Kokain im Fußball Christoph Daum - Chronologie der Ereignisse
19.10.2001, 17:16 UhrTEIL I
2. Juli 2000: Der Traum des Christoph Daum wird wahr. Im Haus des ehemaligen DFB-Geschäftspartners Erwin Himmelseher in Köln beschließt eine "Elefantenrunde" unter anderem in Anwesenheit des geschäftsführenden DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, dass Rudi Völler als Interims-Teamchef fungieren soll und Daum mit Wirkung vom 1. Juni 2001 das Amt des verantwortlichen Bundestrainers hauptamtlich bekleiden soll.
23. September: Die Staatsanwaltschaft Köln nimmt Ermittlungen gegen den Leverkusener Fußball-Lehrer auf. Hintergrund: Der in Haft sitzende Jochen Kress, Ex-Ehemann seiner Lebensgefährtin Angelika Camm, klagt angeblich von Daum unterschlagene Millionenbeträge im Zusammenhang mit der Vermittlung einer Wohnanlage auf Mallorca ein.
27. September: Daum kündigt an, "in der nächsten Woche" seinen Vertrag beim DFB unterschreiben zu wollen. 1. Oktober: In der "Münchner Abendzeitung" wird Bayern-Manager Uli Hoeneß mit den Worten zitiert: "Der DFB kann doch keine Aktion wie "Keine Macht den Drogen starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun. In diesem Zusammenhang fallen auch die Worte eines "verschnupften Daums". Der Bayer-Coach wird zudem mit Ausdrücken Prostitution und Erpressungsversuche konfrontiert.
2. Oktober: Daum schaltet nach den angeblichen Aussagen von Uli Hoeneß den Hamburger Anwalt Matthias Prinz ein. Er kündigt eine Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede an. Der geschäftsführende DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder greift Hoeneß fünf Tage vor dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen England scharf an. "Es ist empörend, dass so etwas geschieht. Wenn er eine solche Kampagne startet, sollte er direkt mit Christoph Daum oder mit mir reden und nicht über die Medien gehen. Ich stehe zu Daum."
3. Oktober: Daum gibt sein Wort, dass er das Bundestraineramt am 1. Juni 2001 übernehmen wird. 5. Oktober: Bayern Münchens Vize-Präsident Fritz Scherer fordert vom designierten Bundestrainer nun eine Haaranalyse, um die kolportierten Drogen-Vorwürfe auszuräumen. Daums erste Reaktion: "Drogen waren, sind und werden nie ein Thema für mich sein."
6. Oktober: Der vom DFB initiierte "Friedens-Gipfel" im Fall Daum droht zu platzen: Der Leverkusener Coach will sich nicht mit Hoeneß an einen Tisch setzen. Erste Folge der Affäre: Daum und der Stromversorger RWE vereinbaren, die geplante Werbekampagne ruhen zu lassen, bis alle Vorwürfe entkräftet sind.
8. Oktober: Der wegen seiner Daum-Anschuldigungen angefeindete Hoeneß prophezeit in Bild: `Es werden sich in den nächsten Tagen noch viele Leute bei mir entschuldigen."
9. Oktober: Daum unterzieht sich im gerichtsmedizinischen Institut in Köln einer Haaranalyse. Dies geschieht in Anwesenheit von DFB-Arzt Dr. Josef Schmitt und eines Notars.
10. Oktober: Hoeneß erklärt in einer Pressekonferenz, er habe keinesfalls behauptet, dass Daum Drogen nehme. Jeder, der ihm das nachsage, werde ab sofort verklagt.
11. Oktober: Mit einer Richtigstellung und einer Entschuldigung bei Daum reagiert die Münchner Abendzeitung auf die Pressekonferenz von Hoeneß. Man habe in der Ausgabe vom 26. September über "Spekulationen im Zusammenhang mit dem Dienstantritt des designierten Bundestrainers berichtet und dabei Gerüchte über angeblichen Drogenkonsum und von Christoph Daum kolportiert." Die Richtigstellung sei man auch Uli Hoeneß schuldig, der die gegen Daum gerichteten Begriffe "Erpressungsversuche" und "Prostitutierten" nicht benutzt habe. Sie stammten vielmehr von Daum selbst.
12. Oktober: Der DFB bestätigt, dass es am Wochenende in Frankfurt zu einem "Friedensgipfel" zwischen dem DFB sowie Vertretern der Bundesligisten Bayer Leverkusen und Bayern München kommt. In der DFB-Zentrale soll es dabei zu einer Aussprache zwischen Daum und Hoeneß kommen.
13. Oktober: Daum lässt über seinen Klub erklären, er werde endgültig nicht am "Gipfeltreffen" teilnehmen.
14. Oktober: Beim 3:3 von Bayer bei Werder Bremen wird Daum von vielen der 29.053 Zuschauer begeistert begrüßt und bedankt sich "für diesen Empfang aus tiefster Seele".
15. Oktober: In der DFB-Zentrale vereinbaren die Vertreter von Bayern München und Bayer Leverkusen ein Krisengespräch mit Hoeneß und Daum. Die Task Force des DFB stellt sich demonstrativ hinter Daum. "MV" erklärt, der Handschlag-Vertrag bleibe bestehen.
17. Oktober: Daum fordert vom DFB einen baldigen Abschluss des Bundestrainer-Vertrages ab 1. Juni 2001. Angeblich soll er bis zu acht Millionen Mark bis 1. Juni 2004 gefordert haben.
18. Oktober: Daum erklärt gegenüber RTL, er erwäge die Rücknahme der Strafanzeige gegen Hoeneß und suche eine außergerichtliche Bereinigung.
20. Oktober: Daum erhält vom gerichtsmedizinischen Institut in Köln das positive Ergebnis der Haaruntersuchung. Er informiert am gleichen Abend die Geschäftsleitung von Bayer und bittet um die sofortige Entbindung von seinen Aufgaben.
21. Oktober: Calmund erklärt auf einer eigens einberufenen Pressekonferent am Samstagmittag in Leverkusen: "Christoph Daum ist ab sofort nicht mehr Trainer von Bayer 04 Leverkusen." Anschließend verliest er eine persönliche Erlärung von Daum, in der es unter anderem heißt: "Aufgrund der mir übermittelten Daten, die ich anzweifle und mit einer zweiten Probe wiederlegen werde, sehe ich mich nicht mehr in der Lage, meine Tätigkeit bei Bayer Leverkusen fortzusetzen." Mayer-Vorfelder erklärt am Rande des Bundesligaspiels zwischen dem VfB Stuttgart und der SpVgg Unterhaching: "Der Handschlag-Vertrag mit Daum ist gegenstandslos."
27. Oktober: Die Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigt, dass sie gegen Daum wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt.
16. November: Daum veröffentlicht das Ergebnis einer zweiten, in der USA vorgenommenen Haaranalyse, die seiner Meinung nach seine Unschuld beweist. Experten in Deutschland zweifeln allerdings dieses Untersuchungsergebnis an.
15. Dezember: Bayer Leverkusen und Christoph Daum beenden offziell ihre Zusammenarbeit. Daum erhält eine Abfindung, die angeblich zwei Millionen Mark betragen soll.
Quelle: ntv.de