Sport

Diskussion um Olympia-Boykott China reagiert gereizt

Der chinesische Botschafter in Deutschland, Ma Canrong, hat das Vorgehen der chinesischen Regierung in Tibet verteidigt und die Diskussionen über einen möglichen Boykott der Olympischen Spiele in Peking kritisiert. China werde sich keinem Druck beugen, sagte Ma Canrong, der sich erstmals seit den blutigen Unruhen in Tibet im Rahmen einer Veranstaltung äußerte, in Berlin. Er warf der deutschen Presse vor, nicht zu berichten, was wirklich in Tibet passiert sei. Die chinesische Polizei habe die Ordnung wiederhergestellt, nachdem wenige Leute in einem gewalttätigen Akt Häuser angezündet und 18 Menschen getötet und Hunderte verletzt hätten.

"Gr ün und humanitär"

Während der Veranstaltung der Wirtschaftskontaktbörse "berlinlounge" kritisierte Ma Canrong, dass die Olympischen Spiele genutzt würden, um China unter Druck zu setzen, etwa durch Boykottforderungen. "Das alles ist nicht korrekt." Gleichzeitig lobte der Botschafter die Vorbereitungen für das sportliche Großereignis im August, die auf einem guten Weg seien. "China ist entschlossen, die Versprechen gegenüber dem IOC einzuhalten." Dies bedeute unter anderem grüne und humanitäre Olympische Spiele. Zugleich bekräftigte Ma Canrong, dass die Journalisten während Olympia "frei berichten" werden können, sie sollten sich aber an die chinesischen Gesetze halten.

Vor Beginn der Wirtschaftskontaktbörse in einer Berliner Hotelbar ließ der Veranstalter - nach eigenen Angaben auf Bitten des Botschafters - alle Fernsehkameras und Mikrofone aus dem Raum entfernen. Sonst würde der Botschafter nicht sprechen, hieß es vom Initiator der Veranstaltung, Said Yasavoli.

Keine Einmischung des Auslands


Auch das chinesische Außenministerium reagierte nach den Dauerdiskussionen der vergangenen Tage sehr unterkühlt auf die Protest-Überlegungen einiger Politiker. "Ob jemand eine Einladung annimmt oder nicht, liegt in der Verantwortung der jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Qin Gang. Das Außenministerium nannte Tibet "innere Angelegenheit" und verwahrte sich erneut gegen jede ausländische Einmischung. Außerdem werde die Einladung zur Zeremonie am 8. August gemeinsam vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und den Olympia-Organisatoren in Peking (BOCOG) an die NOK's geschickt, die sie ihrerseits an Staatsoberhäupter oder andere Polit-Prominenz weiterleiten würden.
Der IOC-Präsident Jacques Rogge schloss unterdessen einen permanenten Gastgeber des Olympia-Spektakels aus. "Die Flamme muss reisen", sagte Rogge der Pariser Sportzeitung "L'quipe". Polens Premierminister Donald Tusk hat unterdessen als erster Regierungschef angekündigt, wegen der Situation in Tibet der Eröffnungsfeier fernbleiben zu wollen.

Rogge musste zuletzt viel Kritik für sein langes Schweigen einstecken. Die Menschenrechts-Organisation Amnesty International hat das IOC und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wegen derer Reaktion auf die blutigen Unruhen in Tibet scharf angegriffen. "Die Sportverbände machen sich keine ernsthaften Gedanken darüber, wie die Menschenrechtslage in Tibet verbessert werden kann", sagte Dirk Pleiter von der deutschen Amnesty-Sektion den "Ruhr Nachrichten", "sie setzen darauf, dass Olympische Spiele automatisch die Kraft des Guten sind. Das ist verantwortungslos und blauäugig."

Kein gleichbleibender Olympia-Ausrichter

Von der Überlegung, einen gleichbleibenden Olympia-Ausrichter als Symbol des Traditionellen zu etablieren, hält Rogge trotzdem nichts. "Seit langem ist unser Hauptziel das sportliche Erbe, das dem ausrichtenden Land überlassen wird", sagte der Ober-Olympier. In Seoul, Sydney oder Barcelona könne die Jugend jetzt die alten Olympia-Anlagen nutzen.

"Und dann gibt es das Finanzproblem", meinte der Belgier. Die Auftrittsmöglichkeiten der internationalen Sponsoren entsprächen nicht mehr den verlangten Geldern. Deswegen würde "die finanzielle Umverteilung an die 204 Staaten, die an den Spielen teilnehmen, schnell austrocknen". Es fiele dem IOC auch schwer, jedem Land einen Finanzierungsanteil zuzuweisen. "Und glauben Sie, es würden 25.000 Journalisten an den Spielen teilnehmen, wenn sie alle vier Jahre am selben Ort stattfänden? Die Leute wollen andere Städte, andere Kontinente kennenlernen."

Quelle: ntv.de

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