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Streik in São Paulo Cafu sorgt sich um WM-Auftakt

Bus statt U-Bahn: Der Streik hat ein Verkehrschaos in São Paulo ausgelöst.

Bus statt U-Bahn: Der Streik hat ein Verkehrschaos in São Paulo ausgelöst.

(Foto: imago/Xinhua)

Kurz vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft kommt in Brasilien noch immer keine große Vorfreude auf. Stattdessen führt der Streik der U-Bahn-Angestellten von São Paulo zum Verkehrskollaps.

Cafu gewann den Weltmeisterpokal 1994 und 2002.

Cafu gewann den Weltmeisterpokal 1994 und 2002.

(Foto: Reuters)

Die Polizei von São Paulo kannte kein Pardon: Mit Schlagstöcken und Tränen-Gas gingen die Ordnungskräfte gegen die  streikenden U-Bahn-Bediensteten vor. Der Ausstand hat die brasilianische Wirtschaftsmetropole fest im Griff, ein Verkehrs-Chaos war in den vergangenen Tagen nicht zu vermeiden, denn normalerweise nutzen 4,5 Millionen Fahrgäste täglich die U-Bahn. Staatspräsidentin Dilma Rousseff bezeichnete den Streik als eine "systematische Kampagne" gegen das WM-Turnier. Nun soll ein Gericht die Rechtmäßigkeit des Ausstandes prüfen.

Die WM finde zu einem Zeitpunkt statt, "in der die politische  Lage überkocht. Mir wäre es auch am liebsten, wenn alle nur über den  Fußball reden würden. Aber das ist in dieser Zeit mit politischen Auseinandersetzungen nicht möglich", betonte Brasiliens zweimaliger Weltmeister Cafu - er hatte sich am Freitag vor Ort selbst ein Bild vom Chaos machen können.

Die Blockade der U-Bahn in São Paulo verheißt aufgrund des unbefristeten Streiks nichts Gutes für die Tage vor dem  WM-Eröffnungsspiel am Donnerstag (12. Juni) zwischen WM-Gastgeber Brasilien und Kroatien im Corinthians-Stadion. Die Streikenden hatten am Freitag, dem zweiten Tag ihres Ausstandes, die U-Bahnhöfe  durch Streikposten blockiert und Fahrgäste daran gehindert, den Bahnhof Ana Rosa zu betreten.

U-Bahn-System kollabiert

Der Streik betraf auch die Besucher des WM-Tests am Freitagabend zwischen Gastgeber Brasilien und Serbien (1:0). Vielleicht auch deshalb blieben etliche Sitze im Morumbi-Stadion leer. "Unser Problem hat nichts mit der Nationalmannschaft zu tun, wir werden sie  anfeuern. Aber am 5. Oktober werden wir Dilma Rousseff zum Teufel jagen", sagte Gewerkschaftsführer Paulo Pereira da Silva mit Blick  auf die kommenden Präsidentschaftswahlen.

Sollte der Streik andauern, könnten die Organisatoren mit Blick auf den WM-Auftakt unter großen Druck geraten. Drei der fünf U-Bahn-Linien sind zurzeit betroffen. Schon zu normalen Zeiten kollabiert fast täglich der Verkehr in São Paulo, herrscht fast zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Straßen des brasilianischen  Wirtschaftszentrums Ausnahmezustand. Mehr als 200 Kilometer stauten sich die Fahrzeuge beispielsweise am Donnerstag, und das ist nicht  einmal Rekord. Der steht seit Ende Mai bei 344 Kilometern.

"Streiks gibt es auf der ganzen Welt. Das hat im Grunde nichts mit der WM zu tun. Es ist bei uns ein Moment, in dem die Bevölkerung glaubt, dass man seine Stimme im Vorfeld der WM am deutlichsten hört", sagte Cafu. Die Proteste werden seiner Einschätzung nach während der WM "noch größer werden als im letzten Jahr, weil es sich um eine viel größere Veranstaltung handelt". Er sei für die Demonstranten, "bislang waren das immer demokratische Aktionen", ergänzte er, "ich bin klar gegen Vandalismus. Aber wenn sich das  Volk friedlich für etwas einsetzt, auf das es ein Recht hat, bin ich klar dafür".

Trotzdem macht sich der einstige Abwehrspieler, der am Samstag sein 44. Lebensjahr vollendete, Sorgen: "Im Moment machen wir einfach eine ganz schwere Zeit im Land durch. Deswegen herrscht hier auch noch keine große Vorfreude auf die WM. Aber sobald es hier losgeht, werden sie ein ganz anderes Brasilien erleben."

Quelle: ntv.de, vpe/sid

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