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Heynckes soll es richten Bayern stoppt Projekt Klinsmann

Der FC Bayern München hat das Projekt Klinsmann abrupt beendet und Frührentner Jupp Heynckes für den Endspurt um den letzten möglichen Titel aus dem Hut gezaubert. Auch die Cottbuser Schützenhilfe gegen Fußball-Bundesliga-Spitzenreiter VfL Wolfsburg konnte Jürgen Klinsmann den Job nicht mehr retten.

Im Gegenteil: "Jetzt erst recht", habe die Losung des Vorstandes gelautet, sagte Manager Uli Hoeneß. "Wir brauchen Aufbruchstimmung. Wir hatten so viele Bremsen drin in letzter Zeit."

"Alle wichtigen Spiele verloren."

Nach nur zehn Monaten ist der ehemalige Bundestrainer Klinsmann bei seinem ersten Job als Vereinstrainer gescheitert. Das Sommerzeugnis des Bayern-Vorstandes für den 44-Jährigen fiel verheerend aus. "Wir waren letzte Saison 34 Spieltage Tabellenerster, diese Saison nicht einmal ", zählte Hoeneß auf. Zudem habe man "alle wichtigen Spiele" verloren; in der Champions League 0:4 in Barcelona, in der Bundesliga 1:5 in Wolfsburg und im DFB-Pokal 2:4 in Leverkusen. "Irgendwann kommt der Punkt, wo du zweifelst", sagte der Manager.

Der aus der Frührente zurückgeholte Heynckes (63) wird mit dem als Co-Trainer zur Seite gestellten Amateur-Coach Hermann Gerland (54) nur bis Saisonende einspringen. "Die Lösung gilt nur für fünf Spiele", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Man traue dem Champions-League-Sieger von 1998 mit Real Madrid zu, "mit ruhiger Hand die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken". Heynckes soll die Bayern "wenigstens" erneut in die Champions League führen, sagte Rummenigge.

Ausgerechnet Mönchengladbach

Heynckes feiert seine Bundesliga-Wiederkehr ausgerechnet am Samstag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. "Das ist schon Wahnsinn. Da sind zwei Seelen in meiner Brust", sagte Heynckes der "Rheinischen Post". Mit den abstiegsbedrohten Gladbachern war er als Spieler mehrfach deutscher Meister geworden und arbeitete dort auch zweimal als Trainer.

Wer in der kommenden Saison Cheftrainer wird, ist offen. "Wir haben ganz bewusst keinen Trainer bis heute kontaktiert", erklärte Rummenigge. Zahlreiche Kandidaten werden in München gehandelt, neben ausländischen Trainern wie Arsene Wenger (FC Arsenal) auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, der 2002 Borussia Dortmund zur Meisterschaft führte.

Eingeständnis einer Fehlentscheidung

Für den Vorstand bedeutet der Klinsmann-Rauswurf einen Imageschaden und das Eingeständnis einer Fehlentscheidung. "Wir haben alles gegeben", widersprach Hoeneß: "Das beste Konzept nützt nichts, wenn keine Ergebnisse kommen." Man wolle aber "in keinster Weise schmutzige Wäsche waschen", versicherte der Manager.

Klinsmann äußerte sich "sehr enttäuscht" über seinen Rauswurf. Trotzdem bedankte er sich "für eine ereignisreiche Zeit". Der 44- Jährige, der nach dem Rauswurf in Rummenigges Büro fluchtartig in seinem Dienstwagen das Vereinsgelände verlassen hatte, sieht sich nicht gescheitert. "Wir haben den Grundstein gelegt für die Zukunft", behauptete er. Auch seine Assistenten Martin Vasquez und Nick Theslof mussten gehen.

Spieler bleiben neutral

Heynckes wird am Dienstag offiziell vorgestellt und danach erstmals die Bayern-Profis trainieren. Diese wurden am freien Montag zusammengetrommelt und in der Kabine vom Wechsel unterrichtet. Die Spieler hätten es "ziemlich neutral aufgenommen", sagte Rummenigge. "Das Alibi Jürgen Klinsmann ist der Mannschaft genommen. Wir werden genau verfolgen, wer sich auf dem Platz zerreißt", warnte er.

Heynckes wurde in seiner ersten Münchner Amtszeit von 1987 bis zu seiner Entlassung am 8. Oktober 1991 zweimal Meister (1989, 1990) mit den Bayern. Nach der Entlassung in Mönchengladbach Anfang 2007 hatte er sich eigentlich aufs Altenteil zurückgezogen.

Alles aus Freundschaft

Am Samstag saß er bei Klinsmanns Finale gegen Schalke schon auf der Tribüne der Allianz Arena, genau einen Platz unterhalb von Klinsmanns Frau Debbie. Heynckes habe nach der Anfrage "nur fünf Minuten mit seiner Frau überlegt" und dann zugesagt, berichtete Rummenigge. "Ich tue das für den FC Bayern, der mir das Sprungbrett in den internationalen Fußball gegeben hat, und aus Freundschaft zu Uli Hoeneß", sagte Heynckes.

Klinsmann hatte bis zuletzt nicht an eine Kündigung geglaubt. "Wir ziehen das durch. Die Chemie stimmt intern", behauptete er nach der Schalke-Pleite. "Er hatte wohl damit gerechnet, dass wir es nach der Niederlage von Wolfsburg in Cottbus nochmals aufschieben würden", sagte Hoeneß. Neben seinem Freund Heynckes will der Manager nun auf der Bank am 23. Mai nach dem letzten Spiel gegen Stuttgart in der Allianz Arena doch noch zum 22. Mal die Meisterschale in Händen halten. "Wir sind alte Phantasten und sehen die Chance, das Unglaubliche zu schaffen und den Titel zu holen."

Quelle: ntv.de, Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa

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