Tragischer Unfall Crossfit-Athlet ertrinkt bei Wettkampf in Texas
17.08.2024, 15:02 Uhr
Der 28-jährige Serbe Lazar Dukic ist bei den Crossfit Games im Marine Creek Lake in Texas ertrunken.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | La Nacion)
Bei den Crossfit Games 2024 in Texas ertrinkt ein Athlet. Kurzzeitig wird der Wettkampf unterbrochen, doch am nächsten Tag fortgeführt. Einige Athleten treten ab. Die Crossfit-Welt ist erschüttert. Der tragische Unfall wirft Fragen auf.
Am ersten Tag der Crossfit Games 2024 starten die Athleten schon in den frühen Morgenstunden zu einem sogenannten Aquathlon. 40 Frauen, 40 Männer und 40 Teams nehmen an dem mehrtägigen Wettbewerb im Fort Worth im US-Bundesstaat Texas teil. Sie alle kämpfen dafür am Ende zu den "Fittesten der Welt" gekrönt werden.
Beim Aquathlon müssen die Teilnehmer erst einen 3,5-Meilen-Lauf (etwa 5,6 Kilometer) bewältigen und danach im anliegenden Marine Creek Lake 800 Meter durch den See schwimmen. Über Livestream können Zuschauer weltweit die Crossfit Games verfolgen. Auch am Ufer des Marine Creek Lake versammeln sich am Morgen des 8. August Crossfit-Fans, um ihre Favoriten anzufeuern.
Das wichtigste Event des Jahres für die Crossfit-Sportler hat gerade erst begonnen, als bei der lokalen Polizei um 7 Uhr morgens ein Notruf eingeht. Ein Teilnehmer soll beim 800-Meter-Schwimmen im See nicht wieder aufgetaucht sein. Eine gute Stunde suchen Polizei und Feuerwehr im See, schließlich birgt die Polizei eine Leiche aus dem Wasser.
Die Gerichtsmediziner identifizieren den Toten später als Lazar Dukic. Der 28-Jährige war Wasserballer, bevor er 2021 zum Crossfit kam. In seiner Heimat Serbien gehört er zu den besten Crossfit-Athleten und auch in Europa zählt er zu den besten 50. Doch wie kam es dazu, dass einer der fittesten Menschen der Welt am 8. August in einem See in Texas ertrank?
Der traurigste Tag in der Crossfit Geschichte
Der Crossfit-Sport kombiniert Gymnastik, Sprint und Gewichtheben. Das Training vermischt Kraft und Ausdauer. Die Athleten gehen bis an ihre Leistungsgrenzen, bis sie nicht mehr können, so das Crossfit-Konzept. Das gleichnamige US-Unternehmen rief das disziplinübergreifende Trainingsprogramm in der Mitte der 1990er-Jahre ins Leben. Mit mehr als zehntausend Fitnessstudios weltweit ist das Unternehmen eine der größten Fitnessketten der Welt. Laut Forbes soll das Unternehmen 2015 einen Jahresumsatz von vier Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Es ist der Veranstalter der Crossfit Games.
Laut der "New York Times" bestätigte Don Faul, der Geschäftsführer des Unternehmens Crossfit, während einer Pressekonferenz wenige Stunden nach dem tragischen Ereignis in Fort Worth, dass ein Athlet während des Schwimmteils der ersten Veranstaltung der Crossfit Games gestorben sei. Faul verwies darauf, dass die Crossfit Games über einen eigenen Sicherheitsplan für den Wettbewerb verfügten, der den Behörden mitgeteilt worden sei. Die ausstehenden Veranstaltungen des ersten Wettkampftages wurden abgesagt. Informationen zur Ursache des Ertrinkens liegen eine Woche nach dem Unfall nicht vor. Die Strafverfolgungsbehörden untersuchten die Pläne der Veranstaltung und die Umstände des Ertrinkens, sagte Faul dem Sender WFAA.
In den sozialen Medien teilten die Crossfit Games mit, dass das Wohlergehen der Wettkämpfer oberste Priorität ist. "Wir über dieses tragische Ereignis untröstlich sind", heißt weiter. Ein wenig später veröffentlichter Beitrag soll dem verstorbenen Athleten Tribut zollen. Es sei der traurigste Tag in der Geschichte des Crossfit-Sports gewesen. Die gesamte Crossfit-Gemeinschaft sei erschüttert über den Verlust von Dukic. "Lazar war einer der talentiertesten Wettkämpfer unseres Sports, aber er war viel mehr als nur ein Athlet", heißt es.
Livestream zeichnete den tragischen Moment auf
Die Livestream-Aufzeichnung des US-Senders ESPN, die WFAA zur Verfügung steht, dokumentiert das schreckliche Ereignis. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Schwimmer im Teilnehmerfeld während des 800-Meter Schwimmwettkampfes ungefähr hundert Meter vor der Ziellinie ins Straucheln gerät. Wenige Meter Luftlinie auf dem Wasser entfernt sind Rettungsschwimmer auf Paddelboards am Seitenrand der Strecke zu sehen. Der Schwimmer hat Probleme, seinen Kopf über Wasser zu halten. Schließlich verschwindet er unter Wasser und taucht nicht wieder auf.
