Weltrekordler wieder in Topform Biedermann erfindet sich im Becken neu
04.05.2014, 20:40 Uhr
Paul Biedermann sicherte sich bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin den Sieg über 400 Meter Freistil.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit einer überraschend starken Leistung meldet sich Paul Biedermann bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften eindrucksvoll zurück. Die Zeit der Rückschläge scheint vergessen. Nun visiert er den großen Coup bei der Heim-EM im Sommer an.

Paul Biedermann (l.) und Bundestrainer Henning Lambertz blicken optimistisch in die Zukunft.
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Es gibt Dinge im Leben von Paul Biedermann, die schiebt der Schwimmstar lieber vor sich her. Beim "Projekt Führerschein" macht der Hallenser zum Beispiel seit Jahren keinerlei Fortschritte. Im Becken aber, das hat seine beeindruckende Rückkehr bei den deutschen Meisterschaften in Berlin mit dem Titel-Triple gezeigt, hat der 27-Jährige seine Bequemlichkeit abgelegt.
Im Herbst seiner Karriere erfindet sich der Weltrekordler sogar ein wenig neu. "Ich muss mich an die Weltspitze anpassen, nicht umgekehrt", sagt Biedermann über seine neue Renntaktik. Die neunmonatige Wettkampfpause wegen eines verschleppten Infekts habe er aber auch zur Selbstfindung genutzt: "Die Pause war wichtig, um Abstand zu finden. Schwimmen ist immer noch das Wichtigste, aber nicht mehr alles."
Aus dem Motivations-Loch, in das er nach den medaillenlosen Olympia-Auftritten von London gefallen war, ist Biedermann herausgeklettert. Nach seinem Finalsieg über 400 Meter Freistil wirkte er wie von einer Last befreit, vom Auftakterfolg beflügelt gewann er auch über 100 und 200 Meter.
EM-Gold ist möglich
"Ich merke, wie mit jedem Rennen Last von mir abpurzelt", verriet der Doppel-Weltmeister von 2009. Sein Triumph über 100 Meter Freistil in der besten Zeit, die er je ohne High-Tech-Anzug geschwommen ist (48,31 Sekunden), ist das Resultat einer taktischen Neuorientierung. Um seine Chancen bei der Heim-EM im August in Berlin auf seiner Paradestrecke 200 Meter Freistil zu erhöhen, hat Biedermann die erste Rennhälfte verstärkt trainiert. "Da muss er wenigstens an der Wade der anderen dran sein", sagt Heimtrainer Frank Embacher.
Sollte ihm das zum Beispiel im Duell gegen den französischen Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel gelingen, sei vielleicht sogar EM-Gold möglich, glaubt Bundestrainer Henning Lambertz: "Wenn es auf die letzte Bahn geht und beide eng beieinander liegen, weiß ich nicht, auf wen ich mein Geld setzen würde."
Nicht jünger, aber engagierter
Ob der neue Fokus auf die kurze Strecke bedeutet, dass er bei der EM auf seiner Weltrekordstrecke über 400 Meter nicht startet, ließ Biedermann offen. Entscheidend ist, ob seine Medaillenchancen dort oder mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel größer sind. Mit den Kräften muss Biedermann mittlerweile haushalten: "Ich werde nicht jünger."
Nicht jünger, aber engagierter. "Es macht deutlich mehr Spaß, weil er jetzt auch wieder die Belastung annimmt und emotional ganz anders dabei ist als vor der Pause", sagt Embacher. Auch das Comeback von Rivale Michael Phelps setze bei seinem Schützling Kräfte frei: "Der Name Michael Phelps löst bei Paul etwas aus."
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid