Sport

350 Läufer kollabieren Chicago-Marathon abgebrochen

Als der Hitze-Marathon von Chicago für einen 35-Jährigen tödlich und für 350 Läufer im Krankenhaus geendet hatte, traten die Organisatoren am Sonntag endlich auf die Bremse und brachen das Chaos-Rennen ab. Da war es allerdings schon zu spät. Dramatische Bilder von dutzenden Sportlern, die bei der Rekordhitze von 31 Grad in Rollstühlen und auf Tragen von der Strecke gebracht wurden, gingen um die Welt. Von "Läufer-Folter" schrieb die "Chicago Tribüne".

Nachdem die Temperaturen in den ersten dreieinhalb Stunden des Rennens um elf Grad gestiegen waren, forderte der Veranstalter alle Teilnehmer zum normalen Gehen auf. Wer noch nicht die Halbmarathon-Marke passiert hatte, sollte gar kehrt machen. An den Verpflegungsstellen kamen die Helfer nicht mehr mit dem Auffüllen der Wasserbecher nach. Der Rotterdam-Marathon war im April bei 25 Grad gestoppt worden, weil 14 Läufer und 19 Zuschauer kollabierten.

Trotz des Abbruchs schafften es in Chicago von den 36.000 Startern 25.000 ins Ziel. Viele, weil sie einfach Anweisungen ignorierten. "Polizisten haben versucht, die Strecke zu blockieren und die Läufer aufzuhalten, doch sie sprangen einfach über die Hindernisse hinweg", berichtete Feuerwehrsprecher Joe Roccasalva.

Auch die mit 125.000 US-Dollar honorierten Sieger Patrick Ivuti (Kenia/2:11:11 Stunden) und Berhane Adere (Äthiopien/2:33:49) litten unter der Hitze, wie die schwachen Zeiten beweisen. Beide setzten sich erst auf der Zielgeraden durch. Vorjahressiegerin Adere (34) fing die schon jubelnde Newcomerin Adriana Pirtea (Rumänien/2:33:52) noch ab, Ivuti (29) lag im Fotofinish vor dem zeitgleichen zweimaligen Weltmeister Jaouad Gharib aus Marokko.

Bestbezahlter Sieger war jedoch der viertplatzierte Titelverteidiger Robert Cheruiyot (Kenia/2:16:13). Er sicherte sich die Hälfte der Dollar-Million in der Zweijahres-Serie der World Marathon Majors (WMM), zu denen auch die Rennen in Berlin, London, Boston und New York gehören.

Bei den Frauen kämpfen beim elften und letzten WMM-Rennen am 4. November in New York die äthiopische Berlin-Siegerin Gete Wami (65 Punkte) und die Lettin Jelena Prokopcuka, 2006 Gewinnerin in "Big Apple" (55 Punkte), um die restlichen 500.000. Theoretisch könnte auch noch Adere (ebenfalls 55) an das Geld kommen, doch sie hat bislang keinen Start angekündigt.

Bei deutschen Marathons ist eine Situation wie in Chicago, wo mehrere Tausend langsame Läufer kehrt machen mussten, die nach dreieinhalb Stunden noch nicht die Hälfte der 42,195 km geschafft haben, nicht möglich. Diese Sportler dürften gar nicht erst starten, denn die Zielzeit hierzulande liegt im Bereich von sechs Stunden, in den USA sind es acht Stunden und mehr. "Innerhalb der World Marathon Majors haben wir die fittesten Läufer", sagt Mark Milde, Race Direktor des Berlin-Marathons.

Die weltweit auftretenden Todesfälle - in Deutschland 2007 mindestens schon sieben - haben dagegen meist nichts mit dem Fitnesszustand zu tun. "Das sind bedauerliche Einzelschicksale, in denen meist Vorschädigungen vorliegen", erklärt Dr. Lars Bechtel, Medizinischer Direktor in Berlin.

von Ed Gorden, sid

Quelle: ntv.de

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