Massenstarts zum Heim-WM-Finale Biathleten hoffen auf den "Flow"
11.03.2012, 06:38 Uhr
Tina Bachmann und Magdalena Neuner (r) posieren mit ihren Goldmedaillen.
(Foto: REUTERS)
Das Beste zum Schluss: Mit den spektakulären Massenstart-Rennen der Männer und Frauen endet in Ruhpolding die Biathlon-Weltmeisterschaft. Zum Abschluss der Heim-WM will nicht nur Magdalena Neuner erneut aufs Podest. Auch die deutschen Herren hoffen nach Staffel-Bronze, dass der Knoten rechtzeitig geplatzt ist.
Manchmal ist die Erklärung ganz einfach. "Das", sagte Michael Greis nach dem Staffelrennen am Freitag, "war ein klassisches Flow-Erlebnis." Einfach aufs Wesentliche konzentriert, "und dann kam es einfach". "Das" war die beeindruckende Schnellfeuereinlage beim Stehendanschlag, mit der Greis letzte Zweifel am Bronzegewinn für die DSV-Herren beseitigt hatte. Und Hoffnungen weckte, dass es nach der ersten reinen Herren-Medaille bei der Heim-WM in Ruhpolding auch ab 13.30 Uhr mit Edelmetall für die DSV-Herren klappen könnte. Dann steht der Massenstart an.
Das Duell der 30 besten WM-Starter ist für Zuschauer und Athleten ein Spektakel. Die ohnehin nicht übermäßig komplexen Regeln des Sports werden noch einmal grundlegend vereinfacht: Alle Starter gehen gleichzeitig in die Loipe. Gewonnen hat, wer als Erster im Ziel ist.
Dass neben Routinier Greis mit Simon Schempp, und Arnd Peiffer auch die drei anderen deutschen Staffelläufer im Massenstart antreten dürfen, ist ein Qualitätsnachweis für das Herren-Team. Gleichzeitig passt es nicht recht ins Bild der wahrgenommenen Leistung der Herren, die in allen WM-Einzelrennen leer ausgegangen waren. Erst mit Staffelbronze konnten sie aus dem Schatten der Gold-Damen treten.
Die dürfen ab 16 Uhr nur drei Starterinnen in die Loipe schicken. Neben Neuner sind Andrea Henkel und Tina Bachmann qualifiziert. Miriam Gössner, der vierte Teil der deutschen Gold-Staffel, ist zunächst nur Ersatz. Neuner und Henkel gehen mit einer klaren Zielsetzung in den WM-Abschluss: eine Einzelmedaille soll her. "Ich hoffe, dass ich mit fünf Medaillen nach Hause fahren kann", sagte die bereits mit zweimal Gold sowie Silber und Bronze dekorierte Neuner vor ihrem letzten Biathlon-Rennen in Deutschland.
Birnbacher sieht "Befreiungsschlag"
Vergleichbar forsche Töne sind aus dem Männerteam nicht zu vernehmen. Für Andreas Birnbacher, dem im Einzelrennen als Vierter nur 0,8 Sekunden aufs Podest gefehlt hatten, war die Bronzemedaille dennoch ein "Befreiungsschlag". Nicht nur er hatte darunter gelitten, mit dem Herrenteam ausgerechnet bei der Heim-WM die Erwartungen der Öffentlichkeit wie schon in Chanty-Mansjisk 2011 oder bei Olympia 2010 womöglich erneut zu enttäuschen - und leer auszugehen. Auch Routinier Greis, der mit Staffel-Bronze nach seiner schweren Saison sein persönliches WM-Märchen geschrieben hatte, beschrieb die Erwartungen der Zuschauer anschließend eher als Belastung denn Motivation.
Legt man nicht nur Ruhpolding, sondern die bisherigen Massenstarts in dieser Saison zugrunde, scheint eine weitere deutsche Herren-Medaille zum WM-Abschluss nicht ausgeschlossen. Vor allem Birnbacher hat sich mit zwei Siegen und einem zweiten Platz in den bisherigen drei Rennen zu einem Spezialisten für das Spektakel entwickelt. Platz drei im Gesamt-Weltcup ist Beleg für seine Konstanz. Die Favoritenrolle schiebt Birnbacher trotzdem lieber dem Norweger Emil Hegle Svendsen (Norwegen) und dem in Ruhpolding bereits zweimal erfolgreichen Franzosen Martin Fourcade zu.
Während Greis und Schempp eher als Außenseiter in den Massenstart gehen, ist Arnd Peiffer nominell immer ein Medaillenanwärter – sofern er vor der Ruhpoldinger Wand ausnahmsweise die Nerven behält. In der Mixed-Staffel und im Einzelrennen gab er jeweils im letzten Schießen Gold noch aus der Hand. Wie es geht, hat Teamkollege Greis in der Staffel gezeigt. Ein klassisches Flow-Erlebnis würde sicher auch Peiffer helfen.
Quelle: ntv.de