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Die Tennislegende verlässt die Talkshow-Couch Boris Becker kämpft um seine letzte Chance

Neulich im Fernsehen: Boris Becker.

Neulich im Fernsehen: Boris Becker.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er wagt den Schritt auf sicheres Terrain - und geht doch ein großes Risiko ein. Boris Becker ist demnächst zwar nicht auf, aber neben dem Tennisplatz zu sehen. Als Trainer von Novak Djokovic. Es ist die Chance seines Lebens. Ob er sie nutzt?

Es soll ja Menschen geben, die sich noch überraschen lassen. "Echt, Boris Becker hat mal Tennis gespielt? Krass!" Das Zitat ist frei erfunden. Doch jemand, der erst in diesem Jahrtausend alt genug war, um sich im Fernsehen Shows anzusehen, könnte diese Information tatsächlich für exklusiv halten. Denn Boris Becker, 46 Jahre alt, hat viel dafür getan, sich lächerlich zu machen. Ein Mann mit Übergewicht, der so etwas wie prominent ist. Zuletzt war er mit Fliegenklatschen an den Ohren bei Oliver Pocher zu sehen. Wer sich noch daran erinnern kann, dass Boris Becker in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Held auf dem Tennisplatz, ein Liebling der Massen war und 1985 als jüngster Leimener aller Zeiten das Turnier in Wimbledon gewann, der hat sich für ihn geschämt.

Nun ist Boris Becker zurück in dem Teil der Welt, in dem er sich auskennt und den er geprägt hat wie kaum ein anderer. Er wird sich in nächster Zeit als Trainer des Serben Novak Djokovic wieder häufiger zumindest in der Nähe eines Tennisplatzes aufhalten, bei den zwölf wichtigsten Turnieren des kommenden Jahres. Erstmals wird das bei den Australian Open sein, die am 13. Januar in Melbourne beginnen. Djokovic ist nicht irgendwer, er ist hinter dem Spanier Rafael Nadal der zweitbeste Spieler auf diesem Planeten. Er hat mit seinen 26 Jahren ebenso viele große Turniere gewonnen wie Boris Becker in seiner gesamten Karriere: sechs Grand-Slam-Titel, zudem dreimal das Finale der ATP Welttour.

Die Chance seines Lebens

Djokovic sagt: "Ich bin total begeistert, die Möglichkeit zu haben, mit Boris Becker zu arbeiten. Er ist eine wahre Legende." Für Boris Becker wiederum ist das die Chance seines Lebens - 14 Jahre nach seinem letzten Match. Wieder etwas mit Sport zu machen, scheint die beste aller Möglichkeiten. Die Welt, und nicht nur der Teil, der sich für Tennis interessiert, schaut zu, ob dieser 18. Dezember 2013 tatsächlich ein Wendepunkt in seinem Leben war. Wie stets in den vergangenen 28 Jahren. Genau das ist das Risiko. Scheitert er, wird es schwer, zumindest in Deutschland jemals wieder ernst genommen zu werden.

Bleibt nur die Frage, was ein "Chefcoach" überhaupt macht. Kein anderer Top-Spieler hat einen Trainer, der sich so nennt. Was will Djokovic mit Boris Becker? Was kann er noch von ihm lernen? Er hat doch die letzten 24 Partien in Folge gewonnen. Mit 6:3 und 6:4 schlug Djokovic Anfang November Nadal im Finale der WM. Und Marian Vajda, der den Serben bisher trainiert hat, bleibt an Bord. Als Assistent von Boris Becker? Oder als Absicherung, falls es doch nichts wird? So gesehen geht Djokovic mit dieser spektakulär anmutenden Zusammenarbeit ein kalkulierbares Risiko ein. Er kann dabei nur gewinnen.

Die Idee ist jedenfalls nicht neu, sich einen ehemaligen Weltklassespieler an seine Seite zu holen. Der Schotte Andy Murray arbeitet mit Ivan Lendl, und das erfolgreich. In diesem Jahr gewann Murray erstmals Wimbledon. Der Schweizer Roger Federer trainiert mit der schwedischen Legende Stefan Edberg, Japans Hoffnung Kei Nishikori sicherte sich jüngst die Dienste von Michael Chang. Doch das Doppel Djokovic/Becker überstrahlt alles. Ob es klappt? Wissen wir auch nicht. Auf jeden Fall ist es so, wie die englische Zeitung "The Guardian" es formulierte: "Wie immer es wird, es wird für gute Unterhaltung sorgen."

Quelle: ntv.de

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