Sport

Rache der Wett-Mafia? Cricket-Trainer ermordet

Ein Mord im Sport schockt England. Die Briten trauern, denn Bob Woolmer ist tot. Der hünenhafte 58 Jahre alte Engländer war einer der renommiertesten Cricket-Trainer des Landes. Bei der Weltmeisterschaft in Jamaika war er mit dem von ihm betreuten pakistanischen Team sogar Topfavorit auf den WM-Titel. Nach dem überraschenden Turnier-Aus gegen Irland wurde Woolmer im Mannschaftshotel ermordet.

Steckt die Wett-Mafia hinter der "teuflischen Tat", wie die Polizei die Erdrosselung nannte, waren es gar seine Spieler oder enttäuschte Fans?Die Spekulationen füllten am Freitag seitenweise die britischen Zeitungen. "Die gesamte Cricket-Welt ist in Schock", sagte Malcolm Speed, Direktor des Internationalen Cricket-Verbandes ICC.

Bob Woolmer habe an einem Enthüllungsbuch über die Machenschaften der Wett-Mafia geschrieben, glaubt der frühere pakistanische Nationalspieler Sarfraz Nawaz zu wissen. Deshalb habe er sterben müssen. "Wir verfolgen derzeit viele Spuren", erklärte der stellvertretende jamaikanische Polizeichef Mark Shields. Für die Ermittler steht bislang nur so viel fest:Woolmer kannte wohl den oder die Mörder. "Er hat eindeutig jemanden in sein Hotelzimmer gelassen. Es sieht so aus, als ob der oder die Täter in irgendeiner Verbindung zu ihm standen", meinte Shields.

Alle Spieler des pakistanischen Cricket-Teams sind befragt worden und mussten ihre Fingerabdrücke abgeben. Reine Routine, heißt es, im Moment stehe kein Sportler unter Verdacht. Woolmers Witwe Gill lenkte den Verdacht auf erboste Fans."Einige Cricket-Anhänger sind sehr unberechenbar und extrem leidenschaftlich. Deshalb glaube ich, dass es immer diese Möglichkeit gibt", sagte sie dem Fernsehsender Sky Sports. "Der Gedanke daran erfüllt mich mit Horror."

Doch die heißeste Spur führt zur Wett-Mafia. Lord Paul Congon, der Vorsitzende der Anti-Korruptions-Einheit beim ICC, soll untersuchen, ob Bestechung bei dem Mord eine Rolle gespielt haben könnte. Denn Cricket ist in Ländern wie Pakistan, Australien oder Indien Nationalsport. In England hat er nahezu den gleichen Stellenwert wie Fußball. Bei den Buchmachern werden mit Cricket-Wetten Milliarden umgesetzt.

Experten schätzen, dass allein in Indien -obwohl dort Wetten offiziell nur bei Pferderennen erlaubt sind -bis zu 30 Milliarden Euro pro Jahr verzockt werden. Auf den Spielausgang der Begegnung Pakistan gegen Irland, bei Woolmers letzten Auftritt als Trainer, wurden Medienberichten zufolge rund 100 Millionen Euro gesetzt -darunter sehr hohe Summen auf Pakistan.

Von der Mafia unterstützte Wettsyndikate sind vor allem im pakistanischen Karatschi, der indischen Hafenstadt Mumbai und in Sharjah, in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu Hause. Sie wurden in der Vergangenheit bereits für den Tod von Hanse Cronje verantwortlich gemacht. Der ehemalige südafrikanische Mannschaftskapitän war vor fünf Jahren bei einem mysteriösen Flugzeugunfall ums Leben gekommen. Er hatte zugegeben, von Buchmachern hohe Bestechungsgelder kassiert Zu haben. Sein Tod ist bis heute nicht aufgeklärt.

Dominik Lauck, dpa

Quelle: ntv.de

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