Stasi-Fälle bei Olympia-Trainern Böse ist sauber, Steuer nicht
26.01.2006, 12:02 UhrDie deutschen Biathletinnen werden bei den Olympischen Spielen in Turin wie geplant von ihrem langjährigen Trainer-Duo Uwe Müssiggang und Harald Böse betreut. Entgegen ersten Zeitungsmeldungen gehört der Oberhofer Co-Bundestrainer Böse nicht zu jenen drei Betreuern, die vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) nach einer Überprüfung über frühere Stasi-Tätigkeit aus dem Olympia-Team gestrichen worden sind.
"Harald Böse ist am Donnerstag gemeinsam mit Uwe Müssiggang und dem Olympia-Team ins Trainingslager Obertilliach gereist. Er wird die Mannschaft auch in Turin betreuen", erklärte der im Deutschen Skiverband DSV für den Biathlon-Bereich zuständige Technische Leiter Norbert Baier auf sid-Anfrage. Böse, der als Oberhofer Heimtrainer von Katrin Apel und Andrea Henkel eine Schlüsselposition im Team der Biathletinnen einnimmt, fährt damit zu seinen fünften Spielen seit 1992.
Dagegen verzichtete der Co-Trainer der Skispringer, Henry Glaß, aufgrund der Informationen durch die Birthler-Behörde und nach einer Anhörung auf seinen Einsatz in der Olympia-Mannschaft. Wer in Turin an der Seite von Bundestrainer Peter Rohwein für die Auswahl der Bronzemedaillen-Gewinner der Skiflug-WM verantwortlich sein wird, soll noch entschieden werden.
"Uns hat die Entwicklung total überrascht. Henry Glaß hat uns erklärt, er wolle die Konzentration der Mannschaft auf die Olympia-Wettbewerbe durch seinen Fall nicht belasten", sagte Teamsprecher Ralph Eder. Glaß hatte an der Seite von Reinhard Heß die deutschen Springer bei drei Winterspielen von 1994 bis 2002 betreut.
DEU bestätigt Stasi-Fall Steuer
Die Deutsche Eislauf-Union (DEU) hatte am Donnerstag bestätigt, dass Paarlauf-Trainer Ingo Steuer wegen seiner Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR keine Akkreditierung für Turin erhalten wird. Der 39-Jährige hatte das Duo Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy soeben zu EM-Silber geführt.
Steuer prüft rechtliche Schritte gegen seinen Ausschluss aus dem Olympia-Team. "Das ist Rufmord, ich habe schon meinen Anwalt eingeschaltet", sagte der Ex-Weltmeister.
Wer neben Glaß und Steuer der dritte Betroffene ist, blieb nach Böses Rehabilitierung vorerst offen. Das NOK werde weiterhin keine Namen nennen, sagte Pressechef Michael Schirp. Allerdings werde man eine Liste aller NOK-Akkreditierungen für Turin veröffentlichen, sobald diese komplett sei. Über Nachmeldungen werde man in den kommenden Tagen mit den Fachverbänden befinden.
Quelle: ntv.de