Aufklärung wirft neue Fragen auf China schickt Dopingverdächtige zu Olympia nach Paris
19.06.2024, 09:48 Uhr
Zhang Yufei gehört zu den Nominierten, gegen die Dopingvorwürfe erhoben werden.
(Foto: IMAGO/Xinhua)
ARD-Dopingredaktion und "New York Times" machen öffentlich, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer gedopt zu haben scheinen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur sieht jedoch keine Notwendigkeit, einzugreifen. Jetzt nominiert China elf der Verdächtigten für Olympia.
Die Affäre um vermeintlich vertuschte positive Dopingtests bei chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmern droht die Olympischen Sommerspiele in Paris zu belasten. China entsendet elf der 23 in dem Skandal genannten Athleten zum Saisonhöhepunkt in der französischen Hauptstadt, darunter Schmetterling-Spezialistin und Doppel-Olympiasiegerin Zhang Yufei sowie Goldmedaillengewinner Wang Shun. Auch Shootingstar Qin Haiyang reist nach Paris.
Das Trio wurde in einer gemeinsamen Recherche der ARD-Dopingredaktion und der "New York Times" erwähnt, das zuletzt die Glaubwürdigkeit von Chinas Anti-Doping-System und die Wächterfunktion der WADA infrage gestellt hatte.
Demnach wurden die 23 Spitzenschwimmer vor den Sommerspielen 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet, allerdings nicht sanktioniert. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) glaubt der nationalen Anti-Doping-Agentur CHINADA und den chinesischen Behörden, deren Untersuchung eine Kontaminierung in einer Hotelküche ergeben haben will.
"WADA bleibt Antworten auf zentrale Fragen schuldig"
Zuletzt kamen zusätzliche Vorwürfe auf. Laut eines Berichts der "New York Times" sollen drei der 23 Schwimmer schon Jahre vorher bei Proben aufgefallen sein. Die Athleten - darunter angeblich zwei Goldmedaillengewinner von 2021 und ein Weltrekordhalter - sind demnach 2016 und 2017 positiv auf Clenbuterol getestet worden. Es wurden auch damals keine Disziplinarmaßnahmen ergriffen. Die US-Tageszeitung nannte keine Namen.
Chinesische Behörden argumentieren nach Informationen der "New York Times", dass die Schwimmer die Substanz versehentlich durch kontaminiertes Fleisch aufgenommen hätten. Die in der Kritik stehende WADA teilte in einer Erklärung mit, bei den betroffenen Athleten seien Werte festgestellt worden, die "sechs bis 50 Mal niedriger" seien als der von der Agentur verwendete zulässige Höchstwert.
Der Fall der chinesischen Schwimmer sorgte auch in Deutschland für heftige Kritik. Dem unabhängigen Verein Athleten Deutschland sowie der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) reicht die WADA-Erklärung nicht aus.
"Bis heute hält die WADA an ihren Einschätzungen fest und bleibt Antworten auf zentrale Fragen schuldig. Damit zeigt sie wenig Offenheit für Kritik und eine ergebnisoffene Aufarbeitung", sagte Lea Krüger, Präsidiumsmitglied von Athleten Deutschland: "Sie steht in der Verantwortung und Bringschuld gegenüber sauberen Athletinnen und Athleten, zügig und transparent Antworten auf die vielen offenen Fragen zu liefern."
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa