Fürth als Weichensteller Babbel im Pokal unter Druck
27.10.2009, 08:00 Uhr
Markus Babbel gehen nach vier Pflichtspiel-Pleiten in Folge langsam die Argumente aus.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Katastrophen-Start in der Fußball-Bundesliga hat das DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth für VfB-Trainer Markus Babbel schon Endspielcharakter. Die sportliche Führung des VfB will zwar nichts von einem Ultimatum wissen, macht aber Druck.

Wenn es auch gegen Zweitligist Fürth nicht mit einem Stuttgarter Sieg klappt, könnten sich die Wege von Babbel und VfB-Manager Horst Heldt bald trennen.
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"Wir müssen in Fürth gewinnen. Da kann es überhaupt keine Diskussionen geben", forderte Sportvorstand Horst Heldt vor dem Duell ab 19.00 Uhr, "wir haben eine Woche, in der du alles gewinnen oder alles verlieren kannst."
Auch Babbel hofft auf einen Befreiungsschlag in dem K.o.-Duell. "Das ist ein anderer Wettbewerb, da haben wir eine große Möglichkeit, etwas zu schaffen", erklärte der Coach, der bei einer weiteren Pleite vor der Entlassung steht. Das Wort "Endspiel" will Heldt jedoch nicht in den Mund nehmen. Vielmehr versucht der Manager, den Fokus auf die sportliche Bedeutung der Begegnung zu lenken: "In der Bundesliga sind wir schon weit abgeschlagen. In den anderen Wettbewerben aber haben wir noch Ziele, die wir erreichen können."
"Kaiser" macht Babbel Mut
Heldt gibt Babbel auch nach vier Niederlagen in Folge noch Rückendeckung und nimmt die Mannschaft in die Pflicht. "Wir können einzig und allein auf dem Platz die Wende herbeiführen. Da ist jeder gefordert. Jeder Einzelne muss Rechenschaft vor sich selbst ablegen", sagte der 39-Jährige eindringlich. "In Fürth sind jetzt 18 Mann gefordert. Elf fangen an und die anderen warten bis sie eingewechselt werden."
Zustimmung für seinen (noch) standhaften Kurs erhält Heldt von Franz Beckenbauer. "Ich glaube, dass die Zukunft Markus Babbel gehört: Er ist ein anständiger, ein klar denkender Stratege, ein guter Trainer", sagte der Bayern-Präsident im Bezahlsender Sky. "Ich hoffe nur, dass der VfB sich nicht treiben und von der Öffentlichkeit beeinflussen lässt, sondern sagt: Das ziehen wir jetzt durch. Das wäre der richtige Weg."
Lockerheit in prekärer Situation
Babbel selbst geht bemerkenswert souverän mit der ersten handfesten Krise seiner noch jungen Trainerkarriere um. Nach dem bitteren 0:1 in Hannover machte er trotz seiner hochgradig brenzligen Situation auf dem Trainingsplatz einen unverkrampften Eindruck und war mit offenkundiger Freude bei der Sache. Im Gespräch mit den zahlreichen Journalisten bewies er sogar noch Humor ("Hey, seid Ihr etwa alle wegen mir hier?") und gab sich zugleich kämpferisch. "Fakt ist, dass wir zu wenig Punkte haben und in einer prekären Situation sind. Aber ich stelle mich und gehe voran. Wenn ich das nicht tue, wer sollte das sonst tun?", sagte der 37-Jährige. "Ich habe der Mannschaft gesagt, dass sie sich keinen Kopf um mich zu machen braucht."
Den Auftritt in Hannover wertete Babbel trotz der erneuten Pleite als Hoffnungsschimmer. "Ich habe eine Truppe gesehen, die am Leben ist. Wir müssen den Weg weitergehen, den wir in den letzten drei Spielen eingeschlagen haben", sagte er. Doch Babbel weiß auch, dass bei einer neuerlichen Schlappe sein Weg bei den Schwaben beendet sein könnte: "Wir brauchen Resultate. Das gilt auch für das Spiel in Fürth."
Quelle: ntv.de, Michael Becker, dpa