Biedermann und die Dopingfrage "Bin absolut sauber"
27.07.2009, 16:50 UhrEs schien, als hätte Weltmeister und Weltrekordler Paul Biedermann nur auf diese Frage gewartet. Ohne Zögern begegnete er dem Misstrauen nach seiner Steigerung über 400 Meter Freistil um unglaubliche 6,6 Sekunden. Die Antwort auf die im Raum stehende Doping-Frage kam mit ernster Miene und festem Blick.
"Natürlich muss ich mir solche Vorwürfe gefallen lassen, das ist klar. Aber ich bin absolut sauber", sagte der 22-Jährige, nachdem er in 3:40,07 Minuten auf seiner Nebenstrecke den sieben Jahre alten Weltrekord von Schwimm-Legende Ian Thorpe um 1/100 verbessert hatte. "Ich hatte X Kontrollen, bestimmt 20 in diesem Jahr", erklärte Biedermann, wohl wissend, dass diese Leistungssteigerung zu unglaublich war, um nicht angezweifelt zu werden.
Superstar Michael Phelps, dessen Duell mit Biedermann auf den 200 Metern die Schwimm-Welt mit Spannung erwartet, war auch am Tag nach dem Weltrekord noch baff. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass dieser 400-Meter-Rekord gebrochen wurde, er war der beste Rekord. Normalerweise sieht man im postolympischen Jahr nicht diese Leistungen, aber irgendwie kommen sie zustande", sagte er und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: "Ich weiß nicht, wie sie das machen."
Mit Anzug zwei Sekunden schneller
Auch Paul Biedermann konnte mit einer Erklärung nur teilweise weiterhelfen. "Der neue Anzug hat bestimmt zwei Sekunden geholfen", sagte er zum Material seines Ausrüsters. Als erklärter Kritiker des Wettrüstens im Schwimmen hatte er bis vor vier Wochen ein fast schon altertümliches Vorjahresmodell geschwommen und sich erst kurz vor der WM für den X-Glide seines Ausrüsters (arena) entschieden. Wegen des Epstein-Barr-Virus' hatte Biedermann zu Jahresbeginn knapp sechs Wochen mit dem Training aussetzen müssen, mehrere hunderte Kilometer fehlten - eigentlich auf der Mittelstrecke kaum aufzuholen. "Das konnte ich gut kompensieren. Vielleicht hab ich genau diese Pause gebraucht", sagte er und dankte seinem Coach Frank Embacher, "für mich der weltbeste Trainer."
Bis zur 300-Meter-Marke war Biedermann deutlich langsamer als bei seinem Europarekord des Vorlaufs - doch auf der Schlussbahn ließ er die Konkurrenz um 1500-Meter-Olympiasieger Oussama Mellouli (Tunesien) förmlich stehen. "Eigentlich wollte ich schneller angehen, aber ich bin ein Typ, der sich festbeißen kann. Die letzten 50 Meter waren meine", sagte er rückblickend. Diese Sprint-Qualitäten hat Biedermann in Halle/Saale trotz einer sanierungswürdigen Umgebung gelernt. "Ich hoffe, dass eine neue Halle gebaut wird. Ich trainiere mit Startblöcken von vor 40 Jahren.
Quelle: ntv.de, von Marc Zeilhofer und Peter auf der Heyde, dpa