Ausschuss abgesägt Blatter sorgt für neuen Skandal
12.04.2002, 18:31 UhrDer seit geraumer Zeit in der Kritik stehende Fifa-Präsident Joseph Blatter hat erneut für einen faustdicken Skandal gesorgt. Eigenmächtig löste der Schweizer einen internen Ausschuss auf, der die finanzielle Situation der Fifa untersuchen sollte. Dieses so genannte "Ad-hoc-Komitee" war erst im Monat zuvor von der 24-köpfigen Fifa-Exekutive durchgesetzt und eingerichtet worden, wohlgemerkt gegen den Widerstand von Blatter.
Wenige Stunden nach Blatters Rückkehr von einer Tour durch Afrika, wo er auf Stimmenfang für seine Wiederwahl als Präsident beim Fifa-Kongress Ende Mai in Seoul gegangen war, hatten die Mitglieder des sechsköpfigen Untersuchungs-Ausschusses sowie der Fifa-Exekutive ein Schreiben vorliegen, in dem der 66-jährige Schweizer die Kontrolle für beendet erklärte.
Wörtlich heißt es darin: "Zur Gewährleistung und zum Schutz der Interessen der Fifa sehe ich mich veranlasst, die Arbeit der internen Ad-Hoc-Buchprüfungskommission der Fifa bis zum Abschluss einer Untersuchung auszusetzen, die sich auf eine Verletzung der Vertraulichkeitsbestimmungen für diesen Ausschuss bezieht sowie auf die Art und Weise, wie mit Dokumenten umgegangen wurde, welche die Mitglieder dieses Ausschusses ausgehändigt erhalten haben."
Um den Sachverhalt kurzfristig zu klären, berief der Fifa-Chef für den 3. Mai eine außerordentliche Sitzung des Exekutiv-Komitees ein. Auf diese hatte bereits am Nachmittag Uefa-Präsident Lennart Johansson gedrängt und erklärt, der das Verhalten des Fifa-Präsidenten als unakzeptabel bezeichnete und forderte, den Ausschuss weiter zu führen.
Der Hintergrund ist, dass Blatter offensichtlich keine Untersuchung will. Das nährt die Vermutung, dass seine Gegner in der Fifa-Exekutive Recht haben könnten mit ihren Vorwürfen, der Präsident würde mit falschen Zahlen hausieren gehen. Blatter behauptet: Die Pleite des langjährigen Fifa-Marketing-Partners ISL-ISMM im vergangenen Jahr, bei der Schulden von 300 Millionen Dollar zu Tage traten, habe der Fifa nur einen Verlust von 20 Millionen Dollar gebracht. Dagegen mutmaßen die Kritiker des Präsidenten, dass die Fifa tatsächlich 200 Millionen Dollar eingebüßt habe.
Quelle: ntv.de