Chiefs gegen Bengals "Cincy" provoziert Champion: "Sie wissen, dass wir sie nicht mögen"
15.09.2024, 20:09 Uhr
Es wird wieder knallen zwischen zwei Teams, die sich nicht mögen.
(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)
Kansas City gegen Cincinnati - das waren in der jüngsten Vergangenheit zwei packende AFC Championship Games. Und das Duell sorgt in "Cincy" für etwas Besonderes: eine Watch-Party und laute Worte von Superstar Ja'Marr Chase.
Die Frage wäre gut für ein Quiz. Vielleicht sogar für ein Quiz unter NFL-Nerds. Und die Antwort dürfte viele überraschen. Garantiert. Auch Diejenigen, die die National Football League so penibel verfolgen, wie Millionen Amerikanischer Kinder an Heilig Abend die Reiseroute von Santa Claus.
Wie lautet die bisherige Karriere-Bilanz von Bengals-Quarterback Joe Burrow an den ersten beiden Spieltagen? Na? 1:8. Ja, richtig gelesen. Dieser 27-jährige Joseph Lee Burrow, einer der talentiertesten - und obendrein coolsten - Spielmacher, hat seit seinem NFL-Debüt 2020 tatsächlich von den neun Begegnungen am ersten und zweiten Spieltag nur eine gewonnen - und zwar am 12. September 2021 daheim gegen die Minnesota Vikings mit 27:24 nach Verlängerung.
Chiefs starten meisterlich, Bengals mit Blamage
Und wer würde ernsthaft einen hohen Betrag darauf setzen, dass diese Bilanz nach dem heutigen Spiel bei den Kansas City Chiefs (22:25 Uhr live auf RTL und RTL+) nicht 1:9 lautet? Da ist zum einen der Gegner. Die Chiefs sind so in die neuen Saison gestartet, wie sie die alte im Februar beendet hatten - mit einem Sieg. 27:20 hatte der Meister zum Auftakt in die Spielzeit die hoch gehandelten Baltimore Ravens besiegt. Wer auf einen Championship-Hangover gehofft hatte, wurde enttäuscht.
Die Bengals hingegen haben sich blamiert. Daheim. Mit 10:16 gegen die New England Patriots verloren. Ein Team, bei denen bis auf Besitzer Robert Kraft so ziemlich alle in dieser Saison neu sind. Dem selbst von der heimischen Presse maximal sechs Siege zugetraut werden. Und die in dieser Spielzeit in etwa so viele Ambitionen haben, wie ein Beamter am Freitag zehn Minuten vor Dienstende.
Joe Burrow is back
Dennoch waren diese Patriots vor einer Woche für Cincinnati zu gut. Oder vielmehr: diese Bengals waren einfach zu schlecht. So muss es heißen. Diese Bengals, die, mal wieder, zum erweiterten Kreis der Titelanwärter zählen. Bei denen Joe Burrow nach überstandener Handgelenk-Verletzung, die ihn Mitte November zum vorzeitigen Saisonende gezwungen hatte, wieder zurück war. Eben diese Bengals spielten eine katastrophale erste Halbzeit - und einen nur wenig besseren zweiten Abschnitt.
Vielleicht ist die Vertragssituation um Ja'Marr Chase ja eine zu große Baustelle? Eine Ablenkung? Der Star-Wide-Receiver hatte gehofft, im Sommer einen langfristigen Vertrag in "Cincy" zu unterschreiben. So, wie es andere Spieler, mit denen er 2021 gedraftet wurde, wie zum Beispiel Amon-Ra St. Brown (Detroit, vier Jahre/120 Millionen Dollar), Jaylen Waddle (Miami, drei Jahre, 84,75 Mio.), Trevor Lawrence (Jacksonville/fünf Jahre/275 Mio.) und DeVonta Smith (Philadelphia, drei Jahre/75 Mio) bei ihren Klubs getan hatten.
Chase mit provokanter Ansage
Und laut Chase habe es seitens der Bengals auch klare Signale gegeben, dass es im Sommer zu einem Deal kommen werde. Doch dann passierte nichts. Angeblich soll der 24-Jährige sogar gedroht haben, die ersten beiden Spieltage auszusetzen, stand dann aber gegen die Patriots auf dem Platz und wird auch in Kansas City spielen. Doch die Kontrakt-Komplikationen werden andauern. Denn Chase machte deutlich, dass er während der Saison keine Gespräche über einen langfristigen Vertrag führen werde.
