Der fünfmalige Wimbledon-Sieger Björn Borg sieht Titelverteidiger Roger Federer nur als Nummer drei der Favoritenliste bei den All England Championships. Borg hält sogar einen baldigen Rücktritt des 26-jährigen Schweizers für wahrscheinlich.

"Ich wäre nicht im geringsten überrascht, wenn Roger nächstes Jahr sagt, dass er mit dem Tennis aufhört", sagte Borg vor dem am Montag beginnenden Grand-Slam-Turnier, das Federer in den letzten fünf Jahren gewonnen hat: "Alle erwarten von ihm, dass er immer gewinnt. Das ist körperlich und geistig sehr anstrengend."

Borg, der sich von 1976 bis 1980 in die Wimbledon-Siegerliste eintrug, sieht Federer nach einem bislang ungewohnt schwachen Jahr mit nur zwei Turniersiegen offenbar auf dem absteigenden Ast. "Für mich gewinnt Rafael Nadal, meine zweite Wahl ist Novak Djokovic, und Roger kommt erst an dritter Stelle. Um seine Konkurrenten zu schlagen, muss er viel besser spielen als im Vorjahr", sagte der Schwede. Der Ausgang sei viel offener als bei den letzten Auflagen.

Federer musste sich in dieser Saison bei den Australian Open dem späteren Sieger Djokovic im Halbfinale geschlagen geben und unterlag Nadal vor nicht einmal zwei Wochen in drei Sätzen im Finale der French Open. Dennoch hat der Weltranglisten-Erste mit bislang zwölf Grand-Slam-Titeln immer noch den Rekord von Pete Sampras im Visier.

"Er kann die 14 Titel knacken, wenn er denn weiterspielt", glaubt der 52-jährige Borg: "Doch die Zeiten, in den er fast jedes Match gewann, sind vorbei."