Kollektives Versagen Bayern lachen über Verfolger
30.03.2008, 12:34 UhrSie sahen schon aus wie der verdiente Derby-Verlierer, aber dann machte ausgerechnet der genervte Bankdrücker Lukas Podolski die Bayern doch noch zum Gewinner des Spieltags im Titelkampf. Statt sich zwei Wochen nach der 0:2-Blamage in Cottbus mit einer weiteren Schlappe bei einem Abstiegskandidaten zum Gespött zu machen, konnten die Münchner nach dem späten 1:1-Ausgleich des Nationalstürmers im 50. Bundesliga-Duell mit dem fränkischen Rivalen 1. FC Nürnberg sogar noch über ihre vermeintlichen Jäger lachen.
"Das ist schön, dass wir bei der Blöße, die wir uns gegeben haben, nicht verloren, sondern trotzdem gewonnen haben", frohlockte Manager Uli Hoeneß angesichts des kollektiven Versagens der Verfolger. Der Sieben-Punkte-Vorsprung auf den Tabellenzweiten Hamburger SV wurde mit Glück behauptet - und bei noch fünf Heim- und nur noch drei Auswärtsspielen schwärmte Hoeneß von "einer Super-Ausgangsposition". Der Durchmarsch der Bayern zum 21. Meistertitel ist wohl nur noch Formsache. Zum vierten Mal nach 1968/69, 1972/73 und 1984/85 dürfte der Rekordmeister vom ersten bis zum letzten Spieltag Erster sein.
Poldi trotzig, Klose schwach
"Es ist doch scheißegal, wie wir die Punkte holen. Wichtig ist, dass wir am Ende die Titel holen", wiegelte Torschütze Podolski bei der Analyse der Gründe für die lasche Vorstellung ab. Der Wichtigste lag für Trainer Ottmar Hitzfeld und Hoeneß auf der Hand: Wieder einmal beklagten sie Länderspiel-Nachwehen. "Es ist leider so, dass die Spieler alle um die Plätze kämpfen für die EM. Da hauen sie sich am Mittwoch wie die Wahnsinnigen rein, das Ergebnis haben wir heute gesehen", sagte Hoeneß. Hitzfeld war richtig sauer: "Es kann nicht sein, dass man im Länderspiel ein, zwei Kilometer mehr läuft."
Mit mangelhaftem Engagement war wohl auch Miroslav Klose gemeint, der zur Pause, als der starke "Club" durch einen famosen Volleyschuss von Zvjezdan Misimovic (44.) führte, von Podolski abgelöst wurde. In der 81. Minute traf der "Joker" - es war sein erstes Bundesliga-Tor seit einem Jahr. "Ich bin reingekommen, habe ordentlich gespielt und ein Tor gemacht. Jetzt muss es weitergehen", kommentierte Podolski, der nun auf einen Startelf-Einsatz im UEFA-Pokal-Spiel am Donnerstag gegen den FC Getafe hofft. "Danach sehen wir weiter", meinte er.
"Aufsteigende Form"
Hitzfeld bescheinigte Podolski "aufsteigende Form" und wertete ihn sogar gegenüber Klose und Luca Toni auf: "Er ist auf einer Stufe mit den anderen Stürmern." Rapide gesunken in der Gunst des Trainers ist dagegen Bastian Schweinsteiger. Denn nach dem Ausfall von Hamit Altintop (Mittelfußbruch) bot Hitzfeld nicht etwa ihn im rechten Mittelfeld auf, sondern überraschend Verteidiger Philipp Lahm. Eine Maßnahme, die nicht aufging - und auch Lahm missfiel: "Das reicht jetzt: Ich weiß, wo meine Stärken sind, und der Trainer auch."
Hitzfelds Luxus-Sorgen hätte auch Thomas von Heesen gerne. Der Nachfolger von Hans Meyer war seinem ersten Sieg als FCN-Coach ganz nah, aber die Franken nahmen die angebotene Nachbarschaftshilfe der müden Bayern nicht an. Mittelstürmer Jan Koller vergab in der 59. Minute den "Matchball", als er aus sechs Metern Torhüter Oliver Kahn den Ball in die Arme schoss. "Da wäre der Sack zu gewesen", stöhnte Torschütze Misimovic. "Der Punkt ist wieder einmal zu wenig", sagte von Heesen, vor allem angesichts der überraschenden Punktgewinne der Mitkonkurrenten Arminia Bielefeld und MSV Duisburg.
Ein Jahr nach dem DFB-Pokalsieg droht den seit zehn Punktspielen sieglosen Franken der siebte Bundesliga-Abstieg, auch wenn Bayern-Manager Hoeneß seinem Ex-Verein, bei dem er einst seine Karriere beendet hatte, demonstrativ Mut zusprach: "Ich sehe gar nicht schwarz für den Club, wenn er so spielt wie heute."
von Klaus Bergmann und Michael Fox, dpa
Quelle: ntv.de