Sport

Amerika wartet Beckham nicht umzustimmen

Vor fünf Monaten war er nur noch ein Auslaufmodell, jetzt reißen sich wieder alle um ihn: Englands Fußball-Star David Beckham ist gefragt wie zu seinen besten Zeiten. Aber der Sinneswandel beim spanischen Rekordmeister Real Madrid, der den 32-Jährigen nun doch behalten will, kam zu spät. "Becks", der in der Nationalmannschaft ein bemerkenswertes Comeback feierte, wandert wie geplant in gut einer Woche in die USA aus.

"Ich bezweifle nicht, dass Real ihn liebend gerne auch in der nächsten Saison hätte. Aber die Realität ist, dass das Schiff losgesegelt ist", sagte Alexi Lalas, Präsident und Manager von Beckhams künftigem Arbeitgeber Los Angeles Galaxy: "Wir erwarten sehnsüchtig seine Ankunft. Nichts hat sich daran geändert." Der Umworbene ließ über einen Sprecher mitteilen: "David hat nicht die Absicht, aus dem Vertrag auszusteigen. Er freut sich darauf, in die Staaten zu gehen."

Laut des englischen Boulevardblatts The Sun hatte Real bereits in der vergangenen Woche Kontakt zur Galaxy aufgenommen und sich erkundigt, für welchen Preis Beckham in Madrid gehalten werden könnte. Sogar der Vorschlag, den Mittelfeldstar für zwei Jahre von Los Angeles auszuleihen, kam dabei auf den Tisch. Doch der US-Klub lehnte ab. "Reals Becks-Entführung gescheitert", titelte The Sun draufhin. Auch die Daily Mail verkündete: "Beckham sagt adios".

Die von Real-Präsident Ramon Calderon genannte Ausstiegsklausel in Beckhams 250 Millionen Dollar schwerem Vertrag gibt es laut Lalas nicht. Schon am Montag, so hieß es aus der Umgebung des Fußball-Popstars, werde er Madrid verlassen. Vorher will er aber noch mit den Königlichen Meister werden. "Wir müssen nur noch einmal siegen, das ist das Einzige, was zählt", sagte Beckham, der mit einem Erfolg am kommenden Sonntag gegen Real Mallorca seinen ersten Titelgewinn in vier Jahren in Spanien perfekt machen würde.

Real-Trainer Fabio Capello bereute indes, dass er Beckham im Januar nach dessen Vertragsabschluss mit LA auf die Tribüne verbannt hatte. "Ich habe Fehler gemacht", gab der Italiener zu: "Die sportliche Leitung hat Dinge entschieden, und ich bin dafür verantwortlich. Die Wahrheit ist, dass wir einiges falsch gemacht haben."

Einen Teil der Schuld schob Capello allerdings auf Englands Teammanager Steve McClaren ab. Dessen Entscheidung, seinen Superstar nach der WM in Deutschland auszubooten, habe Beckham in eine tiefe Krise gestürzt. "Er war sehr sauer, dass er nicht mehr zur Nationalmannschaft gehörte", sagte Capello. Deshalb, so der Real-Coach, habe seine Leistung auch im Klub nicht mehr gestimmt.

McClaren selbst sieht sich dagegen eher als Auslöser der jüngsten Leistungsexplosion Beckhams. "Er brauchte einen Schock, damit sich etwas ändert. Und genau das ist passiert", meinte der Nationaltrainer: "David hat genauso reagiert, wie ich es erwartet habe. Er ist jetzt besser, fitter und stärker."

McClaren hatte den ehemaligen Kapitän vor zwei Wochen zurück ins Team geholt, weil der Weltmeister von 1966 auf dem Weg zur EURO 2008 ins Stolpern geraten war. Beim 1:1 gegen Brasilien sowie beim 3:0 in der EM-Qualifikation in Estland überzeugte der Rückkehrer ebenso wie bei seinen letzten Auftritten für Real -und stimmte auch die Verantwortlichen der Königlichen um.

"Die Fans wollen, dass er bleibt, und auch ich will, dass er bleibt", sagte Real-Präsident Calderon am Sonntag. Vor fünf Monaten hatte er noch gelästert: "Er hat sich entschieden, nach Hollywood zu gehen und Schauspieler zu werden." Auch Capello ("Beckham hat das Ende seiner Karriere erreicht") hat inzwischen seine Meinung geändert: "Wenn der Klub sagt, er bleibt, wäre ich sehr glücklich."

In Kalifornien wird Beckham indes schon sehnsüchtig erwartet. Die LA Galaxy ist nach acht Spielen mit nur einem Sieg Tabellenvorletzter im Westen. "Wir können es kaum erwarten, dass David kommt und alles in Ordnung bringt", sagte Beckhams künftiger Mittelfeldkollege Santino Quaranta.

Fernando Medialdea, Alex Griffiths, sid

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen