach Auswegen aus der Krise tappt der Rennstall im Dunkeln. "Wir haben noch keine Erklärung", bekannte Theissen.
Genauso ratlos sind die zu Saisonbeginn noch so starken Toyota nach der zweiten Nullnummer hintereinander. "Die anderen haben alle einen Riesenschritt gemacht und wir sind stehengeblieben", meinte der Wersauer Timo Glock, der immerhin Platz zehn vor Teamgefährte Jarno Trulli (Italien) rettete. In der Qualifikation allerdings waren die beiden Toyota die langsamsten Autos im Feld. "Wir müssen genau schauen, was falsch gelaufen ist", forderte Teamchef Tadashi Yamashina und kündigte ein Comeback beim Großen Preis der Türkei in zwei Wochen an.
Zukunft steht auf dem Spiel
Doch an einem langfristigen Engagement der Japaner wird in der Branche inzwischen heftig gezweifelt. Nach dem Abschied von Rivale Honda und inmitten der tiefen Absatzkrise können nur Erfolge das kostspielige Formel-1-Projekt rechtfertigen. Auch bei BMW steht die Zukunft auf dem Spiel, obwohl Theissen derlei Spekulationen dementierte. "Das ist zu kurz gedacht. Im Spitzensport gibt es eine Wellenbewegung. Für uns ist es nach drei Jahren Aufschwung der erste Rückschlag", betonte der 56-Jährige.
Die unangenehme Seite der Formel 1 spürt derzeit auch das erfolgsverwöhnte McLaren-Mercedes-Team. Im Spielerparadies Monte Carlo riskierten Frontmann Hamilton und Co-Pilot Heikki Kovalainen zu viel und wurden mit Unfällen bestraft. "Das Potenzial war da", klagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Für Istanbul rechnen die Silbernen erneut mit schwererem Fahrwasser. Hamilton, in Monaco 14., liegt schon 42 Punkte hinter WM-Spitzenreiter Jenson Button. In Monaco fühlte sich der Champion bereits wie ein angeschlagener Boxer: "Ich habe an einen Rocky-Film gedacht, in dem er sagt: Ich will nur das Ende dieses Kampfes erleben."
Quelle: ntv.de, Christian Hollmann, dpa