Dončić spielt, aber ... Basketball-WM muss auf die größten Stars verzichten
25.08.2023, 08:41 Uhr
Luka Dončić spielt für Slowenien, bei Serbien aber fehlt Nikola Jokić.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Vor der WM-Rekordkulisse von bis zu 55.000 Fans startet die Basketball-Weltmeisterschaft. Auf den Philippinen, in Japan und Indonesien wird der Titel vom 25. August bis 10. September ausgespielt. Deutschland hat seinen NBA-Star Dennis Schröder mit dabei, doch viele Superstars verzichten auf das Turnier.
Wer ist dabei?
Luka Dončić (Slowenien): Er ist Dirk Nowitzkis Nachfolger als Schlüsselspieler der Dallas Mavericks, und auch bei Slowenien wird mit Blick auf die Medaillenchancen viel davon abhängen, wie Luka Dončić aufgelegt ist. Der Point Guard ist ein begnadeter Scorer, der aus teils unmöglichen Situationen trifft, kann das Spiel lesen, ausgezeichnet passen. Der 24-Jährige gilt nicht als athletischster Profi, zeigte sich in der Vorbereitung aber körperlich in ausgezeichneter Verfassung. Seine Schwäche: Diskussionsfreude - der viermalige NBA-Allstar bekommt (zu) viele Technische Fouls.
Anthony Edwards (USA): Vor drei Jahren wurde der "Ant-Man" von den Minnesota Timberwolves im Draft an Position eins ausgewählt, schon in seiner zweiten Saison glänzte der kräftige Flügelspieler mit einem 48-Punkte-Spiel. In den abgelaufenen Play-offs kam der Youngster aus Atlanta auf einen Schnitt von 31,6 Punkten. Weniger rühmlich war seine Instagram-Story, in der er mit schwulenfeindlichen Aussagen für Wirbel sorgte. Die NBA brummte ihm für sein Verhalten eine 40.000-Dollar-Geldstrafe auf. Auch auf den Allstar wird es im Team USA ankommen, das ohne die ganz großen Namen anreist. Bei der Generalprobe gegen Deutschland war die Urgewalt Edwards der Topscorer.
Willy Hernangomez (Spanien): Weltmeister 2019 in China, Europameister 2015 in Frankreich und auch 2022 beim Triumph in Berlin. Willy Hernangomez hat mit Spanien in den vergangenen Jahren mächtig abgeräumt. Der Center wurde im Vorjahr als wertvollster Spieler (MVP) der 41. EuroBasket ausgezeichnet, im Turnier kam Hernangomez auf einen Schnitt von 17,2 Punkten. Seine Zelte in den USA hat der dominante Mann unter den Körben abgebrochen, von den New Orleans Pelicans ging es im Sommer nach Hause zum FC Barcelona. Auch sein jüngerer Bruder Juancho (27), vor einem Jahr mit 27 Punkten bester Spieler des EM-Finales, gehört zu den Säulen beim Weltranglistenersten und Titelverteidiger. Die Eltern der Mutter Margarita Geuer stammten aus Deutschland.
Rudy Gobert (Frankreich): In der vergangenen NBA-Saison machte der 31-jährige Gobert mit einer körperlichen Attacke auf einen Mitspieler Schlagzeilen. Doch der 2,16-Meter-Riese ist auch sportlich wertvoll und gilt wegen seiner überragenden Defensive als Schlüsselspieler für den EM-Zweiten Frankreich.
Shai Gilgeous-Alexander (Kanada): Wie Slowenien-Star Dončić schaffte es auch Gilgeous-Alexander in das sogenannte First-Team der NBA - er zählt also in der besten Liga der Welt zur absoluten Elite. Für Dennis Schröder gehört er schon zu den Besten, hat eine "strahlende Zukunft" vor sich. Und der deutsche Kapitän kennt ihn, bei Oklahoma City Thunder spielten Schröder und Shaivonte Aician Gilgeous-Alexander ein Jahr Seite an Seite. Der Guard, dessen Mutter als Sprinterin an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona teilnahm, hat bei OKC einen Fünfjahresvertrag für 180 Millionen Dollar unterschrieben. Er gehört zu den Führungsfiguren der Kanadier und schrieb bereits NBA-Geschichte. Als bislang jüngster Profi kam Gilgeous-Alexander Anfang 2020 in einem Spiel auf 20 Punkte, 20 Rebounds und 10 Assists.
