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England-Kapitän bei Rugby-WM Brillanter Farrell bringt eigene Fans zum Buhen

Sein Trainer ist begeistert, die eigenen Fans sehen das bei Owen Farrell anders.

Sein Trainer ist begeistert, die eigenen Fans sehen das bei Owen Farrell anders.

(Foto: picture alliance / empics)

England ist das letzte europäische Team der Rugby-WM. Im Halbfinale gegen Südafrika sind sie Außenseiter. Die Mannschaft hofft nicht nur auf Prinzessin Kate als Glücksbringer, sondern setzt auch auf den ungeliebten Kapitän.

Owen Farrell muss sich vorkommen wie im falschen Film. Der 32-Jährige ist der Kapitän der englischen Rugby-Nationalmannschaft und hat in deren Geschichte die meisten Punkte erzielt. Zudem hat er die drittmeisten Länderspiele absolviert und das Team gerade mit einer grandiosen Leistung ins am Samstag steigende WM-Halbfinale gegen Südafrika geführt.

Doch als vor dem Viertelfinale gegen Fidschi sein Name bei der Verkündung der Aufstellung verlesen wurde, gab es einen verstörenden Akustikmix aus Pfiffen und Buhrufen - von den eigenen Fans. Dieser ungeheure Vorgang könnte sich am Samstagabend im Pariser Stade de France durchaus wiederholen. Farrell ist ein brillanter Spieler, aber bisweilen streitbarer Charakter, der sich völlig unnötige Strafen einhandelt und sein Team damit schwächt.

So verpasste er die ersten beiden WM-Spiele gegen Argentinien und Japan wegen einer Sperre, die er sich für ein gefährliches Tackling in einem Testspiel gegen Wales im August eingehandelt hatte. Die Fans nervt so etwas, sie hätten lieber den als Vertreter beeindruckenden George Ford auf der wichtigen Verbinderposition. Und sie lassen Farrell das spüren.

Royaler Glücksbringer

Rugby-Legende Lawrence Dallaglio fühlte sich gar genötigt, die Anhänger zur Vernunft zu rufen. "Ihr mögt mit seiner Aufstellung nicht einverstanden sein, aber er ist unser Kapitän und Anführer", sagte der Weltmeister von 2003. Sportlich kommt Trainer Steve Borthwick gar nicht an dem begnadet kickenden Farrell vorbei. In der Topscorer-Statistik steht er wohl nur aufgrund seiner Sperre nicht an erster Stelle. Beim 30:24 gegen Fidschi hatte er mit 20 Punkten entscheidenden Anteil am Weiterkommen. Und gegen die physische Brutalität von Titelverteidiger Südafrika werden aus der Entfernung erzielte Punkte wohl einfacher zu holen sein als Versuche.

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Farrell zeigt sich von dem Verhalten der eigenen Fans bisher unbeeindruckt. Für den Trainer kommt das nicht überraschend. "Er ist die Art Anführer, der man auf dem Feld folgen will. Er ist ein brillanter Spieler und in großen Momenten wird er immer besser", sagte Borthwick. Er wird gegen Südafrika seine Hintermannschaft möglichst so aufstellen, dass Farrells Stärken zur Geltung kommen. England ist als einziger Halbfinalist noch ohne Niederlage im Turnier. Dennoch sind sie in der Neuauflage des Finals von 2019 gegen die Sprinboks nicht mal im Ansatz der Favorit. Südafrika brillierte im Viertelfinale gegen Frankreich mit ungeheurer Physis und warf die Gastgeber etwas überraschend aus dem Turnier.

Auch die Engländer fürchten die Härte des dreimaligen Weltmeisters. "Angst ist nicht das richtige Wort, aber es herrscht ein großes Bewusstsein darüber, was uns erwartet", sagte Stürmer Ollie Chessum. Auf der Tribüne wird womöglich Prinzessin Kate erneut die Blicke auf sich ziehen. Die Frau des künftigen britischen Königs William gilt als Glücksbringer der englischen Auswahl, da sie neben dem Erfolg im Viertelfinale schon beim Auftaktsieg gegen Argentinien dabei war. Im Anschluss ließ sie es sich nicht nehmen, die Mannschaft in der Kabine zu besuchen. "Spezielle Momente", schrieb der englische Verband zu Fotos des Besuchs auf Instagram. Es sollen nicht die letzten gewesen sein.

Quelle: ntv.de, Tom Bachmann, dpa

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