Remis in Dublin reicht DFB-Elf fast schon qualifiziert
13.09.2007, 11:09 UhrVertrauen gegeben, Leistung zurückerhalten: Bundestrainer Joachim Löw ist beim 3:1 (1:1) der deutschen Nationalmannschaft gegen Rumänien einmal mehr für seine mutigen Personalentscheidungen belohnt worden und durfte sich am Ende in einer "kölschen Party" ebenso wie seine Spieler von den rund 44.500 Zuschauern in der Kölner WM-Arena feiern lassen.
"Es war nicht selbstverständlich, dass mich der Bundestrainer nach meiner langen Verletzungspause schon für die Spiele in Wales und Rumänien nominiert hat. Er hätte auch noch ein paar Wochen warten können. Aber er hat mir das Vertrauen gegeben und ich denke, ich habe ihm dieses Vertrauen zurückgezahlt", meinte Lukas Podolski nach dem Auftritt in seinem ehemaligen "Wohnzimmer", in dem er mit seinem 23. Länderspieltreffer in der 82. Minute den fünften Sieg der DFB-Auswahl in Folge besiegelt hatte.
Zuvor hatte in Joker David Odonkor, dem in seinem 12. Länderspiel der erste Treffer gelang, mit dem 2:1 (65.) ein weiterer Profi das Spiel gedreht, der nicht unbedingt mehr zum engeren Kreis der EM-Kandidaten zählte. "Ich kann mich nur bei Joachim Löw bedanken, dass er mir nach meiner schlechten Leistung in England eine weitere Chance gegeben hat", sagte der Spanien-Legionär von Betis Sevilla.
"Sind noch lange nicht auf der Überholspur"
Für Löw selbst war die Leistungsexplosion seiner beiden zuletzt fast in die Vergessenheit geratenen WM-Helden aber keine Überraschung. "Sie spiegeln den Charakter der Mannschaft wieder. Sie sind wissbegierig, sie wollen besser werden. Das zählt sich am Ende aus." Der nachnominierte Odonkor habe sich durch eine kontinuierliche Leistungssteigerung im Training wieder für einen Einsatz empfohlen, bei Podolski sei ihm immer klar gewesen, "dass man an so einem Spieler festhält".
Der Bundestrainer, der eventuell schon im Winter seinen bis zur EURO 2008 laufenden Vertrag mit dem DFB vorzeitig bis zur WM 2010 in Südafrika verlängert, warnte aber trotz der imposanten Bilanz unter seiner Führung vor Selbstzufriedenheit: "Wir sind noch lange nicht auf der Überholspur. Uns muss es dauerhaft gelingen, pro Saison fünf, sechs Spieler an die Nationalmannschaft heranzuführen. Das muss unser Ziel sein. In diesem Bereich müssen wir noch vieles optimieren."
Dass Löw, der in seinem 14. Länderspiel als Bundestrainer den 12. Sieg feierte und bei dem Test gegen die zuvor 14-mal in Folge ungeschlagenen Osteuropärer gezwungenermaßen als auch freiwillig auf mehr als ein halbes Dutzend Stammspieler verzichtete, der Vater des deutschen Höhenfluges ist, steht aber für die Spieler außer Frage. "Da sieht man, was hinter der Arbeit des Trainers steckt", lobte Torwart Timo Hildebrand, der in seinem sechsten Länderspiel nach dem frühen 0:1 durch Dorin Goian (3.) mit einigen guten Paraden einen höheren Rückstand verhindert hatte.
"Sieg hat viel mit Selbstvertrauen zu tun"
Und auch Kapitän Bernd Schneider, dem für seine Verhältnisse sensationell per Kopf kurz vor der Pause (42.) der Ausgleich geglückt war ("Ich habe schon viel mit Köpfchen gemacht, aber ein Kopfballtor noch nicht"), hatte für den Bundestrainer nur Komplimente parat: "Dieser Sieg hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. Und das hat der Bundestrainer allen Spielern gegeben", meinte der Routinier.
Dass der WM-Dritte nach der erfolgreichen zehntägigen Dienstreise mit dem Sieg in der EM-Qualifikation in Wales (2:0) und dem Prestigeerfolg gegen die Rumänen mit breiter Brust zum nächsten EM-Qualifikationsspiel nach Irland (13. Oktober) reist, steht außer Frage. In Dublin kann mit einem Remis die EM-Fahrkarte nach Österreich und in die Schweiz vorzeitig gesichert werden.
"Das war ein deutliches Ausrufezeichen an die anderen Länder in Europa, dass wir den Rumänen, die 14 Spiele nicht verloren hatten, so überlegen waren", erklärte Thomas Hitzlsperger, der ebenso wie Bastian Schweinsteiger allerdings nicht so effektiv war wie in Cardiff.
Aber gerade weil es spielerisch nicht so leicht wie zuvor gegen die Briten lief, war der Aufschwung in Hälfte zwei umso bemerkenswerter. "An eine Niederlage habe ich eigentlich nicht gedacht. Es ist eine unserer ganz großen Stärken, dass wir immer an den Sieg glauben", versicherte Löw.
Von Jürgen Zelustek und Marc Schmidt, sid
Der Fahrplan 2007/08 der deutschen Nationalmannschaft im Überblick:
13. Oktober 2007, EM-Qualifikation: Irland - Deutschland in Dublin
17. Oktober 2007, EM-Qualifikation: Deutschland - Tschechien in München
17. November 2007, EM-Qualifikation: Deutschland - Zypern in Hannover
21. November 2007, EM-Qualifikation: Deutschland - Wales in Frankfurt/Main
6. Februar 2008, Länderspiel: Österreich - Deutschland in Wien
26. März 2008, Länderspiel: Schweiz - Deutschland (Ort und Zeit noch offen)
Quelle: ntv.de