Güteangebot an Fan-Club-MitgliederDFB rudert bei EM-Ticket-Vergabe zurück

Das deutsche Vergabeverfahren für EM-Tickets löst eine Welle der Empörung aus. Das Bundeskartellamt schaltet sich ein. Jetzt tritt der DFB selbst auf den Plan und macht ein Angebot - davon profitieren allerdings nicht alle Fans.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) macht im Zusammenhang mit der umstrittenen Vergabepraxis für Eintrittskarten zur Fußball-Europameisterschaft Anhängern der Nationalmannschaft ein Güteangebot. Im März hatte das Bundeskartellamt unter dem Verdacht des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung ein Verfahren gegen den DFB eingeleitet.
Der DFB-Vize für Rechtsfragen, Rainer Koch, sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass man Rückmeldungen aus dem eigenen "Fan Club Nationalmannschaft" sehr ernst nehme - unabhängig von der Prüfung durch das Bundeskartellamt. Das Angebot des DFB richtet sich nun an Fans, die nach dem 11. November 2015 in den Fan Club eingetreten sind. "Jedes Mitglied, das nach dem 11. November 2015 eingetreten ist, um damit seine Chance auf ein EM-Ticket zu erhöhen, aber dann im Vergabeverfahren keine Karte erhalten hat, bekommt die Möglichkeit wieder auszutreten", so Koch. Damit erhielten betroffene Fans ein Sonderkündigungsrecht: Auch der gezahlte Jahresbeitrag solle ich voller Höhe erstattet werden.
Verfahren wegen "Ausbeutungsmissbrauchs"
Das Bundeskartellamt hatte ein Verwaltungsverfahren gegen den DFB eröffnet, weil der Verband den Ticketerwerb an eine kostenpflichtige Mitgliedschaft im Fan-Club gekoppelt habe und spricht von einem möglichen "Ausbeutungsmissbrauch". Die Wettbewerbshüter bemängelten, dass der ohnehin schon schwierige Erwerb von Tickets durch die anfallenden Kosten für die Mitgliedschaft im DFB-Fan-Club weiter behindert würde. "Eine derartige Kopplung könnte einen Ausbeutungsmissbrauch darstellen", teilte Kartellamtschef Andreas Mundt im März mit.
Der DFB-Vize Koch hielt nun dagegen und betonte, dass der Mitgliedbeitrag schließlich auch den Fans zugutekommt: "Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der Mitgliedsbeitrag des Fan Club Nationalmannschaft nicht in die Kassen des DFB fließt, sondern für die Fanarbeit eingesetzt wird, unter anderem für Fan-Anlaufstellen in unseren EM-Spielorten", sagte er der FAZ.
Käme das Kartellamt zu dem Schluss, dass der DFB tatsächlich missbräuchlich gehandelt hat, kann sie den Verband anweisen, die Praxis zu unterlassen. Die Verantwortlichen ließen bisher offen, ob das Verfahren noch den aktuellen Verkauf erfassen wird - die EM im Frankreich beginnt bereits im Juni.