Dennis Schröder (Deutschland): Flink, antrittsschnell, unausrechenbar. Der Kapitän ist in der deutschen Offense unverzichtbar, hält die Fäden in der Hand. Der Braunschweiger war auf dem Weg zu EM-Bronze beim Heimturnier neben Franz Wagner der entscheidende Faktor, und auch in Asien wird viel von ihm abhängen. Seit dem Vorjahr ist Schröder auch Kapitän und füllt die Rolle zur Zufriedenheit des Bundestrainers aus, wären nur nicht der Zoff mit Maximilian Kleber und dessen daraus folgender Rückzug gewesen. Hier hat der Point Guard Fehler gemacht, doch die Mannschaft folgt ihm. Sportlich ist der 29-Jährige fast unantastbar.
Wer fehlt?
Zahlreiche US-Stars: Die ganz großen Namen wie LeBron James, Kevin Durant oder Stephen Curry sucht man bei der WM vergeblich. Die USA treten mit einem begnadeten Ensemble an Youngsters an. Als klare Nummer eins des Teams von Steve Kerr gilt Flügelspieler Anthony Edwards von den Minnesota Timberwolves.
Giannis Antetokounmpo (Griechenland): Der "Greek Freak" verzichtet nach einem Eingriff am linken Knie auf die WM. "Jeder weiß, dass sich meine Leidenschaft und Liebe für meine Nationalmannschaft nicht geändert haben und auch nie ändern werden", sagte der zweimalige NBA-MVP. Er fühle sich nach einer Knie-OP noch nicht wieder bereit für die Belastung, 2024 bei den Olympischen Spielen wolle er wieder dabei sein. Derzeit könne er sein gewünschtes Niveau nicht abrufen. Ohne den Star der Milwaukee Bucks sinken Griechenlands Chancen auf eine Medaille drastisch. Dessen Brüder Thanasis und Costas Antetokounmpo sind derweil bei der WM dabei.
Meisterduo aus Denver (Serbien und Kanada): Im Juni feierten der Serbe Nikola Jokić und der Kanadier Jamal Murray noch gemeinsam Denvers erste NBA-Meisterschaft. Bei der WM pausieren nun beide. Grund dafür ist auch die lange Saison, die Nuggets absolvierten bis zum Titelgewinn 102 Pflichtspiele - und wollen 2023/24 frisch sein für die Titelverteidigung. Serbiens Nationaltrainer Svetislav Pesic stellte in der BIG Basketball nüchtern fest, dass der eigene Vertrag für viele Spieler "mehr Priorität" habe als die Nationalmannschaft: "So ist es jetzt. Nicht nur in Serbien." Pesic hat Verständnis für Jokić. Der Center absolvierte auf dem Weg zum Titelgewinn mit den Denver Nuggets 89 Partien in der vergangenen NBA-Saison. Sowohl der Kopf als auch die Knochen brauchen eine Auszeit, bevor es Anfang Oktober in dem Milliarden-Business in den USA wieder losgeht. Eine aufreibende WM hätte eine zusätzliche Belastung bedeutet.
Supertalent Wembanyama (Frankreich): Der 2,18 Meter große Victor Wembanyama wird "Alien" genannt und gilt in der NBA als größtes Versprechen seit LeBron James. Um sich ideal auf seine erste Saison bei den San Antonio Spurs vorbereiten zu können, setzt Wembanyama bei der WM aus - und hofft auf sein Heimspiel bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.
Quelle: ntv.de, ara/dpa