Raubmord an Ex-Profi Blatter spielt Gewalt herunter
25.11.2007, 15:41 UhrDie Ermordung des ehemaligen österreichischen Fußball-Profis Peter Burgstaller in Durban hat die Sicherheitsdiskussion um die WM 2010 in Südafrika neu entfacht. Der 43-Jährige war laut offiziellen Angaben bereits am vergangenen Freitag auf einem Golfplatz in Durban erschossen worden. Der Mann sei vom Sicherheitspersonal auf der mit einem Elektrozaun gesicherten Anlage mit einem Brustschuss tot aufgefunden worden. Das bestätigte das österreichische Außenministerium.
Allergisch reagierte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter auf Fragen nach der hohen Kriminalitätsrate am Kap der Guten Hoffnung und den Sicherheitsrisiken für die Fans bei der WM in zweieinhalb Jahren. "Auch in Zürich wurde ein 16-jähriges Mädchen an einer Bus- oder Straßenbahnhaltestelle erschossen. Verbrechen gibt es überall", erklärte Blatter. Pro Tag werden in Südafrika laut Statistik im Schnitt 50 Menschen ermordet.
Offenbar wurde Burgstaller Opfer eines Überfalls, sein Handy blieb verschwunden. Der Schlüssel zu seinem Hotelzimmer wurde neben ihm im Gras liegend gefunden, in das Hotel-Zimmer wurde aber offenbar nicht eingebrochen. Die örtliche Polizei nahm die Ermittlungen auf. Nach Angaben von Blatter habe sich Burgstaller als Tourist in Durban aufgehalten und sei kein offizielles Mitglied der österreichischen Delegation gewesen, die sich von dem Vorfall aber sehr betroffen zeigte. Der frühere Bundesligaprofi Andreas Herzog als Mitglied der österreichischen Delegation erklärte in der ARD: "Die Stimmung bei uns ist natürlich sehr getrübt. Das ist ein Wahnsinn."
DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach zeigte sich ebenfalls bestürzt, sagte aber auch, dass man Gastgeber Südafrika trotz dieses schlimmen Vorfalls nach wie vor das Vertrauen geben müsse, "auch wenn es in diesem Moment schwer fällt".
Trotz der Vorkommnisse nutzte Blatter die Gelegenheit, um einmal mehr eine Lanze für Südafrika als WM-Gastgeber zu brechen. "Die Begeisterung in Südafrika ist großartig. Ich bin mir absolut sicher, dass wir alle gemeinsam die beste WM aller Zeiten auf die Beine stellen werden, gerade weil sie in Afrika stattfindet", erklärte der Schweizer.
Vorab bereiteten dem 71-Jährigen allerdings Streiks beim Stadionbau Sorgen. "Im Moment leuchtet noch nicht das rote Licht, aber es gibt einige Probleme mit den Stadien", räumte der neue FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke ein. Blatter ging indes in die Offensive. "Die Fußball-WM ist das größte Ereignis in der Welt des Sports", sagte der mächtige FIFA-Boss, "da ist es normal, dass es Probleme gibt."
Im ersten Anlauf war die Kap-Republik im Juli 2000 allerdings bei der Entscheidung der FIFA-Exekutive in Zürich für 2006 sehr zum Unwillen Blatters hauchdünn an Deutschland gescheitert. Erst 2010 war Südafrika für die Weltmeisterschafts-Gastgeberrolle zum Zuge gekommen.
Unterdessen wurden Details des Kartenverkaufs bekannt gegeben. Die Tickets für die WM-Endrunde werden auf der Basis von US-Dollar abgerechnet, so dass sich dies günstig für europäische Fans auswirken dürfte. Und wenn der Euro weiter so stark bleibt wie bisher, werden die Tickets erstaunlich preiswert.
Allerdings: Die 450.000 Tickets der Billig-Kategorie unter den drei Millionen Eintrittskarten (20 Dollar/13,50 Euro) sind nur Südafrikanern vorbehalten. 120.000 davon werden durch Sponsoren bei Gewinnspielen gratis unter's Volk gestreut. Wie da ein grauer Markt verhindert werden soll, hat die FIFA noch nicht bekanntgegeben.
Die teuerste Karte - abgesehen von den VIP- und Gastpaketen mit Champagner-Verpflegung und Parkschein - soll rund 610 Euro (900 Dollar, Finale) kosten. Blatter legt eben immer Wert darauf, dass eine nur alle vier Jahre stattfindende Fußball-WM ein Highlight auf dem Erdball sei und sich deshalb nicht unter Preis verkaufen dürfe.
Außerdem konnte Blatter stolz verkünden, dass jedes Tor in der WM-Qualifikation von den FIFA-Premium-Partner mit jeweils 337 Euro (500 Dollar) belohnt wird. Die gestifteten Gelder sollen fünf Jugendzentren in Südafrika bzw. 15 weiteren auf dem afrikanischen Kontinent zugute kommen. In der Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland waren 2464 Tore erzielt worden. Dies hätte eine Summe von rund 830.000 Euro als Spende ergeben.
Von Marc Schmidt, sid
Quelle: ntv.de