Fußball-Bundesliga BVB im Abstiegskampf
04.03.2007, 19:03 UhrDie Talfahrt von Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga nimmt bedenkliche Züge an. Nach der 2:3 (1:1)-Niederlage gegen den FC Energie Cottbus sind die mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Westfalen der Abstiegszone gefährlich nahe gekommen. Vor 64.100 Zuschauern im Signal-Iduna-Park schossen Vlad Munteanu (6./56.-Foulelfmeter) und der eingewechselte Jiayi Shao (65.) den verdienten Sieg für den Aufsteiger heraus, dem ein wichtiger Schritt Richtung Klassenverbleib gelang. Alexander Frei (42./86.) traf mit seinen Saisontoren zehn und elf für die Dortmunder, die ohne vier verletzte und gesperrte Stammkräfte die Wiedergutmachung für die 2:4-Schlappe in Hannover verpassten und nun mitten im sportlichen Überlebenskampf stecken. Den vermeintlichen 3:3-Ausgleich durch Frei (89.) erkannte Schiedsrichter Babak Rafati wegen Abseitsstellung nicht an.
Den Hausherren fehlte bei aller Überlegenheit die Kreativität, um das Abwehrbollwerk des Aufsteigers zu knacken. Auch Sebastian Kehl, der erstmals seit dem Saisonauftakt am 11. August 2006 wieder in der Anfangself stand, konnte keine entscheidenden Impulse setzen. Der 27-Jährige lieferte bei seinem Comeback eine passable Vorstellung, sah jedoch für ein Foul an Francis Kioyo die Gelbe Karte. Der FC Energie setzte bei seinem ersten Bundesliga-Sieg gegen Dortmund mit Erfolg auf Defensive und schnelle Attacken über Sergiu Radu und Munteanu.
Der BVB ließ sich von den Tor-Garanten der Lausitzer tatsächlich kalt erwischen. Nach Doppelpass mit seinem rumänischen Landsmann Radu tauchte Munteanu völlig frei vor Roman Weidenfeller auf und ließ Dortmunds Schlussmann bei seinem achten Saisontreffer keine Abwehrchance. Es dauerte bis zur 20. Minute, ehe sich die Westfalen von dem Schock erholt hatten und unter der Regie von Nuri Sahin und Lars Ricken selbst torgefährlich wurden. Beim Kopfball von Markus Brzenska (21.) rettete Munteanu für seinen Torhüter Tomislav Piplica auf der Linie, dann zielte Sahin (26.) aus 16 Metern knapp daneben.
Bis drei Minuten vor der Pause ging die Rechnung der Cottbuser auf, aus einer verstärkten Abwehr heraus auf Konter zu lauern, dann brachte Torjäger Frei den BVB zurück ins Spiel. Der Schweizer kam mit dem Rücken zum Tor stehend in Ballbesitz, drehte sich blitzschnell und überwand Piplica per Flachschuss.
Durch den Ausgleich beflügelt suchte der BVB in den zweiten 45 Minuten eine schnelle Entscheidung. Doch der Schuss ging nach hinten los. Nach der zweiten Attacke von Christian Wörns gegen Radu innerhalb weniger Minuten zeigte Rafati auf den Elfmeterpunkt - Munteanu ließ sich die Gelegenheit zu seinem neunten Saisontor nicht entgehen. Als der Chinese Shao vier Minuten nach seiner Einwechslung einen weiteren Konter mit dem dritten Tor abschloss, war die Partie gelaufen.
Mainzer Serie beendet
Mit einem Doppelschlag kurz nach der Pause hat Alemannia Aachen dem FSV Mainz 05 die erste Bundesliga-Niederlage in diesem Jahr zugefügt und sich etwas Luft im Abstiegskampf verschafft. Nationalstürmer Jan Schlaudraff beendete seine Torflaute und schaffte wie aus dem Nichts zwei Minuten nach dem Wechsel den Ausgleich. Vedad Ibisevic (49.) erzielte ebenfalls nach einem Freistoß des gerade eingewechselten Laurentiu Reghecampf den am Ende glücklichen 2:1 (0:1)-Siegtreffer der Hausherren. Vor 20800 Zuschauern hatte der zur Rückrunde aus Bremen gekommene Mohamed Zidan (14.) mit seinem siebten Tor für das Team von Trainer Jürgen Klopp die vor dem Wechsel starken Mainzer in Führung gebracht.
Gefeierter Held auf dem Tivoli war Aachens Torhüter Stephan Straub, der sechs Minuten vor Schluss einen Foulelfmeter von Zidan parierte. Zuvor war Aachens Reghecampf (65.) mit einem Handelfmeter am Mainzer Keeper Dimo Wache gescheitert. Nach einer Begegnung mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten überholte die Alemannia die mit 27 Zählern punktgleichen Mainzer in der Tabelle. Vor den letzten zehn Saisonspielen haben beide Teams als Tabellen-12. und 13. einen Vorsprung von einem Punkt auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
Die zuletzt so stark aufspielende Klopp-Elf, nach der Vorrunde mit elf Punkten noch Tabellenletzter, gab auf dem berüchtigten Tivoli zunächst den Ton an. Beim Führungstor profitierten die Gäste aber von einem haarsträubenden Fehler in der Aachener Abwehr. Zunächst war Zidan an Alemannia-Keeper Stephan Straub gescheitert, Mimoun Azaouagh reagierte am schnellsten, spielte den Ball zurück zu Zidan, der nur noch einschieben brauchte.
In die Kabine wurden die Hausherren mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet. Der für den schwachen Matthias Heidrich eingewechselte Reghecampf sorgte mit zwei Freistößen für die Wende. Zunächst traf Schlaudraff aus kurzer Distanz und beendete nach 645 Minuten seine Torflaute. 100 Sekunden später war dann Ibisevic zur rechten Zeit am rechten Ort. Als Nicolce Noveski im Strafraum die Hand zur Hilfe nahm, hätten die Aachener schon alles klar machen können. Doch Wache parierte den Reghecampf-Elfmeter glänzend. Danach drängte Mainz auf den Ausgleich, Aachen verlegte sich auf das Konterspiel, vergab aber durch Schlaudraff die Vorentscheidung. Als dann Nico Herzig im Strafraum den Mainzer Petr Ruman in die Mangel nahm, hätte sich das rächen können. Doch Aachen hatte Straub und so wurde der Mainzer Star Zidan zum tragischen Helden.
Von Heinz Büse und Carsten Lappe, dpa
Quelle: ntv.de