Dafür richtete er klare Worte Richtung Kansas City. Die Bengals seien das Team, das es in der American Football Conference (AFC) zu schlagen gelte, sagte Chase und ergänzte: "Jeder weiß das. Wir wissen das. Und so müssen wir auch spielen."
Frust und Freude - aber keinen Titel
Nun hat Cincinnati zwar seit 2021 zwei der vier Partien gewonnen. Vor allem der 27:24-Sieg nach Verlängerung im AFC Championship Game am 30. Januar 2022 in Kansas City kam einer großen Überraschung gleich. Erstmals seit 1989 standen die Bengals wieder im Super Bowl. Doch das Finale verloren sie gegen Gastgeber Los Angeles Rams 20:23. Und ein Jahr darauf verlor Cincinnati das Wiedersehen im Halbfinale bei den Chiefs 20:23.
Heißt: die Bengalischen Tiger aus dem größten Ballungsgebiet des US-Bundesstaates Ohio haben außer Freude und Frust nichts Vorzeigbares. Kansas City hingegen ist in den vergangenen beiden Jahren zweimal Meister geworden - und hatte zudem 2020 den Titel geholt.
Trainer Andy Reid, Patrick Mahomes und Star-Tight-End Travis Kelce haben also bewiesen - und zwar mehrfach - dass sie Spiele gewinnen können, wenn sie Spiele unbedingt gewinnen müssen. Chase und die Bengals sind diesen Nachweis noch schuldig.
Wie sehr sie sich in Cincinnati noch am "Höhepunkt" AFC Championship Game-Sieg 2022 ergötzen, zeigt die Tatsache, dass der Verein seine Fans für das heutige Match ins heimische Paycor Stadium eingeladen hat. Zu einer Watch-Party. Für 99 Dollar Eintritt gibt's Live Musik, ein Meet-and-Greet mit einigen Bengals-Legenden und die vielleicht einmalige Gelegenheit, das Football-Feld der Arena zu betreten. Wer's mag …
Mahomes kurz vor NFL-Rekorden
So weit, so gut. Allerdings ist das Ganze als "Rematch" deklariert. Als Neuauflage des Halbfinal-Duells vom 30. Januar 2022. Seit jenem Sieg vor mittlerweile 31 Monaten haben sich beide Teams mehrmals wiedergesehen. Nie gab es eine Watch-Party. Nie war von einem "Rematch" die Rede.
In Kansas City ignorieren sie das alles. Hier werden Championship-Paraden abgehalten - und nicht an einen Sieg in einem AFC Championship Games erinnert. Mahomes könnte heute NFL-Geschichte schreiben. Er bestreitet zwei Tage vor seinem 29. Geburtstag sein 98. NFL-Spiel. Sollte er für ihn nicht sonderlich herausfordernde fünf Pässe zum Mitspieler bringen, würde Mahomes Matthew Stafford als Profi mit den meisten Pässen ablösen - und zwar bereits zwei Partien vor der für diese Zählung verwendete Marke von 100 Spielen.
Bengals droht erneut 0:2-Saisonstart
Bei einem Sieg hätte er 76 Spiele gewonnen - und würde mit Tom Brady und Roger Staubach gleichziehen, die sich bislang den Rekord der meisten Siege in den ersten 100 Partien als Starting Quarterback teilen. Mahomes hätte anschließend gegen die Atlanta Falcons und Los Angeles Chargers die Chance, alleiniger Spitzenreiter zu werden.
Während der Superstar also vor weiteren Einträgen ins NFL-Rekordbuch steht, droht den Bengals zum fünften Mal in den vergangenen sechs Jahren ein 0:2-Start. Diese Gegensätze sorgen für Spannung. "Die Energie ist auf beiden Seiten da", betont Chase. Allerdings hebt er auch die Animositäten hervor, die es zwischen beiden Klubs gibt. Denn wer sich in wichtigen Playoff-Spielen gegenübersteht, der entwickelt durchaus eine Rivalität. Ja'Marr Chase fasst die Gefühle auf beiden Seiten so zusammen: "Ich denke, sie wissen, dass wir sie nicht mögen - und umgekehrt. Es gibt da wirklich nicht mehr viel zu sagen. Jeder weiß Bescheid."
Quelle: ntv.de