Es ist sein 99. Länderspiel - doch dieses Mal agiert Michael Ballack nicht auf dem Rasen. Der ehemalige Capitano analysiert das Länderspiel der DFB-Elf und macht seine Sache ziemlich gut. Er bleibt sachlich, locker - und wechselt am Ende sogar freundliche Worte mit Joachim Löw.

Wer gehofft hatte, Michael Ballack würde sich doch noch einmal zu einer verbalen Grätsche gegen Joachim Löw hinreißen lassen, wurde enttäuscht. Bei seinem Auftritt als TV-Kritiker der deutschen Fußball-Nationalmannschaft agierte der ehemalige Capitano eher analytisch denn kritisch. Keine versteckten Fouls, kein Nachtreten - die Zeichen im Verhältnis zwischen Bundestrainer und einstigem Führungsspieler stehen eindeutig auf Annäherung.

"Ich finde es konsequent zu sagen, ich habe meinen Spielerkreis", meinte Ballack zu der Personalie um den faktisch aussortierten Leverkusener Stürmer Stefan Kießling. Als Löw nach der WM 2010 eben diese Haltung vertrat und immer wieder auf ihn verzichtete, hatte Ballack die Lage noch grundlegend anders gesehen.

Als Ersatzmann für Oliver Kahn analysierte Ballack am Freitagabend im ZDF den 3:0-Sieg in Kasachstan - allerdings aus mehr als 4000 Kilometern Entfernung im Mainzer Studio. Die innere Distanz, die Ballack nach seinem wenig rühmlichen Karriereende aufgebaut hat, war zu spüren. Zwar kennt er "viele in der Nationalmannschaft noch gut", das DFB-Team nannte er aber wie ein Außenstehender "die Deutschen". Ballack und Löw wechselten nach dem Spiel ein paar Worte. Löw sagte zu, zu Ballacks Abschiedsspiel zu kommen.

Am Dienstag gibt es ein direktes Wiedersehen, wenn Ballack beim Rückspiel gegen Kasachstan in Nürnberg auf DFB-Einladung zu Gast ist.