Letztes Rennen ohne Zuschauer Biathlon-Ikone Fourcade macht Schluss
13.03.2020, 20:57 Uhr
Martin Fourcade verabschiedet sich.
(Foto: imago images/Kosecki)
Fünfmal Olympiasieger, sieben Weltmeistertitel, eine Entscheidung: Biathlon-Ikone Martin Fourcade beendet am Wochenende seine große Karriere. Bitter: Der Franzose muss sein letztes Weltcup-Rennen vor trauriger Kulisse bestreiten. Dabei geht es geht noch mal um alles.
Etwas überraschend wird Frankreichs Biathlon-Star Martin Fourcade seine Karriere beenden. "Danke für die Reise. Zeit auf Wiedersehen zu sagen", teilte der 31-Jährige in den sozialen Medien mit. Fourcade war erst am gestrigen Donnerstag beim vorzeitigen Saisonfinale im finnischen Kontiolahti im Sprint Zweiter geworden. Damit ist die Verfolgung am morgigen Samstag (13.45 Uhr) das letzte Rennen des Franzosen. Da geht es für ihn gegen seinen norwegischen Rivalen Johannes Thingnes Bö noch um den Sieg im Gesamtweltcup. Sollte Fourcade das schaffen, wäre es sein achter Gesamtsieg. Aber Bö ist im Vorteil.
"Großer, großer Champion", antwortete Deutschlands Skijäger Simon Schempp auf die emotionalen Abschiedsworte des Franzosen. Schempp hatte sich Fourcade bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang im Massenstart im Fotofinish knapp geschlagen geben müssen. Fourcade will nun sportpolitisch aktiv werden.
"Wille ist immer noch vorhanden"
Fourcade hatte im vergangenen Jahrzehnt den Sport dominiert, wie zuvor nur Norwegens Legende Ole Einar Björndalen. Der Ausnahmekönner gewann als erster Skijäger der Geschichte als "Meister aller Klassen" sieben Mal in Serie die Große Kristallkugel und war der Erste, der bei sieben aufeinanderfolgenden Großereignissen in einem Einzelrennen Gold holte. Der zweimalige Familienvater hat 78 Weltcupsiege zu Buche stehen, nur Björndalen ist mit 94 im Biathlon noch erfolgreicher.
Zudem wurde er fünf Mal Olympiasieger, 13 Mal Weltmeister, holte zudem zehn Mal WM-Silber, fünf Mal WM-Bronze und zwei Mal Olympia-Silber. "Mein Wille, das Beste zu geben und Berge zu versetzen, ist immer noch vorhanden. Aber die Fortsetzung meines Wachsens als Mann, als Vater, muss jetzt auf anderen Wegen geschehen. Es ist Zeit, sich zu verabschieden", sagte Fourcade.
Fourcade hatte 2008 sein Debüt im Weltcup gegeben, am 14. März 2010 hatte er in Kontiolahti seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Auf den Tag genau zehn Jahre später wird er auf dieser Strecke seine fantastische sportliche Reise beenden.
"Meinen Respekt bekommt er nicht"
Fourcade gilt auch als lautester und entschiedenster Kämpfer gegen Doping in der Biathlon-Szene. "Für mich ist es eine Schande", klagte er bei der Weltmeisterschaft im Februar über den Sieg das verurteilten Doping-Sünders Alexander Loginow: "Er hat gewonnen, aber meinen Respekt bekommt er nicht."
"Zum Abschluss vielen Dank an euch alle, in Frankreich, Russland, Deutschland, Norwegen, der Tschechischen Republik, Italien und überall, wo ihr seid", beendet Fourcade eine lange Abschiedsbotschaft in den Sozialen Medien, "danke, dass ihr mich ermutigt, unterstützt, geliebt habt. Sie haben diese einzigartige Karriere in ein Abenteuer verwandelt."
Im Weltcup liegt er derzeit mit 880 Punkten zehn Zähler vor Verfolger Johannes Thingnes Boe aus Norwegen. Fourcade geht hinter Boe mit 21,1 Sekunden Rückstand als Zweiter auf die Strecke. Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus wird das Rennen vor leeren Rängen im Stadion ausgetragen, auch von der Strecke werden die Zuschauer ferngehalten. Das geplante Weltcup-Finale am legendären Holmenkollen in Oslo/Norwegen war am Donnerstag bereits ersatzlos gestrichen worden.
Quelle: ntv.de, ter/dpa