Tour de Farce (Folge XXI) Bergkönig Pellizotti suspendiert
03.05.2010, 16:09 UhrWäre es eine Überraschung, würden wir mit liebgewonnenen Formulierungen fabulieren: Dem Radsport droht nach der vorläufigen Sperre von Bergspezialist Francesco Pellizotti ein neuer Dopingskandal. Stattdessen teilen wir ihnen mit: Offenbar ist die nächste Zweiradapotheke überführt worden. Rolf Aldag wird das nicht gerne hören.

Francesco Pellizotti, Tour-Bergkönig 2009, hat offenbar sein Blut manipuliert. Wie konnte er nur!
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Radsport-Weltverband UCI hat gegen Radprofi Francesco Pellizotti wegen auffälliger Blutwerte offenbar ein vorläufiges Startverbot verhängt. Wie die "Gazzetta dello Sport" berichtet, suspendierte die UCI den Bergkönig der vergangenen Tour de France aufgrund von Auffälligkeiten in dessen Blutpass. Beim Fahrer des Teams Liquigas seien bei einer Kontrolle vor der Tour 2009 nicht natürlich zu erklärende Schwankungen bei einem Wert festgestellt worden. Pellizotti sei vor zwei Monaten über die Auffälligkeiten informiert worden. Die UCI habe den italienischen Verband aufgefordert ein Dopingverfahren einzuleiten. Dies habe die "Gazzetta" aus Kreisen des Liquigas-Teams erfahren.
"Es ist bestätigt, dass es Pellizotti ist, aber ich habe die Unterlagen der UCI noch nicht gesehen, deshalb kann ich keine Details nennen", sagte Renato Di Rocco, Präsident von Italiens Radsportverband. Die "Gazetta" berichtete zudem, dass noch weitere Fahrer erwischt worden seien. Wie die spanische Sporttageszeitung "Marca" meldet, soll auch gegen den Slovenen Tadej Valjavec vom Team AG2R ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden sein.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die UCI vier Dopingfälle gemeldet. Der Italiener Mattia Gavazzi (Colnago), der Schweizer Thomas Frei (BMC Racing), der Chinese Li Fuyu (RadioShack) sowie der Spanier Manuel Vazquez (Andalucia) waren den Fahndern ins Netz gegangen. Bei allen Profis hätten auffällige Werte im Biologischen Pass zu Zielkontrollen geführt.
Aldag lobt, Frei spottet
Erst am Wochenende hatte der frühere Telekom-Profi Rolf Aldag, als Profi selbst ein Doper und inzwischen Sportdirektor beim US-Rennstall HTC Columbia, den Weltverband UCI in der "FAZ" für den Blutpass gelobt und behauptet: "Der Radsport leistet im Kampf gegen Doping am meisten im Vergleich mit fast allen anderen Sportarten."

Und es spricht Thomas Frei, frisch überführter Doper, zur Erneuerung des Radsports: "So doof das klingt: Wenn man mal mit Doping begonnen hat, ist der einzige Ausweg die positive Probe."
(Foto: AP)
Dass man allerdings die Kontrolleure nach wie vor äußerst simpel austricksen kann, gab der unlängst überführte Doper Thomas Frei vom BMC-Team preis. Der Schweizer, mit 25 Jahren mutmaßlich ein Fahrer aus der neuen und sauberen Generation, erklärte, "nur aus eigener Nachlässigkeit" erwischt worden zu sein. Hätte er vor seiner Kontrolle genug Flüssigkeit getrunken, wäre er nicht positiv auf EPO getestet worden.
"Ich hatte am Samstag sechs Stunden trainiert und war ziemlich dehydriert, das hat das Ganze noch verschlimmert", teilte er in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz mit. Als dann am Sonntagmorgen um 6.00 Uhr die Kontrolleure vor der Tür gestanden hätten, sei er ziemlich überrascht gewesen. Anstatt das Wasserlassen rauszuzögern und noch etwas zu trinken, gab er zügig seine Probe ab - der entscheidende Fehler, wie er nun einräumte, denn: "Ansonsten würde ich mich jetzt auf den Giro d'Italia vorbereiten."
Unglücklich über seine positive Probe ist Frei nach eigenen Angaben dennoch nicht, sagte er der "Neuen Züricher Zeitung". Seine Begründung ist bestürzend: "So doof das klingt: Wenn man mal mit Doping begonnen hat, ist der einzige Ausweg die positive Probe."
Quelle: ntv.de, sid/dpa