Sieg über French-Open-Finalistin Bärenstarke Niemeier schafft Coup in Wimbledon
06.07.2023, 15:13 Uhr
Niemeier setzte sich gegen die French-Open-Finalistin Muchova durch.
(Foto: IMAGO/Colorsport)
Es ist eine Mammutaufgabe zum Auftakt in Wimbledon: Jule Niemeier muss gegen die French-Open-Finalistin Karolina Muchova ran. Die Dortmunderin meistert dies mit Bravour, spielt konzentriert und lässt sich auch vom Satzgewinn der Konkurrentin nicht verunsichern, profitiert aber auch von einer Verletzung.
Als Jule Niemeier nach ihrem Coup ans Netz ging, sagte sie erst mal mit ernster Miene "I'm sorry". Ihr Bedauern galt ihrer Gegnerin Karolina Muchova, die sich im dritten Satz bei einem unglücklichen Sturz am rechten Oberschenkel verletzt hatte. Danach war die tschechische French-Open-Finalistin, in Wimbledon an Nummer 16 gesetzt, ganz offensichtlich gehandicapt.
Nach zwei umkämpften Sätzen ließ sich Niemeier durch das Malheur von Muchova nicht beirren. Sie spielte entschlossen und mit nur wenigen Wacklern weiter. Der erste Matchball brachte nach 2:52 Stunden die Entscheidung zum 6:4, 5:7, 6:1 für die derzeitige Nummer 103 der Weltrangliste. Die Partie hatte eigentlich bereits am Dienstag stattfinden sollen. Wegen des schlechten Wetters hatte sie aber zweimal verschoben werden müssen.
Trotz Muchovas Verletzung war der Sieg erneut ein echter Coup für die 23 Jahre alte Dortmunderin, die im Vorjahr als Wimbledon-Debütantin ins Viertelfinale eingezogen war. Die Zufriedenheit war ihr deshalb nach dem Trost für Muchova auch anzusehen: Sie lachte. Und sie hatte allen Grund dazu. In Runde zwei trifft sie nun auf Dalma Galfi aus Ungarn, eine lösbare Aufgabe.
Konzentrierte Vorstellung von Niemeier
Niemeier spielte von Beginn an äußert konzentriert. Sie ließ zunächst keinen Breakball zu, tat sich aber sehr schwer, ihre Chancen zu nutzen. Ehe sie den ersten Satz endlich aufgrund eines Volleyfehlers von Muchova gewann, hatte sie zwölf Breakbälle vergeben, darunter die ersten fünf Satzbälle.
Zu Beginn des zweiten Satzes zeigte auch Niemeier Schwächen bei eigenem Aufschlag und kassierte umgehend ein Break. Ein weiteres zum möglichen 2:5 wendete sie ab, glich zum 5:5 aus - nur um prompt erneut ihr Service abzugeben. Muchova ließ sich die Chance zum Satzgewinn nicht entgehen.
Niemeier blieb konzentriert und ging nach einem Break im dritten Durchgang sofort 2:0 in Führung. Muchova musste anschließend nach einem Sturz eine längere Behandlungspause einlegen. Während sie nicht auf dem Court war, übte Niemeier Aufschläge. Gegen die leicht humpelnde Muchova behielt sie nach deren Rückkehr auf den Platz trotz einiger Wackler die Nerven.
Auch Marterer überzeugt
Nicht weniger überzeugend war auch der zweite Auftritt von Maximilian Marterer. Der Nürnberger, der sich in London als 170. der Weltrangliste schon durch die Qualifikation gekämpft hatte, besiegte in seinem Zweitrundenmatch Michael Mmoh aus den USA mit 7:5, 7:6 (7:5), 6:4. Er steht nun erstmals in seiner Karriere in der dritten Runde von Wimbledon.
Marterer bekommt es nach seinem fünften Sieg in Serie nun allerdings mit dem an Position 23 gesetzten Kasachen Alexander Bublik zu tun, der vor knapp zwei Wochen beim Rasenturnier in Halle/Westfalen triumphiert und dabei im Halbfinale Alexander Zverev bezwungen hatte. Im Vorjahr war Marterer in Wimbledon in der zweiten Runde ausgeschieden.
Gegen den im saudischen Riad geborenen Mmoh, in der Weltrangliste 51 Plätze besser klassiert, war Marterer der aktivere Spieler und punktete oft am Netz. Zudem konnte er sich erneut auf seinen starken Aufschlag verlassen, die nur vier Breakbälle wehrte er allesamt ab. Mit einem Sieg gegen Bublik würde Marterer sein bestes Grand-Slam-Ergebnis egalisieren: 2018 hatte er bei den French Open das Achtelfinale erreicht.
Quelle: ntv.de, ara/sid