50 Profis angeschlagen Bundesliga geht am Stock
31.07.2007, 17:56 UhrSturm-Misere in München, SOS-Signale aus Bremen und täglich neue Hiobsbotschaften in Frankfurt - der Status Quo der Fußball-Beletage verheißt nichts Gutes: Anderthalb Wochen vor dem Start der 45. Bundesliga-Saison haben etliche Vereine den personellen Notstand ausgerufen. 50 Profis sind derzeit außer Gefecht oder müssen um ihren Einsatz in der ersten DFB-Pokalrunde am kommenden Wochenende bangen.
Abgesagte Testspiele, ein vorzeitig abgebrochenes Trainingslager und ein mutmachender Mentaltrainer beweisen, dass ein Teil der Liga regelrecht am Stock geht. "Ich kann mich nicht erinnern, so eine schlechte Vorbereitung schon einmal erlebt zu haben", klagte Sportdirektor Klaus Allofs vom Tabellendritten Werder Bremen, dem derzeit acht Akteure fehlen - darunter Leistungsträger Torsten Frings (Innen- und Kreuzbandblessur im Knie).
Kräftezehrende Saison
Dabei wartet insbesondere auf die Nationalspieler wie Frings eine immens lange und kräftezehrende Saison. Nur zwei Tage nach dem Ende der Bundesliga-Runde treffen sich Auswahlspieler von Bundestrainer Joachim Löw am 19. Mai 2008 zur direkten Vorbereitung auf die EURO in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni 2008.).
Besonders Rekordmeister Bayern München drückt ungeachtet der ausgiebigsten Shoppingtour der Bundesliga-Geschichte (69 Millionen Euro) noch der Schuh. Es ist bezeichnend, dass am im heutigen Freundschaftsspiel gegen Zweitligist 1. FC Köln erneut nur ein Rumpfteam aufgeboten werden sollte.
Hoeneß jammert
Anstelle des namhaften 23-Millionen-Euro-Angriffs mit Miroslav Klose (Schulterverletzung) und Luca Toni (Sehnenverletzung im Knie) sollte Amateurspieler Sandro Wagner für die Bayern stürmen, da momentan auch noch die beiden anderen Offensivkräfte Lukas Podolski und Jan Schlaudraff (beide Rekonvaleszenten) fehlen. Dem Lazarett gehören zudem die Langzeitverletzten Valerien Ismael und Willy Sagnol an.
Entwarnung gab es knapp eine Woche vor dem Pokalspiel bei Wacker Burghausen am Montag immerhin bei den zuletzt angeschlagenen Franck Ribery (Knieverletzung) und Bastian Schweinsteiger (Erkältung). Manager Uli Hoeneß schwant trotzdem schon Übles. Deshalb richtete der Bayern-Manager vor Saisonbeginn auch einen Appell an die Schiedsrichter. "Unsere Akteure müssen auch von ihnen geschützt werden, sonst haben wir immer so viele Verletzte wie derzeit", lamentierte Hoeneß: "Und das geht auf keine Kuhhaut."
Schaaf trotzig
Während bei Ligapokalsieger Bayern München trotz der angespannten Personalsituation die Ergebnisse stimmen, hinken die gebeutelten Bremer ihren Erwartungen noch weit hinterher. Die Vorbereitung steht nicht nur wegen der schweren Verletzung von Frings unter keinem guten Stern - zuletzt gab es vier Testspielniederlagen.
Werder-Trainer Thomas Schaaf muss zurzeit unter anderem noch auf Patrick Owomoyela (Sehnenteilabriss im Oberschenkel), Aaron Hunt (Leisten- und Knieprobleme), Clemens Fritz (Bauchmuskelzerrung) sowie Hugo Almeida (Probleme am Sprunggelenk) verzichten. Angesichts des Bulletins kalkuliert Schaaf bereits einen holprigen Saisonauftakt ein. "Notfalls rollen wir das Feld wieder von hinten auf", sagte der 46-Jährige trotzig.
Eintracht mit Mentaltrainer
Ebenfalls mit acht Verletzten muss in diesen Tagen Coach Friedhelm Funkel von Eintracht Frankfurt leben. Von einer "prekären Situation" sprach zuletzt Vorstandsboss Heribert Bruchhagen. Mentaltrainer Jörg Löhr setzte alles daran, dass die Profis die anhaltende Personalnot zumindest mental positiv verarbeiten.
"Es kann als Alibi genutzt werden, aber es kann auch eine Jetzt-erst-recht-Stimmung aufkommen. Das wollen wir", meinte Löhr im Trainingslager in Herzlake. Allerdings reisten die Hessen wegen der Verletztenmisere einen Tag früher als geplant nach Hause.
Davon konnte bei den drei Aufsteigern keine Rede sein. Weder dem Karlsruher SC, noch dem MSV Duisburg oder Hansa Rostock fehlen momentan mehr als zwei Spieler. Zu den prominentesten Rekonvaleszenten der übrigen Klubs zählen Mario Gomez, Yildiray Bastürk (beide VfB Stuttgart), Juan Pablo Sorin (Hamburger SV), Thomas Brdaric (beide Hannover 96), Gilberto (Hertha BSC Berlin), Alexander Frei (Borussia Dortmund), Gustavo Varela (Schalke 04) und Sergej Barbarez (Bayer Leverkusen).
von Ulrike Weinrich, sid
Quelle: ntv.de