Cole Learn, ein Crossfit-Sportler aus der kanadischen Stadt Ontario, war unter den Zuschauern, die am Ufer des Sees den Wettkampf verfolgten. Im Interview mit WFAA berichtete Learn, dass er und andere neben ihm in der Zuschauermenge bemerkt hätten, dass Dukic im Wasser Probleme hatte. Als Dukic nicht mehr aufgetaucht sei, soll ein Mensch aus dem Publikum in den See gesprungen sein. Eine Rettungsschwimmerin auf einem Paddleboard hat diese Person zurückgepfiffen und sie angewiesen, das Wasser zu verlassen, so der Augenzeuge weiter.
Auf den Hinweis der Person, dass jemand am Ertrinken sei, soll die Rettungsschwimmerin zu dem Punkt gepaddelt sein. Die Rettungsschwimmerin soll kurz um die Stelle herumgepaddelt sein. Dann kehrte sie laut Augenzeugenbericht zurück an ihren Ausgangspunkt am Seitenrand des Schwimmerfeldes. "Ich habe das Gefühl, an diesem Punkt hätte sie abpfeifen und den Wettkampf beenden müssen", sagte Learn.
Der Wettbewerb ging am nächsten Tag weiter
Nach dem tragischen Unfall wurde der Wettbewerb am folgenden Tag wieder aufgenommen. Über diese Entscheidung hat der Veranstalter laut eigener Angaben mit den Athleten und der Familie von Dukic beraten. Es folgten drei Tage, in denen sich die Athleten in diversen Crossfit-Übungen wie Ausdauerlauf, Sprint, Springen, Seilklettern, Gewichtheben oder auch Burpees, einer Mischung aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung, miteinander messen. Der 21-jährige Amerikaner James Sprague gewann den Titel "fittester Mann der Welt". Zum siebten Mal siegte die 31-jährige Tia-Clair Toomey-Orr aus Australien. Die gebürtige Australierin wurde zur "fittesten Frau der Welt" gekürt. Um Dukic zu ehren, hielten die Athleten eine Schweigeminute ab.

Crossfit-Athleten während einer Schweigeminute in Fort Worth, Texas.
(Foto: picture alliance / Newscom | Amanda McCoy)
Einige Teilnehmer zogen sich ganz aus dem Wettbewerb zurück. Darunter auch Jeffrey Adler, der amtierende "fitteste Mann" und Laura Horváth, die amtierende "fitteste Frau" der Crossfit Games 2023. Gemeinsam mit anderen Crossfit-Athleten postete die Ungarin Horvath ein Statement auf Instagram. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine weitere Teilnahme an den Crossfit Games 2024 für Lazar nicht die Ehre wäre, die wir uns wünschen würden." Weiter heißt es: "Die für den Wettbewerb in diesem Jahr vorgeschlagenen alternativen Wege stimmten nicht mit unseren persönlichen Ansichten überein."
Der Bruder des Verstorbenen, Luka Dukic, der ebenfalls Teilnehmer bei den Crossfit Games 2024 war, schrieb in einer Story auf Instagram, der Tod seines Bruders "hätte verhindert werden können, und daran führt kein Weg vorbei."
Sicherheitsbedenken wegen Hitze in Texas
Der neunfache Crossfit-Games-Teilnehmer Brent Fikowski aus Kanada ist Präsident der Professional Fitness Athletes Association (PFAA), die sich für strengere Sicherheitsprotokolle einsetzt. Vor wenigen Tagen veröffentlichte Fikowski eine längere Mitteilung auf Instagram, in der er beschreibt, wie die PFAA sich für mehr Informationen zu den Sicherheitsprotokollen für die diesjährigen Spiele einsetzte und dabei Bedenken wegen der Temperaturen in Texas geäußert hatte.
In dem Post zitiert Fikowski E-Mails, die PFAA vor der Austragung der Games an Crossfit gesendet haben soll. Darin heißt es: "Das Risiko, nicht auf die Hitze vorbereitet zu sein und im Freien anzutreten, ist jedoch erschreckend." Doch auf dieses Feedback sollen die Organisatoren nicht gehört haben. "They don´t listen", schreibt Fikowski.
Seit 2007 veranstaltet Crossfit die Games jedes Jahr, meistens im Sommer. In den vergangenen Jahren wurde der Wettbewerb in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin ausgetragen. In texanischen Fort Worth überstiegen die Temperaturen in den vergangenen Wochen 35 Grad Celsius.
"Ich weiß zwar, dass Crossfit niemanden verletzen will, aber wenn sie sagen, 'Sicherheit ist unsere oberste Priorität', dann glaube ich das schon lange nicht mehr", so Fikowski in dem Statement. Die Sicherheit der Athleten komme bestenfalls an zweiter Stelle. Diese Strategie ging Fikowski zufolge zuletzt schrecklich schief, mit den tragischsten Folgen.
Quelle: ntv.de, rwe