Neues Geschütz gegen Hoyzer DFB erstattet Anzeige
26.01.2005, 09:31 UhrDer Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gegen den unter Betrugsverdacht stehenden Schiedsrichter Robert Hoyzer Anzeige erstattet. "Der Deutsche Fußball-Bund hat am Mittwochnachmittag bei der Staatsanwaltschaft Berlin wegen des bekannten Sachverhalts in der Angelegenheit Robert Hoyzer Strafanzeige erstattet. Die am Dienstag angefragte Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte auf die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Berlin verwiesen", schreibt der DFB in einer Mitteilung.
Ziel sei es, zusätzlich zu den weiter andauernden Untersuchungen des Kontrollausschusses staatsanwaltschaftliche Ermittlungsmaßnahmen zu veranlassen, die ausschließlich staatlichen Organen, nicht aber dem DFB erlaubt seien, heißt es weiter. "Der DFB erhofft sich insbesondere die Klärung der Frage, welche Personen hohe Wetteinsätze auf die von Robert Hoyzer geleiteten Spiele gesetzt haben und ob eine Verbindung von ihnen zu Robert Hoyzer besteht."
Der Berliner Hoyzer wird verdächtigt, unter anderem das Erstrundenspiel im DFB-Pokal zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) manipuliert zu haben. Mindestens fünf Partien soll der 25-Jährige verschoben haben - um damit Ergebnisse zu erzielen, auf die er zuvor gewettet hatte. Hoyzer, der sich mittlerweile von einem Essener Star-Anwalt vertreten lässt, bestreitet die Vorwürfe.
Verdacht gegen Schiri Marks
Unterdessen steht mit dem ebenfalls aus Berlin stammenden Unparteiischen Dominik Marks ein weiterer Schiedsrichter unter Verdacht. Marks fiel beim Regionalligaspiel zwischen den Amateuren von Hertha BSC Berlin und Arminia Bielefeld (2:1) am 11. August 2004 durch sonderbare Entscheidungen auf. "Das Spiel war ein Skandal, da ist einiges kurios gelaufen. Bielefeld schoss beim Stand von 0:0 ein klares Tor, aber es fand keine Anerkennung. Hinzu kamen noch andere merkwürdige Entscheidungen", sagte Bielefelds Manager Thomas von Heesen dem "Hamburger Abendblatt".
Marks soll allerdings der einzige weitere Referee sein, der unter Manipulationsverdacht steht. Marks hat sämtliche gegen ihn erhobene Vorwürfe bestritten. Alle Anschuldigungen gegen ihn seien völlig haltlos, soll der 29-Jährige im Gespräch mit Klaus Ladwig, dem Schiedsrichter-Chef im Landesverband Sachsen-Anhalt, erklärt haben. Dennoch dürfte sich der DFB-Kontrollausschuss in Kürze mit dem Fall befassen.
Mittlerweile sind nicht nur die Unparteiischen im Blickfeld der ermittelnden Behörden. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die Vorermittlungen im Fall Hoyzer eingeleitet hatte, rechnet damit, dass auch Profis in den Wettskandal verstrickt sind. "Wir müssen in Betracht ziehen, dass noch andere Personen bis hin zu Spielern an der Sache beteiligt sind. Man muss natürlich damit rechnen, in ein Wespennest zu stoßen", erklärte Staatsanwalt Joachim Geyer in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Neue Qualität
Die Manipulationsvorwürfe gegen den 25-jährigen Hoyzer erhielten durch mögliche Kontakte zur kroatischen Mafia und ins Visier geratene Profis eine neue Qualität. Berichte, wonach Hoyzer regelmäßig Kontakte zur kroatischen Unterwelt unterhalten haben soll, kommentierte DFB-Pressechef Harald Stenger gegenüber dem Hamburger Magazin "stern" mit den Worten: "Diese Erkenntnis haben wir auch."
Hoyzer selbst ließ unterdessen verlauten, dass er um die Fortsetzung seiner Karriere kämpfen will. Der Student hatte am Mittwoch über seine Anwälte verbreiten lassen, dass er seinen am vergangenen Freitag erklärten Rücktritt als Referee wieder rückgängig machen wolle. "Wir haben gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund die so genannte Rücktrittserklärung, die unser Mandant am 21. Januar 2005 in Frankfurt unterschrieben hat, angefochten", erklärte das Essener Anwaltsbüro Holthoff-Pförtner per Pressemitteilung.
Auch St. Pauli protestiert
Die Anwälte des Schiris richteten außerdem heftige Vorwürfe an die Adresse des DFB. "Unser Mandant war am 21. Januar unter einem Vorwand nach Frankfurt gebeten, dort dann mit Vorwürfen konfrontiert und zur 'Vermeidung weiterer Nachteile für ihn' mit Nachdruck veranlasst worden, eine Erklärung zu unterschreiben, von der er nicht mal eine Kopie erhalten hat." Die Hoyzer-Juristen betonten weiter, dass ihr Mandant bisher nicht aus seinem Klub Hertha BSC Berlin ausgetreten sei und dies auch nicht vorhabe.
Inzwischen hat sich auch Regionalligist FC St. Pauli in die Vielzahl der protestierenden Klubs eingereiht. Der Verein hat den DFB aufgefordert, die Ermittlungen auch auf das von Hoyzer geleitete Punktspiel der Hamburger gegen den VfL Osnabrück (2:3) vom 14. August 2004 auszuweiten. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, da wir in der Partie in der 79. Minute einen Platzverweis und einen Elfmeter hinnehmen mussten und dadurch verloren haben. Beide Entscheidungen sind einhellig als umstritten bewertet worden", sagte St. Paulis Geschäftsführer Frank Fechner.
Quelle: ntv.de