Blamage für den Branchenprimus BMW Oracle vor Scherbenhaufen
22.05.2007, 09:03 UhrNach dem erneuten Scheitern bei der Jagd nach der begehrtesten Trophäe des internationalen Segelsports steht America's-Cup-Gigant BMW Oracle Racing vor einem Scherbenhaufen. "Ich nehme die Niederlage durchaus persönlich", sagte der 44 Jahre alte Skipper Chris Dickson nach dem Desaster. Die mit rund 150 Millionen Euro fürstlich finanzierte Kampagne schied diesmal im Halbfinale und damit sogar noch eine Runde früher aus als bei der Premiere 2002/03.
Software-Milliardär Larry Ellison hatte erst am letzten Tag die Notbremse gezogen und den mit Ämtern überhäuften Neuseeländer von Bord verbannt. "Wenn ein Mann in einem America's Cup zu viel Verantwortung trägt, geht das selten gut", analysierte Alinghis Sportdirektor Jochen Schümann die Pleite der Konkurrenz.
Ein weiterer Grund für die Niederlage war die zuletzt wenig flotte USA 98, die der schnellen Luna Rossa nicht Paroli bieten konnte. Während im mondänen BMW-Oracle-Lager Tränen der Enttäuschung flossen, gelang Dickson immerhin ein würdevoller Abschied. Er gratulierte den erdrückend überlegenen Italienern zum "besseren Gesamtpaket und ihrer sehr, sehr guten Segelleistung". Dafür bekam der umstrittene Profi erstmals seit langer Zeit viel Beifall. Während er die eigene Zukunft im America's Cup offen ließ, bestätigte Dickson, dass zumindest der Finanzier an Bord bleibt: "Larry Ellison hat dem Team schon vor längerer Zeit zugesagt, dass er weiter macht."
Ob das allerdings auch für den deutschen Hauptsponsor BMW gilt, bleibt fraglich. Die mit etwa 50 Millionen Euro engagierten Bayern könnten auch wechseln, möglicherweise eine deutsche Folgekampagne unterstützen. Jan-Christiaan Koenders, Leiter der BMW Markenkommunikation, sagte am Montag der dpa: "Das Engagement von BMW im Yachtsport ist langfristig angelegt. Wir werden unsere Kampagne analysieren und uns das künftige Cup-Konzept ansehen, bevor wir eine Entscheidung zum weiteren Engagement treffen."
Koenders hat das gleiche Problem wie viele bestehende und sich neu formierende Cup-Projekte: Erst mit Ende des 32. Matches um den America's Cup Anfang Juli steht der Sieger fest, der traditionell das Wann und Wo der nächsten Auflage bestimmt. So lange müssen alle warten.
Der zweimalige Cup-Sieger Team New Zealand musste am Dienstag nachsitzen, weil die Neuseeländer beim Stand von 4:2 mehr Probleme mit den spanischen Außenseitern von Desafo Espaol als erwartet haben. Der Sieger dieses Semifinals trifft vom 1. Juni an auf die nach ihrer Galavorstellung gegen BMW Oracle favorisierte Luna Rossa Challenge. Ermittelt wird im Finale um den Louis Vuitton Cup der Herausforderer für Titelverteidiger Alinghi, der am 23. Juni erstmals ins Geschehen vor Valencia eingreift.
Quelle: ntv.de